19. März, Floreana, Galapagos.
Inzwischen erlebe ich schon meinen neunten Tag auf Galapagos, habe meine Schiffstour schon hinter mir und bin jetzt auf eigene Faust seit zwei Tagen on Tour. Heute Morgen mit einem kleinen Motorboot nach Floreana, eine der bewohnten Inseln mit einer sehr kleinen Gemeinde, fast völlig ohne touristische Infrastruktur. Zuvor verbrachte ich zwei herrliche Tage auf Santa Cruise in Puerto Ayora, nachdem ich dort wieder nach meine sieben tägigen Schiffstour gestrandet bin.
Natürlich habe ich wieder so viel erlebt, ja wo fange ich an? Zurück in die Vergangenheit zu gehen fällt mir wirklich nicht leicht, gefällt mir doch das Leben im Hier und Jetzt so viel besser! Gegen das Vergessen werde ich mich nun doch lieber Erinnern, die Erlebnisse sind einfach zu schade, um sie nur mit den Fotos zu erzählen. Der Anfang fällt mir einfach schwer. Schaue ich doch einmal in mein kleines Büchlein.
Zurück zum 10. März.
Ich stehe in einer langen Schlange am Flughafen in Guayaquil an und staune über mich! „Man bin ich schon zu einer coolen Reisenden geworden – was habe ich nur die Ruhe weg! Langes Anstehen halte ich mit einem Lächeln im Gesicht aus, nutze diese Zeit eher zum Unterhalten mit anderen Reisenden!“ Hinter mir stand eine sehr nervöse Schweizerin, die große Angst hatte ihren/unseren Flug zu verpassen. Ich antwortete nur mit einem stoischen Lächeln, dann müssten sie ohne Passagiere fliegen, denn diese standen ja alle hier an.
Um nach Galapagos ein reisen zu können mussten wir uns erst einmal registrieren und unser Gepäck auf Keime checken lassen, das dauerte! Nachdem wir dies geschafft hatten, ging alles sehr schnell und schon war Boarding time. Endlich saß ich in einem halb vollen Airbus 320, der etwas älter aussah und zum ersten Mal verdreckt war. In meiner Vorfreude schrieb ich noch von den Riesenschildkröten, die ich mir auf der Rancho Primicias anschauen wollte, hatte nur noch keine Ahnung, wie ich dort hinkommen sollte.
In Galapagos ankommen heißt in erster Linie erst einmal für mich „Dollar Islands“! 20 $ Airport Gebühr, 100 $ National Park Eintritt, 5 $ Bus, 3 $ Fähre, 18 $ Taxi nach Puerto Ayora; der Gemeinschaftsbus war schon abgefahren, bis ich mich endlich entschieden hatte, wie ich meine nächsten 10 Stunden verbringen möchte, um auf mein Schiff zu können, inklusive meines gesamten Gepäcks, das ich nirgends in der Wildnis lassen konnte.
Wie komme ich jetzt zu meinen Riesenschildkröten, hieß es doch, dort könnte ich ein paar Stunden verbringen? Eigentlich stand ich genau an meinem Schiffsanlegeplatz, nur war mein Schiff noch nicht im Hafen, 9:30 Uhr war es gerade einmal, um 18 Uhr sollte ich erst hier sein.
Jede Menge Taxidriver redeten alle auf einmal auf mich ein, 18 $ bis nach Puerto Ayora …….., ja, da will ich aber nicht hin, Rancho Primicias, bitte schön; 40 $! Wie gesagt Galapagos erschien mir am Anfang das Dollar Archipel zu sein. Warum 40 $, ja in den Bergen, nein ist doch auf der Strecke zu Puerto Ayora …..! Mir reichte es und sagte, ok, ich fahre mit dem Bus! Plötzlich war keiner mehr da, der auf mich einredete. Interessante Erfahrung wieder einmal – stresst mich schon beim Schreiben wieder.
Der Bus stand zwar mit offenen Türen dort, hatte allerdings nicht vor nur mit mir einmal die Insel zu queren und weitere Fluggäste waren erst am Nachmittag zu erwarten. Da hatte ich mich leider verkalkuliert! So trottete ich mit meinem Gepäck wieder in Richtung Taxis, die nun so gar nicht an mir interessiert waren, nur einer kam auf mich zu. Ein netter junger lächelnder Mann, Jose kam somit ins Spiel. Wohin möchte ich denn. Ja eigentlich wollte ich zu den Schildkröten und dort meine Zeit verbringen, nur keiner will mich von dort wieder hierher fahren. Ok, 18 $ bis nach Puerto Ayora, genug Zeit, um dort meinen Tag zu verbringen, heißt auch 18 $ wieder zurück und die Schilkröten?
So saß ich nun endlich in einem der Taxi Pickups, die hier auf den Inseln umher fahren. Können wir auf dem Weg bei den Twins halten? Ja, Los Gomelos, zwei riesige Vulkan Krater, die nach 5 km an der Straße lagen. Jose zeigte mir von hieran alles was auf der Strecke lag, auch die Rancho Primicias mit den Giant Galapagos Schildkröten. Es bereitete ihm sogar ein großes Vergnügen, führte er mich persönlich durch das Gelände. Sein Englisch und mein Spanisch reichte für einen unterhaltsamen Tag, meine große Tasche lag gut verschlossen auf der Rückbank, nur mein Fotorucksack hing mir schwer am Rücken. Selbst diesen nahm Jose mir zeitweise ab. Auch wenn mir klar wurde, dass ich mit 18 $ kein Taxi für mich einen Tag lang haben konnte; Jose machte seine Sache so gut, kein Guide hätte mich besser führen können. Schon mitten auf einer der Straßen begegneten wir einer Riesenschildkröte. Mir fielen plötzlich die Elefanten in Afrika ein, zur großen Freude von Jose. Auch sie liefen direkt vor unser Auto, trotz oder wegen des National Parks. So erwanderte ich auch den vulkanischen Tunnel, ein Tunnel, der ohne menschliche Hilfe vor Millionen Jahren entstanden ist. Nur an einer Stelle muss man über den Boden kriechen, haha und ich mit meinen 12 kg Fotorucksack. Etwas verdreckt erkrabbelten wir diesen Teil gemeinsam, ganz Gentleman nahm Jose meinen Rucksack an sich.
Zu meinem großen Erstaunen wächst im kleinen Hochland auf Santa Cruise Kaffee, tropische Verhältnisse herrschen hier. Riesige Bananenstauden säumen unseren Weg, eine der Haupteinnahmen dieser Insel. „Organik“ Kaffee erwarb ich in einer kleinen Rösterei in Bellavista, einem Ort noch in den Bergen gelegen. Fortan duftet es hervorragend in meiner rückwärtigen Tasche, gut konserviert bis nach Deutschland, sofern mir dies niemand abnimmt. Habe ich nicht gerade 5 1/2 kg nach Hause gesendet, eins ist schon wieder on Top!
Doch am Eindrucksvollsten war der Besuch der Rancho Primicias. Ein Gelände mit Höhen und Tiefen, Wasserlöchern und Mangrovenwald. Überall lagen oder wälzten sich riesige Schildkröten umher. Völlig frei konnte ich ihnen begegnen, ohne Zäune und Abgrenzungen – was für gigantische Tiere, 100 bis 150 Jahre alt zum Teil. So hatte ich nun doch meinen Traum umsetzten können – Galapagos gehört für mich zusammen mit diesen gigantischen Tieren.
Nach Stunden kamen wir in Puerto Ayora an, eine Stadt voller Leben, Schiffen und touristischen Agenturen. Am Hafen ließ mich Jose aussteigen. Ich staunte nicht schlecht über das Türkis klare Wasser. Er fuhr für vier Stunden mit meiner Tasche weitere Taxitouren und ich eroberte den Hafen, fuhr gleich mit einem Boot Taxi für 80 Cent auf die andere Seite und landete in einer kleinen Strandbucht, vorgelagert von einem Luxus Hotel. Gegessen hatte ich bis dahin gerade einmal eine Banane, geschenkt bekommen von der Kaffeeplantage. Da ich in der näheren Umgebung nichts anderes fand, ging ich zur Hotelbar und orderte mir meine Belohnung: „ Hey, ich bin auf den Galapagos“, einen Gin Tonic und Nüsse! Das Hotel lag wunderschön auf einer Halbinsel vorgelagert von Puerto Ayora, Übernachtungen ab 300 $! Einen Gin Tonic in der Hotelbar hatte es auch schon in sich, war dennoch ein Genus.
Direkt vor meiner Nase versuchte ein Fischreiher sich am Wasser dieses nach Chlor riechenden Pools zu erfreuen, umgeben von gut gefütterten Gästen mit ihren Büchern vor der Nase. So stelle ich mir keinen Besuch auf den Galapagos vor!
Ja, ich bekam auch wirklich pures Abenteuer geboten, einschließlich Zicken Alarm meines Guides Graziella, die es am Anfang mit mir wohl nicht gut aushielt, allein reisende ältere Frau ist ihr wohl noch nicht begegnet. Anerkennung meinerseits hat da mal wieder gut funktioniert, inklusive klarer Grenzen setzen. Doch hier greife ich etwas vor!
Um 18 Uhr setzte mich Jose nach herzlicher Umarmung und 50 $ für den ganzen Tag, zwei Taxitouren hätten mich schon 36 $ gekostet, direkt vor dem schon auf mich wartenden Zodiac ab. Graziella schob mich recht unsanft auf den Platz, ungnädig so lange auf mich warten zu müssen. Hola, wer wartet denn hier schon den ganzen Tag? Erst später erfuhr ich von Danny und Chelsea, ein junges Pärchen aus London, dass sie schon den Tag über mit Graziella unterwegs waren; wenn man dies denn gesagt bekommen würde!
Zuerst waren wir statt 16 Leute nur zu Dritt auf dem Schiff „Floreana“, ja mein Schiff hieß genau wie die Insel, die ich gerade besuche. In der Nacht folgten noch Luisa und Bastian aus Berlin, wie alle später folgenden auch sehr jung.
Auf dem Schiff angekommen, war ich natürlich überglücklich eine Kabine für mich alleine zu haben, so unglaublich klein und das Bad sehr offen und direkt.
Die Glocke, sie sollte für die nächsten 7 Tage unser Kommando Ruf werden, läutete zum Dinner. Vor uns stand eine sechs köpfige Crew in blitze weißen Dress, einem kleinen Glas Wein in der Hand um uns „Drei“ zu begrüßen. Graziella meinte nur, dies sei der einzige Moment die Crew so zu sehen. Wieder war es ein junger Jose, der sich als der Freundlichste entpuppte und zu meinem ganz persönlichen Fan wurde. Zuständig war er für uns Gäste im Service, somit bekam er all unsere Vorlieben … mit.
Unser Dinner startete mit einer Art Spargelsuppe, angereichert mit Champignons. Nach meinem Bananen Tagesmenu das Erste was ich wieder zu mir nahm. Prompt gingen wieder meine Bauchkrämpfe los und der unvermeidliche Weg in meine Kabine. Wie gut, dass ich dort alleine schlief.
Am Tage waren wir meist unterwegs oder im Wasser, so entschied ich mich für den ersten Tag erst einmal zu fasten und trank nur meinen Magen Tee, Wasser und nahm eine der Hammertabletten, um überhaupt von Bord zu können. Funktionierte perfekt.
Die Floreana fuhr nachts zu den nördlich gelegenen Inseln, überquerte somit den Äquator und landete auf Genovesa, einer sehr kleinen unbewohnten Insel. Am frühen Morgen machten wir, inzwischen zu Fünft mit Graziella unsere erste Wanderung vom Strand aus durch Lava Felsen und Mangroven. Was für herrliche Vögel bekamen wir hier zu sehen, Frigate Birds, die Männchen mit ihren großen roten Blasen unter dem Schnabel, die blau und rot füßigen Bobbies, Nazca Bobbies und die knallrote „Sally lightfood Crab“, eine große Krabbe, die man überall auf den schwarzen Lava Steinen auf Galapagos finden kann. Das Schönste war, schon wie in der Antarktika, dass die Vögel kleine Küken in ihren Nestern sitzen hatten und wir sie aus nächster Nähe beobachten und natürlich fotografieren konnten.
„Nicht näher als 2 Meter heran gehen und nur auf den vorgezeigten Wegen bleiben, kein Flash benutzen ….“, so Graziellas Anweisungen in einem Ton, der nicht freundlich klang sondern zum Befehl wurde. Wir Gäste schauten uns nur an und folgten etwas angesäuert. Nein, das nimmt mir nicht den Spaß an diesem herrlichen Ort.
Zurück zum Schiff mussten wir uns sehr schnell zum Schnorcheln umziehen. Ja, was ziehe ich mir nur über meinen Badeanzug, die anderen hatten sich kurze Taucheranzüge ausgeliehen. Ich entschied mich schon wie in Malaysia nur für ein T-Shirt und die Beine schmierte ich dick mit Sonnencreme ein, sah natürlich nicht so professionell aus.
Mit dem Zodiac wurden wir ans äußere Ende der El Barranco Bucht gebracht. „Ready to go“? Beine rüber und ab ins tiefe Wasser. „Immer zusammen bleiben und wenn ihr nicht mehr könnt, wir folgen euch“! Ok, der erste Blick hinunter in die Tiefe entspannte mich sehr schnell. Wie wunderbar, so viele farbig schillernde Fische unter mir, ja ähnlich wie in Malaysia, doch viel größer. Und ich habe keine Unterwasserkamera und das als Fotografin! Danny besass eine kleine GoPro, mit der er eifrig umherfilmte. Ja, du bekommst Fotos und Videos von mir – noch habe ich sie leider nicht. Wir blieben alle dicht zusammen, die beiden Pärchen hielten sich jeweils an den Händen, ein Gefühl der Sicherheit und ich ….! Plötzlich schwammen zwei Sharks an uns vorbei. Oh je, zwischen Faszination und Schreck kommt bei uns auf, Danny wollte sie unbedingt filmen, so schwammen wir hinterher – zu diesig für die Kamera und ich war froh, sie nicht mehr sehen zu können. Ein Blick nach oben, ja der Zodiac war noch da.
Diese Situation sollte noch so manches Mal folgen, nein ich habe mich nicht daran gewöhnt! Noch eine Nachmittagswanderung durch die wunderschöne Vogelwelt von Genovesa und unser Schiff fuhr weiter nach Isla Santiago in die Sullivan Bay.
Am nächsten Morgen pünktlich zum Sonnenaufgang ging es um 6 Uhr in die Zodiacs zum anlanden auf einem Lavafluss entstanden im 19. Jahrhundert, also noch sehr jung ist, somit noch nicht bewachsen. 6 Uhr Morgens deshalb, weil es später auf dem schwarzen Lavagrund unerträglich heiß wird. Was für unglaubliche Formationen, fast als seien sie gerade erst erstarrt. Wie gerne wäre ich dort länger als gerade einmal eine Stunde geblieben, doch Graziella hatte es eilig, erzählte viel und lief ununterbrochen weiter. Wie soll man dabei gute Fotos machen. So fiel ich immer weiter zurück, hörte ab und zu, ich hätte zu folgen und Danny, der auch gerne Fotos machte versuchte noch etwas zu vermitteln. Garziella interessierte sich überhaupt nicht für meinen Wunsch Fotos zu machen, obwohl ich ihr dies schon am ersten Tag mitteilte. Eine Stunde über diesen herrlichen Platz zu klettern war einfach zu kurz, Frühstück Hunger und die Wärme schienen sie allerdings anzutreiben. Ein National Park Gesetz heißt, man darf nur als Gruppe über diese Wege laufen, meine war 200 m vor mir. Irgendwann schrie Graziella mich an, ich hätte endlich zu folgen.
Tief durchatmen, nicht wütend werden, vernebelt den Kopf; war ich aber. So schritt ich langsam in die Richtung und bekam noch einmal zu hören, dass ich bei der Gruppe zu bleiben hätte. Mit ruhiger Stimme antwortete ich ihr, dass ich nicht in der Lage sei im Laufen Fotos zu machen. Es sei ihre Aufgabe als Guide auf mich als Gast zu achten und nicht umgekehrt. Danach war Ruhe und ich machte weiter in meinem Tempo Fotos.
Mit ziemlichen Grummeln im Bauch dachte ich über diese Situation nach; noch fünf Tage mit dieser Frau als Guide, das verdirbt mir den ganzen Spaß. Ich bekam große Sehnsucht nach den begeisterten Wissenschaftlern, die uns auf der Antarktika Tour begleiteten, auch hier herrschten die gleichen National Park Gesetze, doch keiner gängelte uns derart. Ich entschloss mich zu meiner eigenen Freundlichkeit ihr gegenüber und fand mehr oder weniger mein eigenes Tempo, machte Fotos, blieb zurück, holte wieder auf und hörte manches Mal nicht hin und Graziella ließ mich in Frieden. Die jungen Leute litten mehr darunter, konnten sich nicht so abgrenzen.
Wir fünf hatten sehr viel Spaß miteinander, teilten unsere Erlebnisse beim Schnorcheln. Inzwischen wurden wir zu Profis, meist ging es zweimal am Tag hinaus. Sea Turtles sind meine absoluten Favoriten. Sie sind meist neugierig auf uns, tauchen etwas auf und schauen uns an, schwimmen weiter und wir folgen ihnen; ein herrliches Vergnügen diese großen Tiere so dahin gleiten zu sehen. Und ich habe keine Kamera und muss auf Fotos der anderen warten.
Eine kurze Tour zur Isla Bartolome, vor dem Pinnade Rock ankerten wir. So ging es wieder am Nachmittag zum Schnorcheln im tiefen Wasser bis an den Strand. Galapagos Shark direkt vor uns, oh nein, I am scary. Kleine Pinguine und große gelbe Rochen bekamen wir zu sehen. Später klettern wir noch den 114 m hohen Felsen hinauf und hatten einen grandiosen Blick über die Lava Landschaft.
Eine kleine abendliche Sonnenuntergangs – Schiffstour zusammen mit einem gemeinsamen Sundowner, brachte uns nach Sombrero Chino, eine kleine Insel vorgelagert von der Insel Santiago, die wie ein chinesischer Hut aussieht.
Den nächsten Morgen begannen wir mit einer Wanderung zu den Sealions und den schwarzen Sea Iguanas. Verwöhnt durch wiederum die Antarktika, beeindruckten mich die paar Sealions zuerst nicht sehr, doch die Iguanas mit ihren Urzeit Gesichtern wurden fortan zu meinem Lieblingsmotiv. Erst meint man sie nur hier zu entdecken, doch überall auf den noch folgenden Inseln bekamen wir sie zu Gesicht.
Wieder eine Schnorchel Tour folgte – Shark direkt unter uns und viele farbige Fische in wunderbar türkisen Wasser. Schiffstour bis nach Santa Cruise, „Whales Bay“, auch hier wurde vor langer Zeit auf Wale Jagd gemacht. Wanderung durch tiefes Gebüsch, in denen wir zwei Giant Turtle sehen konnten.
Weiter ging die Tour bis in den Süden von Isla Isabela nach Puerto Villamil, fortan war unser ruhiges Leben vorbei, Luisa und Sebastian verließen uns, dafür kamen 13 weitere junge Leute auf die Floreana, die schon vorher nicht viel Platz für Privatsphäre ließ. Meine Kabinen Mitbewohnerin hieß Alex und kam aus Vancouver, jung und laut! Haha, Humor ist angesagt. Gleichzeitig war dies der Moment an dem ich entschloss an diesen Trip noch eine zweite Woche in Galapagos anzuhängen und auf eigene Faust zu erkunden. Das ständige Umherziehen reicht mir fast und die Südinseln fehlen mir noch.
Gerade ist hier auf Floreana eine Tagestour Schiffsladung Tagestouristen gelandet, mit denen ich nun unweigerlich zurück fahren muss, sie schnorcheln nun direkt mit dem toten Seelöwen vor der Nase – nichts für mich! Ich habe durch schon wieder einsetzenden Regen und einen toten Seelöwen direkt in meiner Bucht beschlossen diese Insel heute schon wieder zu verlasen, sonst müsste ich noch zwei weitere Tage bleiben, morgen fährt kein Schiff. San Cristobal wird somit morgen früh mein nächstes Ziel sein.
Gleich in dieser Nacht lief die Floreana Richtung San Fernandina, Punta Espinoza aus, laut Graziella eine der schönsten Flecken in den Galapagos. Inzwischen wurde es für mich nicht mehr wichtig, wo ich auf Galapagos war, das was ich zu sehen bekam war einfach großartig. Einige Tiere wiederholten sich und beim Schnorcheln musste man jetzt aufpassen nicht mit anderen zusammen zustoßen. Ja, wieder Revolte gegen den ausnutzenden Tourismus wurde in mir wach; dieses Boot war eindeutig zu klein für 16 Gäste und 6 Crewmitgliedern plus Guide, die auch noch eine der besten Oberkabinen bewohnte.
Wie überall finde ich trotzdem meinen eigenen Weg und ruhige Plätze. Die Mahlzeiten konnte ich dank meiner immer noch anhaltenden Bauch Probleme verkürzen, denn die Mahlzeiten waren für meine Ohren unerträglich laut. Bei den Ausflügen blieb ich schon von Anfang an zurück, so konnte ich auch die Geräusche der Natur hören ohne ständiges Geschnatter und beim Schnorcheln löste sich das Problem meist schon durch schnelleres Schwimmen und Danny und Chelsea zählten mit mir zu den schnelleren. Zweimal schwamm ich die lange Strecke zum Schiff zurück, Sport mit super Aussicht am Grund des Meeres und die Anerkennung der Crew on Top.
Unsere Route führte mich um die Isla Isabela herum wieder bis nach Santiago zurück. Sea-lions und sehr viele Sea Iguanas, Pinguine und wunderschöne einsame Strände bekamen wir noch zu sehen. Schnorcheln konnte wir reichlich, leider hat mir zusammen mit dem salzhaltigen Wasser und Sonne dies meine Lippen verbrannt, was zum Feuer beim Schnorcheln geworden ist. Den letzten Tag hielt ich mich daher etwas zurück und genoss die Freiheit an einem der schönsten Strände auf Isla Rabida für mich faulenzende Sealions und Nistplätze der Blue footed Bobbies zu beobachten. Mitten am Strand wurde ich von Graziella im Zodiac aufgegabelt ohne ein Wort des Vorwurfs! Am Morgen des letzten Tages fragte sie nach meinem Alter, fortan bekam ich nur noch Gutes über mich zu hören. So fit und noch so gut aussehend, Oh lala, so kann sich das ändern.
In meinem kleinen Büchlein schrieb ich die letzten Tage nur Adressen einiger meiner jungen Mitreisenden hinein, Fotos teilen, mein Facebook sichten ….! Am 17. März morgens um 8 Uhr war unser Cruise zu Ende. Wecken um 6 Uhr, da fährt das Schiff zweimal um die Isla Daphne, eine Insel ohne Anlandungsmöglichkeit herum und einigen Nistplätzen der hiesigen Vögel. Der Sonnenaufgang auf den Galapagos ist unglaublich. Ein roter Ball steigt aus dem Meer empor und beleuchtet um sich herum alles in tiefem Rot.
Um acht Uhr wurden wir ziemlich schnell auf der Seite des Flughafens auf Isla Baltra abgesetzt, sehr umständlich für uns, nur zwei flogen auch gleich ab. Der Rest musste irgendwie nach Santa Cruise kommen, diese wieder queren bis nach Puerto Ayora. Eine Unterkunft hatte ich auch noch nicht. Der Abschied von der Crew war sehr herzlich und Jose umarmte mich endlos lange. Mir war gar nicht bewusst, was ich für einen Stellenwert an Bord hatte. Als einzige Frau und noch in meinem Alter zwischen den Jungen hatte ich mich wohl mehr als behauptet, selbst Graziella verabschiedete mich vor der ganzen Gruppe mit all ihrer Anerkennung, die sie am Ende für mich aufbrachte. So war also meine Strategie, ihr einmal kurz klar zu machen, wer hier Gast ist, danach freundlich aber bestimmend zu bleiben, die Richtige. Ich hatte meine Ruhe und den Frieden.
Besonders wichtig ist hierbei, niemals mit Wut im Bauch jemanden entgegen treten, dem man etwas wichtiges zu sagen hat; es werden bestimmt die falschen Worte und der Ton zu bissig. Irgend etwas Anerkennendes findet man bestimmt über diesen Menschen, dies zu erwähnen sollte nicht schwer fallen und danach kann man seinen Standpunkt viel leichter darlegen.
Erst standen wir brav wartend am Flughafen, Graziella war verschwunden. Der erste Bus ignorierte uns, der zweite ebenfalls. Das reichte mir und so ging ich in den Flughafen, entdeckte dort Graziella mit den anderen Flugästen. Was können wir tun, dass uns endlich ein Bus mit nimmt? Ja, geht einfach hin und sprecht sie an. Das hätte sie uns auch schon gleich sagen können, wieder typisch!
Den nächsten Busfahrer fragte ich somit direkt. Er winkte mir zu, ich solle einsteigen. Die anderen auch, ja ja, ok! Schon brauste er los. Am Kanal, den wir mit einem kleinen Boot überwinden mussten, wartenden schon andere Gäste um umgekehrt zum Flughafen zu kommen, nutzten die vordere Tür um einzusteigen, die hintere blieb verschlossen. Ja, wie sollten vielleicht erst einmal aussteigen können, der Busfahrer ward nicht mehr gesehen. Also schoben wir unsere gesamtes Gepäck gegen die Einsteigenden nach vorne, die somit zurückwichen. Was für ein Stress, doch leider eine typische touristische Unart hier auf Galapagos. Man hat bezahlt, danach kann man sehen wo man bleibt, diese Geschichte habe ich öfters gehört.
Auf der anderen Seite wieder das Gleiche wie bei meiner Ankunft. Taxifahrer schreien uns 3 $ entgegen bis nach Puerto Ayora. Wir alle hatten schon die Erfahrung hinter uns, am Ende kommen 18 $ heraus. Also stiegen wir in den lokalen Bus, Gepäck dieses Mal unten in die Stauräume. Da saßen wir 14 nun in der Sonne und warteten auf den Start. Draußen schrien immer noch die Taxifahrer 3 $. Danny rechnete und meinte, bevor wir hier alle schmoren, können wir uns doch drei Taxis teilen. Ja, nichts wie raus hier – Kofferklappen waren geschlossen, ohne unsere Taschen kamen wir hier nicht weg. Ein Gewirr von Menschen umschloss uns, meist die Taxifahrer und irgendjemand bekam die Klappen dann geöffnet. Nun ging die Schlacht um die Taxis los; hier, nein hier …..! Ein Polizist kam dazwischen und verbot den Taxidrivern fünf Leute auf einmal mitzunehmen. Plötzlich wollten diese mehr Dollars, eine endlose Tirade. Irgendwann saß ich mit Alex aus Vancouver und Jess und Alex aus London im Taxi in Richtung Puerto Ayora, allerdings um mein Leben bangend. 130 km fuhr dieser Taxidriver mit uns über die Landstraße, erlaubt waren 80 km.
Da ich jetzt noch schreibe, bin ich gut angekommen, habe gleich eine Bleibe für 25 $ in der zweiten Reihe vor dem Meer gefunden und genoss die Stille; Geräusch empfindlich war ich etwas geworden. Das Brummen des Motors auf dem Schiff und die lauten Unterhaltungen oder gar Nachts der Fernseher der Crew, wirklich Geräuschlos war es in den letzten Tagen nur beim Schnorcheln.
Nun wollte ich erst einmal Puerto Ayora und die nähere Umgebung erkunden und einfach nur einmal schwimmen gehen ohne Abenteuer. Zuerst wollte ich mir eine Unterwasserkamera leihen, kam in ein Geschäft, dass auch Unterwasser Handytaschen verkaufte. Ja, dies ist vielleicht die bessere Idee. Nicht wirklich, die Tasche ist zwar Wasserdicht, doch unter Wasser nicht einfach zu bedienen.
An dem ersten Tag verbrachte ich meinen restlichen Tag an der kleinen Bucht vor dem teuren Hotel, ging schwimmen und tat nichts. Danny und Chelsea kamen noch vorbei und erzählten mir von einem großen Mehrwasser Pool 2km entfernt. Dahin machte ich mich später auf und lief durch einen Kakteenwald, einer Lagune und erklomm einen Felsen. In dieser Felsspalte befand sich eine Art Fjord indem zig Leute eng umher schwammen – interessant zu sehen, doch nichts für mich.
Einen wunderbaren Abend verbrachte ich auf dieser Seite mit Blick auf den Hafen in einem herrlichen Lokal; richtig Appetit hatte ich nach lange Zeit wieder einmal. Von hier hat man einen Blick auf all die anderen Cruise Schiffe, meist der höheren Klasse. Be- und entladen wurden auch sie über Zodiacs, alle gefüllt bis auf den letzten Platz.
Galapagos hat man leider nicht für sich alleine – trotzdem möchte ich diesen Abschnitt nicht einen Tag missen!
Neben meinem Tisch wurde es lebendig, drei lebenslustige junge Frauen setzten sich an den Nachbartisch. Endlose Fotos, Selfies machten sie mit großem Gelächter, ja und ihre Sprache kam mir bekannt vor. Tatsächlich kamen die Drei aus Hamburg, Andrea, Hilke und Sara, Lehrerinnen aus Blankenese, die gerade ihre Märzferien hier verbrachten.
Oh je, Hamburg kommt jetzt schon so dicht zu mir, dabei habe ich doch noch endlos Zeit hier in Ecuador – ein merkwürdiges Gefühl überkam mich. Plötzlich dachte ich darüber nach, das mein Auto wieder angemeldet werden müsste – nein hat noch Zeit.
Eine herrliche Fischsuppe genoss ich, während die Drei sich dabei meine Reisegeschichten anhörten, Fischsuppe schmeckte auch kalt. Immer mehr wollten sie hören, plötzlich war ich wieder im Kaschmir im Zelt mitten zwischen den 300 Schafen oder kletterte keuchend im Himalaya umher, selber wurde auch ich ganz aufgeregt – dies war doch schon so lange her.
Diese drei Frauen, meine neuen Fans, wie sie selber sagten, sitzen wohl nun schon fast wieder Richtung Hamburg im Flieger und müssen morgen direkt Abiturienten Mathematik beibringen. Ein wunderschöner Abend.
Den nächsten Morgen machte ich mich zur Darwin Station auf, eine Station, die sich für die Giant Turtles und den Land Iguanas stark machen, diese züchten und später wieder auswildern. So bekam ich endlich diese wunderbaren farbigen Land Iguanas zu sehen, die man auf Galapagos in Freiheit kaum noch entdecken kann. Auch sie gehören für mich zum Bild von Galapagos.
Es war sehr heiß und ich wollte unbedingt schwimmen und so lief ich genau in die andere Richtung bis zur Tortuga Bay, mitten im National Park. Wieder ging der Weg durch einen Kakteenwald, wunderschöner 2,5 km Schweißtreibender Weg, bis ich auf eine unglaubliche Öffnung zukam. Vor mir lag eine Bucht mit fast weißem feinem Sand und Türkis farbigem Meer. Badeverbot bekam ich schon am Gate zu hören, doch diese kleinen Wellen luden nicht nur mich ein, auch andere sprangen darin herum.
Die leichte Abkühlung tat sehr gut und ja, die Strömung ist hier tatsächlich sehr stark. Der weiße Strand wurde durch tief schwarzes Lava Gestein unterbrochen, darauf krabbelten wieder die knallroten Sally Lightfoot Krebse umher. Weiter lief ich am Wasser entlang bis zu einer Mangrovenbucht. Hier wimmelte es nur so von Sea Iguanas jeglicher Größe, die sich im weißen Sand bestens abhoben. Das kleine Türkise Becken lud wieder zum Baden ein.
Erst später bemerkte ich, dass die Menschen noch weiter gingen und nicht wieder zurückkamen. Ok, da muss also noch mehr sein. Versteckt zwischen Mangroven lag eine riesige Bucht mit ganz stillem Wasser. Im Schatten verweilten all diese Menschen, meist mit Picknick und Flüssigem. Hier war es mir zu voll, obwohl es nicht wirklich überfüllt war, es zog mich wieder zurück zu dem kleinen Becken. Hier hatte ich ein ruhiges Plätzchen und konnte gleichzeitig das raue Meer mit seinen ins Wasser stürzenden Pelikanen beobachten.
Den Abend verbrachte ich noch einmal bei der leckeren Fischsuppe, dieses Mal heiß und wieder saß eine deutsche Familie neben mir. Diese war allerdings alles andere als fröhlich. Eine Mutter stritt sich mit Sohn oder Tochter, vielleicht ein Pärchen und Mutter hatte immer Recht. Nein war ihr Lieblingswort. Ich konnte mich kaum bezwingen dort nicht einzugreifen! Nein, ich will nicht zurück in das meckernde Deutschland!
Für die letzten Tage auf Galapagos hatte ich mich entschieden noch eine andere Insel zu besuchen, Isla Floreana, wo ich mich jetzt nur noch kurz befinde. Mit einem Schnellboot und kleinem Gepäck fuhr ich gestern Morgen um 7 Uhr ab Puerto Ayora Richtung Floreana. Ein Zimmer hatte ich mir noch nicht gebucht, allerdings war die Auswahl nicht wirklich sehr groß. Gelesen hatte ich über die Historie dieser Insel schon reichlich. 1929 siedelte sich ein Arzt aus Deutschland mit seiner Geliebten dort an, später folgte die Familie Wittmer, die noch heute auf der Insel lebt. Als sich noch eine Baroness mit ihren zwei Geliebten dazu gesellte, wurde es aufregend und ungemütlich auf Floreana, dass noch heute zu wilden Spekulationen führt. Hierzu wurde kürzlich ein Artikel in der Welt veröffentlicht, wer also wissen möchte was aus den Menschen dort geworden ist, kann diesen spannenden Bericht nachlesen.
Nachdem ich nach zwei Stunden endlich von diesem lauten Schnellboot herunter war, landete ich an einer Pier, die auch hier mehr den Seelöwen und Iguanas gehörte. Nur mit meinem Rucksack bepackt wanderte ich die Sandstraße entlang, irgendwo sollte es doch eine schöne Bleibe für mich geben, nur wirklich einladend sah es hier nicht aus. Schon etwas unwillig kam ich um die Ecke und wurde von einer blonden Frau auf Englisch angesprochen, auch keine Selbstverständlichkeit hier. „Suchen sie ein Zimmer“? „Ja“! So war ich ganz schnell bei der Familie Wittmer gelandet, Erika, die heutige Besitzerin hatte mich angesprochen. Zimmer waren genügend frei und der Blick war einfach herrlich, direkt an der schwarzen Sandbucht aufs Meer. Schon schnell sprach Erika mit mir Deutsch, ebenso ihre 78 jährige Mutter Ingeborg. Beide sind sie auf Floreana geboren, die Deutschen Wurzeln haben sie nie ganz hinter sich gelassen.
Gestern konnte ich gerade einmal einen Kletterspaziergang entlang der Küste machen, danach ergoss sich der Himmel über mir und hörte erst spät wieder auf. Inzwischen scheint wieder die Sonne und ich sitze schon den ganzen Morgen vor meinem Zimmer mit Blick auf die herrliche Bucht – was für einen schönen Platz zum Schreiben.
Trotzdem werde ich heute wieder zurückschippern, die Infrastruktur ist mir zu wenig und Boote, laut Lonely Planet zu den herrlich angepriesenen Plätzen fahren nicht, niemand hat eine Lizenz vom National Park. So hoffe ich heute noch einen Schlafplatz in Puerto Alyora bei meinem Gepäck zu bekommen und morgen früh mit dem Schiff nach Isla Cristobal fahren zu können.
Die Rückfahrt mit dem Schnellboot nach Puerto Ayora war eher ein unfreundliches Vergnügen, eingepfercht zwischen zu vielen Leuten auf diesem kleinen Boot mit zwei riesigen lauten Motoren. Unterhalten und bewegen kann man sich nicht, nur aufs Wasser starren. In meinem Hostal fand ich mein Gepäck in einem Schrank wieder und bekam ein Bett in einem Zimmer, das zwar Fenster hatte, doch dahinter begann nach 10 cm das nächste Haus – Bauvorschriften scheint es hier nicht zu geben.
Am Abend traf ich noch einen weiteren Gast unseres Cruises wieder, Joseph aus London stolperte über meinen Tisch. Er hatte gleich im Anschluss noch eine drei tägige Tour gebucht, ging allerdings mit einem Zodiac dabei unter. Ein Schnellboot hatte sie versänkt, wie ich diese Dinger hasse.
Einmal muss ich noch nach San Cristobal damit fahren. Die Fahrt mit dem Schnellboot, diesmal gleich mit drei Motoren war wieder kein Vergnügen. Um mich herum wurden gleich mehrere Seekrank und hingen entsprechend über ihren Tüten und das Boot hatte auch schon einmal bessere Tage gehabt. Weiter nachdenken habe ich mir verboten.
So manche Bemerkungen (22. März) über meine Rückkehr nach Deutschland befinden sich noch in meinem kleinen Büchlein, sicher interessant, was so die nächsten Tage mir noch so in den Kopf kommen mag. Eines tue ich auf jeden Fall nicht – Tage zählen!
24. März in San Cristobal
Nun habe ich doch die Tage gezählt, unglaublich wie schnell jetzt die Zeit vergeht. Der Familie Wittmer bin ich auf Umwegen treu geblieben, Erikas Schwester Trulli lebt mit ihrem Mann Ivan auf San Cristobal, wo ich mich jetzt befinde. Auch wenn Trulli bei ihrem Sohn in Quito ist, so werde ich besonders nett von Ivan versorgt. Englisch spricht er kaum, so verständigen wir uns wieder einmal mit meinem grausamen Spanisch und dem Übersetzungsprogramm.
Eigentlich hatte ich für heute einen Bootsausflug gebucht, diesen allerdings wieder absagen müssen, da ich mir gestern eine Fischvergiftung eingehandelt hatte, die mich komplett matt gesetzt hatte. Kein Vergnügen, Ivan mein Hostelbesitzer, wollte mich schon ins Hospital bringen! Hilfe, nein – nicht noch so ein Hospital wie in Indien. Mag sein, dass auf Galapagos die Krankenhäuser besser sind? Meine eigene Rezeptur brachte mich inzwischen wieder auf die Beine, zum Teil noch aus den Seglerjahren stammend. Um die Galle wieder zu beruhigen, hilft bei mir ein Schluck warmes Bier, Wasser und Tee nicht. Ist es die Hefe im Bier, keine Ahnung, auch dieses Mal hat es geholfen. Ivan wollte mir erst keines besorgen – Hospitale ….! No ….! Allerdings konnte ich mich danach nicht auf den Beinen halten, also musste der nächste Trick her, eine leichte Brühe. Wieder schwang sich Ivan auf sein Fahrrad, kam mit einer Hühnersuppe, Wasser und einem Energiegetränk zurück. Diese Mischung zusammen mit einer Tablette aus meiner Reiseapotheke hat mich ohne „Hospitale“ wieder auf die Beine gestellt. Heute Morgen freute sich Ivan darüber so sehr, dass er dies gleich jedem erzählte, …. ohne Hospitale! Nun sitze ich im Schatten und habe Zeit zum Schreiben, Zeit auch deshalb, weil ich nochmals meinen Flug nach Quito verschoben habe. Durch diese zwei Tage des Schwächelns habe ich meine Ausflüge verschieben müssen, somit verbringe ich Ostern auf Galapagos.
Auf San Cristobal bin ich schon um 9 Uhr morgens gelandet und wurde von Ivan abgeholt. Zusammen mit meinem ganzen Gepäck zogen wir zehn Minuten an Malecon, so heißen hier die Promenaden entlang, vorbei an grunzenden Seelöwen, die nach ihren Jungen suchten. In dieser Bleibe zählt die Freundlichkeit und seit gestern vor allem die Hilfsbereitschaft und Ruhe habe ich hier auch zum Schlafen.
Leider ist der Regen von Floreana mir hinterher gereist – seit Wochen der erste Regen, so die Aussage eines jungen Mannes von einem Diving Center, wollte mir gerade „Schnorchel Gear“ ausleihen, gerade gut nutzbar als Regenmaske. Stattdessen sitze ich gerade gegenüber bei einem Drink und warte ab. Einmal raus und man braucht keine Dusche mehr.
Die Hauptattraktion sind die vielen Seelöwen, die sich im Hafenbecken und entlang der Malecon von „Puerto Baquerito Moreno“ tummeln. Auch sie hinterlassen hier so manche Duftmarken, die bei diesem Platzregen zum Glück abgewaschen werden. 5 cm hoch fließt gerade das Wasser die Straße entlang. Die Menschen hier sind glücklich darüber, endlich füllen sich die Zisternen wieder.
Durch diese Zwangspause fing ich wieder mit dem Nachdenken an; Nein, nicht die bleibenden Tage errechnen! Ein kurzer Anflug überraschte mich. Mir wird immer mehr bewusst, dass meine Weltreise das Jahr bald „vollendet“, doch gerade dieser Punkt ein „Anfang“ darstellt. Ein Anfang großer Veränderungen, Neuerungen, Umsetzungen meiner vielen auf der Reise gewonnenen Ideen! Ja, für mich beginnt ein „Neues Zeitalter“, Zeitrechnung, mit neu entdeckter Wahrnehmung und reichhaltiger Erfahrung! Mit einem riesigen Geschenk an mich selber kehre ich zurück zu meiner Familie – ob Deutschland mein ständiges Zuhause bleibt, das kann ich mir von hieraus nicht vorstellen, da wird es verschiedene Lösungen geben! Mit reichhaltigem Gepäck, das kein Gewicht hat, werde ich in Hamburg landen. Das Einzige was mir gleich wichtig sein wird, ist meine Beweglichkeit, mein Fahrrad und Auto – der Rest findet sich!
Ja, zum ersten Mal freue ich mich auf diesen Moment des „Neustarts“ und auf meine Familie! Was für ein wunderbares Ergebnis meines Einjährigen Umherziehens durch die südliche Halbkugel unserer Welt. Auf dieser gibt es noch weitere Jahre viel zu entdecken! Hurra, ich liebe das Leben, mit all seinen Facetten!
Nun ist meine Zwangspause der Reflektion zu Ende, die Sonne scheint wieder und ich starte zu meinen Ausflügen.
Die ersten zwei Tage habe ich mich auf eigene Faust an die jeweiligen Seiten um Puerto Baquerizo Moreno aufgemacht. Den ersten Tag stieg ich auf bis zum Berg Tijeretas, der mir einen herrlichen Blick über das Meer bot. Doch besonders schön war die Bucht genau unter mir, mit dem herrlich klaren Wasser. Eine riesige Meeresschildkröte schwamm nach oben und wurde zu einem herrlichen Fotomotiv. Die Fregattvögel hatten ihre Nester direkt unter mir, wenn sie flogen konnte ich sie von oben beobachten, eine Vogelperspektive der besonderen Art! Unten in dieser Bucht wäre ich wirklich sehr gerne geschnorchelt, doch der Luxus einer Schnorchel Ausrüstung, den wir an Bord hatten, lag hier nicht vor und ohne zu wissen was unter mir los ist, gehe ich nicht ins tiefe Wasser – könnte ja ein Shark unter mir schwimmen!
Am nächsten Tag machte ich einen weniger erfolgreichen Ausflug Richtung La Loberia, sollte eigentlich wunderschön sein. Da bin ich doch schon zu verwöhnt, besonders die unbewohnten Teile der Inseln sind weit aus attraktiver. Gerade fünf Minuten hatte ich mich an einem der kleinen Buchten niedergelassen, als auch noch der Regen anfing. So packte ich alles wieder zusammen und lief im strömenden Regen zurück. Meinen Rucksack und zum Teil auch mich schützte ich mit einem sehr dünnen Cape, das ich noch in Hamburg bei Budni gekauft hatte. Seit elf Monaten habe ich dieses kleine Paket im Rucksack mit mir herum getragen, um es nun auf den Galapagos zu nutzen; sehr komisch.
Schnell hatte ich auch hier meinen Lieblingsplatz direkt bei den grunzenden Seelöwen mit entsprechendem Duft gefunden, ein kleines Café-Restaurant am Wasser. Irgendwie erinnerten mich die Seelöwen an mein Erlebnis mit den Schafen im Himalaya, die mich eines Morgens genau so meckernd wie grunzend geweckt haben. Gerade spazierte ein Pup an mir vorbei, noch so klein, es suchte seine Mama, doch ein Zaun zum Strand hinderte es daran. Hoffentlich findet es sein Weg, heute Morgen wurde hier schon eines tot geborgen. Ja, und wer sitzt denn da hinter mir? Die Alex, meine Kabinennachbarin aus Vancouver, jetzt schon zum zweiten Mal treffen wir uns. Herzliche Umarmung angesichts dieser wiederkehrenden Überraschung, immerhin waren wir beide schon auf völlig anderen Inseln gewesen.
Eine lustige junge Truppe hatte sie um sich, mit der ich gleich in ein herzliches Gespräch kam. Zwei kamen aus Deutschland, eine Holländerin und zwei Israelinnen, Chen und May, mit denen ich mich gleich sehr intensiv unterhielt. Nachdem sie ihre Pflichtjahre bei der Israelischen Armee absolviert haben, gingen sie erst einmal auf Reisen. Chen will danach Medizin studieren, May war sich noch unsicher. Beide sind gerade einmal 22 Jahre alt. Als ich meine Bedenken äußerte Israel zu bereisen, obwohl es sehr interessant ist, schilderte mir Chen die Lebenssituation sehr genau. Man muss sich daran gewöhnen vor jedem Einkaufszentrum oder jeglichen öffentlichen Raum seine Taschen durchleuchten zu lassen, doch ansonsten sei das Leben wie überall. Ihre Kontaktadressen sind ebenfalls in meinem Büchlein gelandet.
Nachdem ich heute zum Glück meine Gesundheit wieder erlangt habe, werde ich ab morgen wieder unternehmungslustig sein und eine Boots Tour unternehmen, Schnorcheln inklusive!