Archiv für den Monat: Juni 2015

Indien – eine ganz neue Herausforderung!

Namaste!

2. Juli, in Kaschmir.

12 Tage Indien, sollte eigentlich kein Problem sein darüber ein Bericht zu schreiben, doch genau das ist es für mich. Ein Bericht der Abfolgen wird es nicht geben, viel zu bewegt bin ich angesichts der Eindrücke, die täglich auf mich einprasseln.

Tief bewegt, mit vielen Gedanken beschäftigt, dankbar für diese Reise, die ich gerade erlebe, vergehen die Tage sehr schnell. Die zwei Monate Afrika empfinde ich inzwischen wie einen wunderbaren Spaziergang durch ein herrliches Land, mit unglaublich herzlichen Menschen, trotz oder wegen ihrer Geschichte. Kulturell konnte ich mich sehr schnell heimisch fühlen.

Heimisch fühlen ist für meine Reise zu einem interessanten Aspekt geworden. Heimisch war für mich bisher nur meine eigene Heimat, doch inzwischen habe ich mit mir ganz andere Erfahrungen gemacht. Heimisch fühlt man sich schon, wenn man seinen Weg zur fremden Bleibe wieder findet, heimisch fühlt man sich, wenn man zu einem wirklich fremden Ort zweimal in kurzer Zeit ankommt. Plötzlich erkennt man schon Kleinigkeiten wieder, selbst Dinge die einem vorher nicht passten, schafft man mit einer Handbewegung aus der Welt. So etwas fällt einem allerdings wirklich nur auf, wenn man so wie ich alleine auf sich gestellt ist und sich in einer Fremde befindet, die weit weg von Allem ist.

So erging es mir in Delhi, nach nur vier Tagen kam ich wieder zurück von einer tief beeindruckenden Tour, über Agra, Jaipur zurück nach Delhi. Mein kleines Hotel mitten im Zentrum von Delhi kam mir plötzlich so vertraut vor. Zwei unglückliche Nächte habe ich hier zu erst verbracht. Der Unterschied zu dem wunderschönen Afrika war doch zu stark und ein heftiger Sturz hat mir einige Schmerzen bereitet. Kein herrlicher Ausblick auf die Savanne, kein Sonnenuntergang, kein Zwitschern der Vögel, kein Blick auf den Tafelberg. Die nächste Hauswand ist fünf Meter weit, die Straße unter mir, der Himmel? Das Fenster zum Öffnen 40 x 40 cm, daneben ein Monstrum an Klimaanlage, die ich nie benutze, weil ich sofort Halskratzen bekomme, den Schrank mache ich lieber nicht auf, riecht nach Mottenkugeln – doch ein schönes großes Bett zum Schlafen mit frischer Wäsche reicht schon aus. Aus der Dusche kommen nur zarte Tropfen, früher aufstehen, dann reicht die Zeit zum Duschen allemal…..! Beim ersten Mal, oh Schreck, nein ich will wieder zu meinen Jungs nach Cape Town. Zum zweiten Mal schaue ich gar nicht mehr hin, weiß wo ich meine Sachen hinlege, weiß wie ich etwas zu essen bekomme, der Rest ist unwichtig – heimisch eben! Ob nun im Zelt in Afrika oder eben hier in Indien.

All das, was ich bisher erlebt habe möchte ich bis auf meine Stürze nicht einen Tag missen. Die vielen Erlebnisse alleine hier in Indien verändern die Sicht meiner Perspektiven schon jetzt völlig. Hier in Indien ist jede Minute für mich eine Herausforderung, da ich sehr oft die touristischen Pfade verlasse, doch ist es unglaublich schön zu erfahren, dass man auch noch mir 61 Jahren Korrekturen vieler eingefahrener Ansichten erfahren kann – man muss sich nur auf den Weg machen, in unbekannte Gefilde aufbrechen, sich aus seiner Komfortzone herausbewegen. Das Leben wird plötzlich um so vieles einfacher, man wird um so vieles toleranter!

Indien strengt mich zwar sehr an, das Klima trägt auch noch dazu bei, doch die Erlebnisse erfüllen mich zutiefst und machen mich ungemein reich!

Wie ich oben schon erwähnte, eine Abfolge der Tage wird es aus Indien oder vielleicht gar nicht mehr geben. Ich schreibe die Dinge, die mir in den Sinn kommen, die mich bewegen.

Um mich überhaupt wieder einmal melden zu können, bin ich heute in einem Internetshop in Srinagar in Kaschmir.

Meine folgenden beschriebenen Eindrücke bitte ich sehr subjektiv zu betrachten, es sind meine ganz persönlichen Erlebnisse. Diese können noch lange nicht vollkommen sein, dazu bin ich viel zu kurz in Indien. Es kann sein, dass man diese Menschen erst nach langer Zeit des Hierseins verstehen kann. Untereinander sind sie oft sehr hilfsbereit und fröhlich miteinander; zu Fremden scheinen sie erst sehr vorsichtig zu sein.

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Von hier aus genieße ich jeden Abend den Ausblick auf den Dal Lake.

Also liebe Indien-Kenner, noch bleibe ich ein paar Wochen, sicher werden sich meine Eindrücke noch verändern; offen dafür bin ich allemal!

23.Juni.

Namaste!

Heute startet nun schon mein vierter Tag in Indien, die Fülle an Erlebnissen ist kaum auszuhalten, geschweige den zu verarbeiten. Nicht nur die Fülle der „Monuments“, die ich besichtige, die vielen Eindrücke rechts und links der Straßen, auch die für mich völlig fremde Kultur, der Umgang der Menschen miteinander, die Rechte der Frauen hier; das alles nehme ich auf und versuche dies zu verarbeiten, zu verstehen.

Dadurch, dass ich schon einige Male Asien erlebt habe, erschrecken mich manche Zustände nicht völlig, doch Indien toppt alle meine Erfahrungen. Die Extreme untereinander können kaum größer sein, Moslems und Hindus leben hier miteinander scheinbar friedlich, doch ineinander verlieben dürfen sie sich nicht.

Gestern traf ich eine bildhübsche junge Frau, gerade 22 Jahre alt. Sie erzählte mir von ihrer großen Liebe, sie ist Hindu, er Moslem. Die Familien dürfen nichts davon wissen, ans Heiraten können sie gar nicht denken; man würde sie umbringen, sagte sie – scheinbar friedlich! Ihre Monuments besuchen sie gemeinsam, beten jeder auf ihre Weise; leben miteinander, absolut unmöglich. Sie erzählte noch von vielen dieser Lieben; ein gefährliches Miteinander.

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Das Taj Mahal im Sonnenuntergang

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Meine junge Begleitung im Taj Mahal ….

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und dies befindet sich in unmittelbarer Nähe.

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Direkt bei meinem Hotel wohnen diese Menschen in ärmsten Verhältnissen ….

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Im Rinsal liegt der Dreck und trotzdem waren sie alle sehr liebenswürdig zu mir.

Hier herrscht eine Welt der Männer, für mich sehr befremdlich, auch ich bewege mich zurückhaltend, doch die Blicke der Männer auf mich sprechen Bände. Schon meine kurzen Haare gehören hier nicht hin, mein sehr netter und sympathischer Driver Aly meinte zu mir, es gebe in ganz Indien nur eine Frau mit kurzen Haaren und das sei ich. Sitze ich alleine im Restaurant, schauen nicht nur die Männer, auch die Frauen beobachten mich teils verstohlen, teils lächelnd, was sie denken habe ich noch nicht erfahren. Mein Besuch zum Taj Mahal gestern Abend hat mir einige Rechte der Frauen aufgezeigt. Schon an der Kasse stehen die Frauen links an, die Männer rechts. Weiter geleitet durch den Security Bereich trennen Eisengitter den Weg, warum dies so ist werde ich noch heraus bekommen. Ist man erst einmal auf dem Gelände wird zwischen Touristen und Indern stark selektiert, nur die Inder dürfen auf den oberen Balkon; ich durfte allerdings gemeinsam mit meinem hübschen weiblichen Giude Arzoo trotzdem dort hinauf.

Inzwischen habe ich meinen Driver Aly danach befragt. Seine Antwort darauf: „So sind die Frauen doch sicher vor Dränglern und werden nicht berührt!“ Weiter habe ich von ihm erfahren, dass die Frauen auch deshalb nicht im Service arbeiten. Ich habe hier noch keine einzige Frau im Hotel arbeiten sehen, schon gar nicht als Zimmermädchen, dies übernehmen oft junge Männer. Auch im Verkauf sieht man nur Männer, wie anders doch unsere Kultur dies händelt. Aus tiefster Brust kam von Aly der Satz, das sie damit ihre Frauen schützen! Die heutigen gebildeten Inderinnen arbeiten im Krankenhaus für die weiblichen Kranken als Schwestern oder auch als Ärztin, im Office, so Aly’s Bezeichnung oder sehr geschätzt als Lehrerinnen.

Es war schon ein großartiges Erlebnis, das Taj Mahal zu sehen, allein darüber kann man endlos berichten. Doch tiefer eingeprägt hat sich in mir das, was ich davor zu sehen bekommen habe. Delhi hat seine endlosen Extreme, die ich überhaupt noch nicht wirklich zu sehen bekommen habe, doch in Agra, die Stadt des Taj Mahal, sie sollte doch angesichts des großen Touristen Stroms wohlhabend sein! Doch was man hier an Armut, Dreck, Gestank in den Rinnsalen zu sehen bekommt, grenzt an dem Punkt des kaum Aushaltbaren!

Gerade 100 m vor meinem Hotel ging unser Auto kaputt, ein Jahr alt. Als ich meine Reise nach Indien geplant hatte, wollte ich unbedingt in ursprüngliche Hotels und nicht in die großen Touristen Paläste. Doch meine Vorstellung war schon eine andere. In den Hotels kann man schon übernachten, einigermaßen sauber sind sie, doch ihre Lage ist nicht gerade einladend. Hier läuft kein westlicher Tourist auf der Straße umher, im Hotel wohnen nur Inder; auch das war mein Wunsch, so nahe wie möglich an die Menschen heran, die hier leben. Das habe ich nun perfekt! Frauen als Gäste sind auch hier kaum zu sehen. Die Freundlichkeit der Männer steht eher auf Distanz, um es vorsichtig auszudrücken.

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Aly mein Driver versucht verzweifelt Hilfe zu bekommen, das Auto fährt nicht mehr!

24.Juni, und das schon um 22 Uhr. Die Energie zum Schreiben ist nicht mehr vorhanden, Konzentration schon gar nicht. Seit gestern spät Abends bin ich in Jaipur, zum ersten Mal in einem schöneren Hotel. Der Frühstücksraum ist nicht im stinkigen Keller und das schönste, auf dem Dach im vierten Stock gibt es ein kleines Restaurant, inklusive Laube nur für mich. Nach den unglaublich anstrengenden und heißen Tagen hier in Indien brauche ich frische Luft und etwas Distanz zu allem. Dafür eignet sich dieses Dach sehr gut, auch heute zum zweiten Mal wieder.

Die Nacht war allerdings erst einmal die Hölle. Meine Rücken tat mir dank eines gefährlichen Sturzes am 2. Tag in Delhi sehr weh, auf dem Rücken konnte ich überhaupt nicht liegen. Am Samstag Morgen in Delhi sollte gleich mein erster größerer Ausflug mir beinahe zum Verhängnis werden. Es goss in Strömen, genauso wie man sich die Regenzeit in Asien vorstellt, binnen Minuten schwimmen die Straßen. Eigentlich sollte es nach Old Delhi gehen, durch den Regen allerdings nicht machbar. Also wurde ich von Driver Aly, der mir für eine Woche zur Seite steht, zu einer riesigen neuen Tempelanlage, Akshardham gefahren. Ohne Kamera, Mobilphone, Tasche, nur mit Geld darf man dort hinein.

Durch einen langen Security Bereich wird man langsam hinein geschleust. Endlich angekommen mache ich den ersten Schritt auf den Marmorboden und fliege mit großem Schwung, dank meiner inzwischen in Afrika abgelaufenen Schuhe, Beine hoch fliegend auf den Boden. Schon während ich flog, schossen mir panische Gedanken durch den Kopf: „Das war’s denn wohl jetzt, nicht schon wieder, das kann nicht gut gehen …..“, Rumps! Sterne, Drehschwindel im Kopf, mein unterer Rücken war die andere Trefferzone, weiche Knie – oh nein! Helfende Hände hoben mich auf, „everthing ok with you?“ „No“, ich schüttelte mit weiter aufkommender Panik nur den Kopf.

Auf einer Bank, inzwischen auch völlig durchnässt, wurde ich abgesetzt. Meine Gedanken schwirrten mir wirr durch den Kopf, Schmerzen am Hinterkopf und Rücken, was tut nun mehr weh, hast du jetzt eine Gehirnerschütterung, was mache ich nur, außer Geld habe ich nichts dabei und mein Driver steht weit weg draußen; wo? ….. Die Hilfe dieser indischen jungen Familie war großartig. Etwas verstört schauten die jungen Frauen, nicht alle verstanden Englisch, zwei junge Männer versuchten mit mir vernünftig zu reden, eine Frau legte den Arm um mich. So verging eine halbe Stunde, sie ließen mich nicht alleine, holten auch noch Hilfe. Zwei Männer, der eine gab sich als Arzt aus, sah mir in die Augen und meinte gleich, dass ich keine Gehirnerschütterung hätte. Etwas skeptisch fragte ich genau nach, ob meine Augen auch wirklich nicht flattern, die Sternchen waren mir noch zu sehr im Bewusstsein. „Nein, alles in Ordnung“!

Ziemlich demoralisiert blieb ich noch eine weitere halbe Stunde dort sitzen, verfluchte meine abgelaufenen Flipflops, beobachtete die vielen andern, die auch mit Flipflops liefen und nicht rutschten, doch ein erneuter Test meinerseits ergab ein gefährliches Ergebnis; ich hatte gar keine Chance, schlimmer als auf spiegelglattem Eis. Nach einiger Zeit schlich ich mit ziemlichen Schmerzen „Barfuß“ durch die Tempelanlage. Nicht wirklich viel habe ich von dieser überladenen, doch kunstvollen Anlage mitbekommen. Da es Samstag war, kamen riesige Ströme an Gläubigen zu diesem Tempel, eher als Familienausflug, schien mir.

Ein ganzer Topf Tigerbalsam noch aus Kambodscha, Magnesium und Arnika sind seitdem meine Medizin. Noch bis gestern konnte ich keine Treppe nach oben steigen ohne zusammen zu zucken. Doch Aly mein Driver hatte die beste Idee. Am Abend, endlich in Jaipur angekommen brachte er mich in eine Ayurveda Praxis. Unmengen an heißem Öl landete auf meinem Rücken, mit herrlich weichen Händen einmassiert und am Ende mit noch heißeren Stoffstempel auf meine empfindlichen Stellen mit leichtem Druck geklopft. Sehr fühlende Hände fanden die schmerzvollen Punkte, die sanft gelockert wurden – großartig!

Noch eine schlaflose Nacht folgte, doch heute konnte ich schon fast schmerzfrei 200 Stufen laufen, Ayurveda immer wieder!

Vor lauter persönlichen Erlebnissen komme ich überhaupt nicht zu den vielen Dingen, die ich inzwischen in Indien noch so erlebt habe. Die heutige Nacht ist schon dabei zu vergehen, ohne das ich im Bett liege. Morgen startet wieder eine lange Autofahrt mit einigen Stopps, sowie Blumenmarkt in Jaipur und Elefantendorf … etc bis nach Delhi; da muss ich jetzt eine Pause machen.

25.Juni

Wieder in Delhi! 280 km in Indien sind gefühlte 1000 bei uns, nur viel gefährlicher. Für schwache Nerven ist die Strecke von Jaipur nach Delhi nicht geeignet. Die Straßen sehen im ersten Moment ganz gut aus, Dreispurig auf jeder Seite, in der Mitte eine dicke Abtrennung. Bezeichnet werden diese Straßen als „Expressway“, gleichgemeint wie unsere Autobahnen. Dreispurig heißt hier allerdings mindestens fünf bis sechsspurig in jeder Richtung. Entgegenkommende Fahrzeuge noch nicht mit eingeschlossen; man kann ja ganz schnell in die entgegengesetzte Richtung fahren, die anderen Fahrzeuge weichen schon aus! Der Übergang ist viel zu weit weg. Fahren auf dieser Straße hauptsächlich Trucks jeglicher Couleur, eben bunt bemalt, schwerst beladen mit leichtem Überhang rechts und links, oben und unten. „Blow Horn“, steht hinten drauf, soll heißen, wenn du vorbei willst drück aufs Horn, was auch fast alle gleichzeitig machen. Die tollsten Tonabfolgen klingen unglaublich harmonisch auf einem ein, trillernd, pfeifend, Nebelhorn klingend ….., nur Platz zum Ausweichen gibt es kaum! Expressway!

Inzwischen sitze ich gemütlich wieder in meinem Hotel in Delhi, was mir beim zweiten Ankommen schon wie Heimat vorkommt; all die Macken sehe ich nicht mehr und zum Frühstück in den Keller gehe ich nicht – Aly hat mich mit herrlichsten Mangos versorgt. Immer ein Geschenk an mich. „You are like a friend“, bekam ich heute von ihm zu hören, als ich sie wieder versuchte zu bezahlen und das nach vier Tagen Beisammen sein mit einem indischen Mann! Da mache ich wohl einiges richtig.

Indien in sechs Tagen, das funktioniert nun überhaupt nicht. Sechs Tage das sogenannte „Goldene Dreieck“, Delhi, Agra, Jaipur auch nicht. Doch genau dies ist für die meisten Touristen sogar noch kürzer, die Abfolge einer Indienreise. Man besichtigt unglaublich viele Tempelanlagen, die alten meist aus der Mogulzeit, erfährt im Schnellmarsch etwas über die unterschiedlichen Darstellungen der Mogul-, Hindu- und Christensymbole, allesamt großartige Monuments. Die schönsten Erlebnisse sind für mich immer die passenden Geschichten dazu.

Besonders beindruckend fand ich die Geschichte, erzählt bekommen habe ich sie von meinem sehr fantasiereichen Giude Mousi, des „Fatehpur Sigri Palastes“, 38 km entfernt von Agra, einem Mogul Palast aus dem 16. Jahrhundert, bekannter durch einen alten Film „Der Palast der Winde“. Kurz erzählt, ungefähr in dem Tempo von Mousi. Er hatte drei Frauen, eine Hindu, eine Moslem und eine Christin. Alle gebaren sie ihm nur Mädchen und er hatte keinen Erben, bis ihm der Prophet „Fatehpur Sigri“ einen Sohn weissagte. Endlich gebar ihm seine Hindu-Erstfrau einen Sohn. Zum Andenken an diese Prophezeiung erbaute er dort diesen Palast und zu jedem Palast gehört auch eine Moschee. Seine drei Frauen bekamen jede für sich einen eigenen Palast, doch die Größe unterschied sich um einiges. Seine Hindufrau bekam einen riesigen Palast erbaut, ausgeschmückt mit großartigen Hindusymbolen, seine beiden anderen einen jeweils sehr viel kleineren, allerdings nicht schmucklosen, eher ein Palästchen. Ein Bereich wurde besonders für die heißen Sommertage erbaut, ein auf Säulen errichteter fünfstöckiger Terrassenbau, in alle Richtungen geöffnet, „Der Palast der Winde“.   (Hierzu Geschichte weiter erzählen) Der eigentliche Palast der Winde steht allerdings in der sogenannten Pinken Stadt „Jaipur“. Besichtigt habe ich diesen nur von außen, doch Namensgebend sind die vielen Fenster, die sich im Sommer in alle Richtungen öffnen lassen.

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Fatehpur Sigri, oder Palast der Winde, leider gerade in Renovierung.

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Der Frauentrakt

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Viel frische Luft im Palast der Winde.

26.Juni, 22 Uhr. Das wird heute nichts mehr mit dem Veröffentlichen! Um 6 Uhr in der Früh werde ich schon abgeholt! Hoffe auf etwas mehr Ruhe in Srinagar!

27.Juni

Srinagar in Kaschmir

Um mich herum klingen gerade schon zum zweiten Mal die unterschiedlichen Gebetgesänge der Moslems, wohl gerade das Abendgebet. Inzwischen sitze ich auf einer Terrasse eines „Royal Star Hausbootes Delux“ mit Blick auf den Dal Lake im Hintergrund das Himalaya Gebirge. Hoffe auf etwas Ruhe habe ich noch heute Nacht geschrieben; die Hoffnung ist aufgegangen. Wenn die Gesänge nach 10 Minuten vorbei sind, höre ich nur noch Vogelgeschnatter und tatsächlich Grillen. Die Luft ist wieder zum Durchatmen, die Temperatur traumhaft, auch jetzt um 20 Uhr noch angenehm warm und am Tag sonnige 27 Grad. Kein Wasserlaufen mehr am Körper, auch brauche ich keine drei Liter Wasser mehr zu trinken – Entspannung. Wie nötig ich dies habe, nach einer Woche Indiens „Goldenem Dreieck“, wurde mir auch heute gleich von meinem neuen Chef Guide Ash in intensiver Form klar gestellt, indem er mir glatt ins Gesicht sagte, dass mein Körper erschöpft wirkt.

Auch hier bin ich der einzige Gast in einer Männerwelt um mich herum, nun auch noch eine Männerwelt, die mich kaum aus den Augen lässt; die Gründe dafür sind vielschichtig und grenzwürdig! Immer wieder neuen Dingen habe ich mich als Frau alleine auf Weltreise zu stellen, diese hier muss ich nun auch noch mit aller Höflichkeit, die man als Gast in so einem Land wie Kaschmir pflegt, gebührend abwehren.

Mein Empfang von Ash, einem älteren Kaschmiri mit guten Manieren um 10 Uhr heute morgen war sehr höfflich und herzlich. „You are a very important person, I know you since two years, and that you will arrive today ….“! Ich brauchte etwas länger um zu verstehen. Es ging noch weiter, ich hätte ein großes offenes Herz, werde viele neue Menschen treffen, ich sei eine alte indische Seele. Mit meiner ganzen Offenheit reagierte ich darauf, schließlich bin ich ja genau aus diesem Grund unterwegs, freue mich auf andere Menschen. Es war auch Balsam für meine Seele so offen nach der letzten harten Woche empfangen zu werden.

Eine halbe Stunde ging es mit dem Auto durch Srinagar, die Sommerhauptstadt von Kaschmir, bis plötzlich neben der Straße lauter bunte Schiffe auftauchten, Shikara genannt. Aussteigen, Gepäck ausladen und einsteigen. Huch, dachte ich, richtig du wohnst auf einem Hausboot – aber nur über ein Boot zu erreichen, dann bin ich ja schon wieder gefangen. Vorher in den lauten Wirren Delhis Straßen, nun am Dal Lake in Kaschmir! Doch was für eine herrlich frische Luft kam mir entgegen; tief durchatmen konnte ich seit Tagen nicht mehr, alleine schon vor lauter Anspannung und schlechter Luft gleichzeitig. Hier befinde ich mich in einem Teil der Erde, die sich schon auf 2000 m befindet, See und das Himalaya Gebirge tun Ihresgleichen für diese Frischluft.

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Shakiras heißen diese Schiffe auf dem Dal Lake

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und hiermit wird gepaddelt.

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Ein herrlicher Blick über den Dal Lake ins Himalaya Gebirge.

Vorbei ging es an vielen verschiedenen Hausbooten, einige werden fest bewohnt, andere sind ebenfalls Gästehausboote, bis wir zum „Royal Star Delux“ kamen, ein mit viel Holz verziertes Plattboden Boot. Von Innen ein schwer überladenes Interieur, deren Stil ich nirgends zuordnen kann, wohl eben Kaschmir! Drei Zimmer beherbergt dieses Delux Hausboot und ich als „Important Guest“ natürlich Käptians Siute, einen riesen Saal mit gleicher Schwere eingerichtet. Durch viele luftige Fenster, nur mit Fliegengitter versehen strömt herrliche Luft hinein. Ich fühle mich herrlich befreit von der indischen Großstadthektik, hier bleibe ich die nächsten fünf Nächte. In Sekundenschnelle bekomme ich einen leckeren Grünen Tee auf der Terrasse serviert; erst jetzt nehme ich wahr, das mal wieder nur Männer um mich herum sind und ich der einzige Gast! Ash, wohl der Chef, Mazzu entpuppt sich als mein Giude für die Zeit in Kachmir und Shephi, ein kleiner schmächtiger Mann ist der Bootsmann mit Küchendienst. Alle drei weichen mir kaum von der Seite. Nach dem Tee gestattet man mir mich etwas einzurichten, am Nachmittag, so zwischen 13:30 und 15:00 steht mir eine 1 1/2 stündige Bootstour auf dem Dal Lake zu. Schön, denke ich, da habe ich ja viel Zeit für mich und kann herrlich ausspannen.

Dank der kleinen luftigen, praktischen Taschen, die ich von meiner Schwiegertochter in Spe Steffi zu Weihnachten bekommen habe, ist das Ein- und auspacken in Windeseile erledigt, trotzdem hat alles seine Ordnung. Schnell wieder mit Buch und Notizbuch raus auf die Terrasse, Luft genießen.

Schon wieder Gebetsgesänge, man kann sich diesen kaum entziehen, der Kopf denkt nicht mehr klar.

Auf der Terrasse blieb ich nicht lange alleine, in welcher Reihenfolge die drei bei mir wieder erschienen weiß ich nicht mehr; auch hier hatte ich Schwierigkeiten mich der Präsenz zu entziehen. Jeder wollte mir etwas erzählen, mich etwas fragen, mir von hier erzählen oder mir etwas bringen, alles ungemein nett. Doch wirklich anhänglich wurde es mit Chef Ash. Das Gespräch verlief wirklich interessant, er scheint auch ein sehr interessanter Mensch zu sein, mit einem großen Wissen über Kaschmir, politisch wie wirtschaftlich oder eben alles was die Menschen hier betrifft. Irgendwann nahm er ungefragt meine rechte Hand und fing an meine Lebenslinien zu entziffern, erst nachdem er sein Wissen hatte, fragte er mich ob ich es auch wissen wolle. Ich war so erstaunt, dass meine Reaktion etwas verlangsamt kam. Gleichzeitig schwankte ich zwischen meiner Skepsis und Offenheit hin und her; die Erfahrungen, die ich die letzte Woche mit wirklich freundlichen Menschen gemacht habe, gebot doch eher Skepsis. Hinter jeder Freundlichkeit steckte immer ein großer Eigennutzen, meist sehr Geschäftstüchtig. Gleichzeitig möchte ich mich in einer völlig fremden Kultur erst einmal öffnen um zu verstehen.

Also ließ ich dies gewähren, bekam zu hören, dass ich Besonders erleben werde und ich wohl auch alles erreichen werde und ganz nebenbei auch überall Männer, auch wenn ich dies nicht bauche. In diesem Moment habe ich schon bereut die Frage nach meinem Mann ehrlich beantwortet zu haben – von nun an werde auch dies auf meiner Reise ändern. Immer wieder hörte ich, das ich very important sei und er mich schon lange kennen würde, er glücklich sein, dass ich hier sei. Oh je, wie komme ich da jetzt wieder raus, das ist ja pure Anmache, Spätzünder ich! Damit will ich hier in dieser starken Männerwelt nichts zu tun haben!

Relativ einfach schaffte ich es aus diesem Gespräch herauszukommen, indem ich wieder über meine Tour in Kaschmir und Ladakh sprach, die ich jetzt erst wirklich plane und dazu brauche ich auch sämtliche Unterstützung von Ash. Zu einem späteren Zeitpunkt tauchte er noch einmal aus dem Nichts vor mir auf, man kann doch auch von hinten an das Boot heran, allerdings durchs Wasser watend; noch einmal ging’s in die gleiche Richtung, sogar noch deutlicher. Doch so konnte ich wenigsten energisch klar aussprechen, dass ich das nicht wolle und entfernte mich auch sofort. Wie es scheint wurde dies auch richtig verstanden, ein weiterer Besuch am Abend verging sachlich und informativ; PUH das war knapp!

Gedanklich versuche ich mich mit dieser für mich fremden Männerwelt irgendwie zu arrangieren, in der die Frauen meist unter Verschluss gehalten werden, schließlich werde ich noch 21 Tage hier verbringen, bevor ich nach Myanmar aufbreche. Ich tat dann etwas ganz merkwürdiges. Anstatt mich weiter mit meiner Route durch Kaschmir und Ladakh zu beschäftigen, holte ich tief in meiner Tasche vergraben den Reiseführer von Myanmar heraus; wollte ich doch noch einmal lesen, dass ich dort auch wirklich sehr gut als Frau alleine reisen kann und mich endlich frei auf den Straßen laufend bewegen kann. Natürlich hatte ich dies längst schon zu Hause gelesen, doch brauchte ich einfach diese Bestätigung, um jetzt hier weiter zurecht zukommen ohne mich gefangen zu fühlen. So kleine Hilfen muss ich mir manches Mal selber erschaffen. Ich freue mich jetzt schon auf Myanmar und werde auch Kaschmir und Ladakh, heißt Indien mit gebührendem Respekt und viel Aufmerksamkeit freudig weiter erforschen, dies mit etwas weniger Fraulichkeit, doch mit offener Distanz.

Offene Distanz, geht das? Ja, offen gegenüber den Erlebnissen und Eindrücken und auch den Menschen gegenüber, doch geschlossen in mir ruhend. Die innere Ruhe ist mir einerseits durch meinen Sturz, andererseits durch die stressigen Großstädte und der enormen Hitze, gestern waren es 45 Grad, der letzten Woche abhanden gekommen. Hier kann ich durchatmen und sie wieder finden.

Seit über einer Stunde klingen nun schon die Nacht Gebete, kommend von einer Moschee auf einem Berg gegenüber. Im Nachbarschiff hat bis eben ein großer Haufen junger Leute fröhlich gefeiert, die hier in Indien ab einem gewissen Lebensstandard eher pro westlich leben und sich auch so kleiden; jetzt herrscht allerdings Ruhe.

Im Gespräch mit Ash habe ich auch weiter erfahren, dass das Leben in Kaschmir angesichts der Weltpolitischen Geschehnisse sehr schwierig geworden ist. Es kommen viele unterschiedliche Menschen in das Land. Israelis, die von hier aus agieren, Russen, Syrer….! Das macht das Leben hier eben auch gefährlicher, auch ein Grund, weshalb ich mich hier nicht alleine bewegen kann. Dagegen leben die Kaschmiris ein sehr frei bestimmtes Leben. Sie haben hier ein herrliches Stück Erde zum beackern, Wasser zum Fischen, Arbeit durch den Tourismus, besonders stark der Indische, der sich gerade rasant entwickelt und gleichzeitig viel Zeit. Die meisten Menschen sind hier Moslems, Hindi und Christen eher in der Minderzahl, doch allen wird hier Zeit gelassen zum Beten, wann immer sie mögen, wie oft sie mögen. An sich ein friedliches Leben.

 

28.Juni. Ruhe! Ich sitze tatsächlich alleine auf der Terrasse mit Blick über den Dal Lake bis hin zu dem Himalaya Gebirge. In meiner großen Suite im hinteren Teil des Bootes habe ich eine mittelmäßige Nacht dank meines Rückens und einer sehr harten Matratze verbracht, noch immer kann ich mich nicht völlig frei bewegen. Wahrscheinlich drückt ein dicker innerer Bluterguss auf meine unteren Wirbel. Doch dies nicht alleine, erklangen doch plötzlich um ein und zwei Uhr nachts die Gebete quer durch die Nacht, in der totalen Ruhe noch eindringlicher. Was für eine fremde Kultur!

Pünktlich um acht Uhr bekam ich eine von mir bestellte Teekanne vor die Tür gestellt, gleichzeitig ließ ich langsam laufendes Wasser in die überraschend vorhandene Wanne einlaufen. Vielleicht hilft das meinem Rücken etwas mehr auf die Sprünge. Nach langer Zeit machte ich danach etwas Joga, nicht ganz schmerzfrei – Mist! Zum Frühstück Früchte und Cornflakes, besser als Toast und alte Marmelade. In Indien isst man schon am Morgen Herzhaftes, Dinge die wir zum Mittag essen würden.

Aus meinem Tagesprogramm, Bootsfahrt zur Lokal Village auf dem Dal Lake ist ein Nachmittagsprogramm geworden, auch wegen der Mittagswärme. Gerade ist eine indische Familie für eine Nacht angekommen, oh wie freundlich ging es doch in Südafrika zu. Hier totale Ignoranz, ob von den Kindern oder Eltern, ein Meter neben mir – nix! Da gefriert auch mir die Sprache und mein Lächeln. Ash ist auch schon wieder hier und hat mich mal wieder eingeladen wiederzukommen und für länger zu bleiben!

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Lokal village im Dal Lake ….

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Einkaufen vom Boot aus.

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Viel Regen hat allerdings auch einiges untergehen lassen.

Gerade habe ich mir meine Notizen über Delhi angeschaut und entschieden die Besichtigungstouren über die Fotos zu erzählen. Ich schreibe meine Reise zwar in Tagebuchform auf, doch nicht alleine die vielen Monuments, die ich im Laufe des Indien Aufenthaltes besuche, noch besuchen werde sind mir wichtig, vielmehr meine Stimmungen, Gedanken Veränderungen ….! Das sind die Erlebnisse, die ich behalten möchte, selber verfolgen will; was passiert wirklich mit mir und nicht der genaue Tagesablauf.

Momentan geht es hier vor mir gerade lauter zu, die indischen Männerstimmen erheben sich aus der Ruhe des Sees heraus, selbst im Boot sitzend mit einem Handy am Ohr. Verstehen tue ich sie nicht, doch nach Leichtklang klingt das nicht. Auch hier kann ich mich wieder in Ruhe und Gelassenheit üben und trotzdem meine Aufmerksamkeit nur auf mich lenken, eben ganz bei mir zu sein.

Internet ist auf meinem Hausboot gerade nicht vorhanden und wird auch für die nächsten Wochen nicht immer vorhanden sein. So kann ich mich in aller Ruhe auf das Wesentliche konzentrieren, im Hier und Jetzt!

Direkt vor mir fliegen den ganzen Tag kleinere Adler, die sich ab und zu in den See stürzen, kleine Fische oder altes Brot fangen, das von Shephi ins Wasser geworfen wurde. Die indische Familie, bis auf das junge Mädchen, sind allesamt stämmig aussehend, typisch wie mir scheint. Sehr viele konnte ich schon in Delhi und Umgebung wahrnehmen, wohl ein Zeichen des Wohlstandes. Gleichzeitig sieht man in den großen Städten riesige Plakatwände, auf denen sehr hübsche junge Menschen in westlicher Kleidung abgebildet werden. Ich bewege mich mehr in der einfachen indischen Welt, bekomme ich auch eher die normale Welt der Inder zu sehen, die der meisten Inder. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung lebt wirklich in dieser plakatierten Welt. Doch sind mir auch wunderhübsche junge Menschen begegnet, Männer wie Frauen. Die junge Generation scheint sehr viel bewusster mit dem Aussehen umzugehen. Besonders schön sehen die jungen Mädchen in ihren traditionellen, sehr farbigen Kleidern aus. Auch reagieren sie viel offener auf mich, lassen sich gerne mit mir fotografieren oder geben mir sogar ihre Mailadresse zum senden der Fotos, die ich von ihnen gemacht habe.

Vor dem Steg des Hausbootes fahren ein paarmal am Tag eine Art Kioskboote vorbei, wenn man wahrgenommen wird, rufen sie: „Zigaretten, Cola, Biskuits, Chips …., der Junge kaufte sich gerade zwei Tüten Chips. Fastfoot scheint in Indien auch zu einem allgemeinen Problem zu gehören, doch ist hier auch die indische Küche eher schwer und man isst viel. Diese Küche gehört nicht zu meinen Favoriten auf dieser Reise. Gestern wollte Mazzu mir etwas gutes tun und kochte „English style“, Fisch and Ships zusammen mit zerkochtem undefinierbarem Gemüse; da bleibe ich doch lieber bei der indischen Küche mit kleinen Portionen.

Meine heutige Tagesbootstour fiel anders aus als ich es erwartet hatte. Ich hatte gehofft mehr durch die Local village gefahren zu werden, so stand es auch im Plan, doch das war nur der kleinste Teil, die meiste Zeit fuhren wir durch die schöne Landschaft des wirklich großen Dal Lakes, immer den Blick auf das erhabene Himalaya Gebirge. Shepi, der das Shikaraboot paddelte fragte ständig; „Are you happy“? Da er sich so sehr anstrengen musste, sagte ich immer wieder ja. Are you happy ist hier die am meisten gestellte Frage an mich. Jaahhhaaahh!

Am heutigen Sonntag sind die meisten Männer auf Fischfang unterwegs. Stundenlang sitzen sie mit Schirm gegen die Sonne geschützt auf ihren Booten und beobachten ihre größtenteils selbstgebauten Angeln. Einen älteren Fischer konnte ich dabei beobachten, wie er mit einer langen Stange einschließlich Spießen am Ende, einen großen Fisch im flachen Gewässer gefangen hat, mit Ruhe und einem scharfen Blick. Danach war sein Abendbrot gesichert und nichts wie nach Hause paddeln.

Ich sitze heute nach einem indischen Mixdinner nun wieder im Sonnenuntergang auf der Terrasse, alleine! Ob das so bleibt?

Bis kurz vor neun hatte ich Ruhe, nur Shepi kam öfters vorbei, besonders als ich meine Fotos auf den Laptop geladen hatte, wollte er doch unbedingt seine Fotos sehen. Oh, good, good kam von ihm, Englisch spricht er kaum. Er bekommt von mir jeden Abend 100 Rupis, mit meinem Wunsch, dies für seine Kinder aufzubewahren. Heute für drei Stunden rudern, gestern fürs kochen und fünf mal Tee machen…! Er freut sich riesig, aber pschscht, nichts Muzza sagen. 100 Rupi sind etwas über einen Euro wert.

Schon seit über einer Stunde klingen Gebetgesänge über den Dal Lake, 22:10 Uhr und dann wohl wieder um ein und zwei Uhr nachts. Kein Wunder, dass die Menschen hier nicht früh auf den Beinen sind, auch morgen geht mein Ausflugsprogramm erst um 11 Uhr los. Wie unterschiedlich doch diese Gebräuche schon sind, In Afrika fällt man mit dem ersten Sonnenstrahl aus dem Bett und hier erst nach den Gebetsstunden.

Morgen soll ich angeblich Internet bekommen, ob ich damit auch in meinen Blog komme, bleibt abzuwarten! Bon nuit Kaschmir!

29.Juni.

Kein Internet! Also weiter schreiben.

Heute ist so gar nicht mein Glückstag … :“I am unhappy“. Der erste wirklich schwierige Tag mit allen Zweifeln und totaler Erschöpfung. Meine beinahe schlaflosen Nächte seit dem ich in Indien bin, tragen natürlich reichlich dazu bei.

Erst war es die Hitze und mein Rücken, der besser zu werden schien, in Kaschmir

die nächtlichen Gebete und mein Rücken, den ich auf der harten Matratze sofort wieder spürte, doch am Tag schien es besser zu werden.

Seit dem heutigen Ausflug bin ich eines besseren belehrt worden. Als ich 250 Stufen zu dem Shankaracharya Tempel gestiegen bin, schoss es mir derart vom Rücken in das linke Bein, dass ich seit dem jeden Schritt merke, auch meine linke Pobacke scheint sich verkrampft zu haben. Ich bin nur noch halb Karin, Energie down, Stimmung down, Bewegung down. So geht es nicht weiter, was hatte ich für einen Schwung, eine Leichtigkeit in mir und jetzt komme ich mir wie eine alte missmutige Frau vor, nichts macht mir Spaß – wie furchtbar.

Mit Muzza habe ich über meine Schmerzen gesprochen, der daraufhin gleich mit einem Doktor, seinem Freund im Krankenhaus telefoniert hat. So brauche ich nicht auf eine Trekking Tour in das Himalaya Gebirge zu starten. Ich habe auch nach Tiger Balsam gefragt, das man auch hier kennt. So wie ich es verstanden habe, will Muzza mir heute noch Tigerbalm und Medizin besorgen, ansonsten werde ich morgen damit verbringen Hilfe für meinen wohl doch etwas mehr verletzten Rücken zu bekommen, alles andere steht zurück.

 

Trotzdem ging der Ausflug heute weiter durch vier unterschiedliche „Famous Moghul Gardens“ aus dem 16. Jahrhundert, allesamt am Berghang mit viel springendem Wasser und sehr alten Bäumen gestaltet. Sie werden auch heute noch als Freizeit und Vergnügungspark genutzt, man trifft sich dort, vor schöner Kulisse werden Fotos in Moghul Kleidung gemacht, im Wasser geplanscht, die jungen Männer gehen auch darin baden.

Die Blumen, die dort wachsen entsprechen fast ausschließlich unseren in norddeutschen Gärten, Rosenhochstämme, Hortensien, Gladiolen, Tagetes, Bauernmalven und Dahlien.

In einem Park standen nur riesige alte Esskastanien, in einem anderen eine wunderschöne Ahorn Art und riesen Magnolien Bäume, grandiflora.

Das Klima in Kaschmir entspricht dem unseren mit vier Jahreszeiten. Jetzt ist auch hier Sommer, ab Oktober Herbst, im Januar ist es schneidend kalt und ab März Frühling, das ganze nur auf 2000 m Höhe, mit stabileren Jahreszeiten.

Jeden Abend herrscht hier auf dem Dal Lake ein lustiges Treiben; alle Shikara Boote kommen aus der Stadt zurück und die Menschen ziehen zu ihren Häusern. Die Boote gleiten fast schwebend durch das glatte Wasser, nur die paddelnde Armbewegung ist zu erkennen, ein schönes Bild.

Nach den Moghul Gärten kam noch der angesagte Besuch einer Pashmins/Shahtoos und Carpetfabrik, alles eine große Familie, hieß es. Auch hier wieder die gleiche geschäftstüchtige Praxis, nur schauen ….! Erst bekommt man an einem kleinen Arbeitsmodel, einen Webstuhl gezeigt, wie schwer und lange es braucht einen Teppich zu fertigen. Dies wird in den Dörfern produziert, großes Geheimnis. Danach darf man sich kurz die verschiedenen Qualitäten anschauen, die auch wirklich beeindrucken, besonders weich sind die Teppiche aus Pashmina. Zwischendurch kommt ein ganz typischer Tee aus Kashmir, den man unbedingt probieren soll, alles sehr freundlich. Ja, wir senden auch alles zu ihnen nach Hause, kommt sicher an, machen wir ständig. Aha, da kommt es wieder, hatte ich nicht von Anfang an gesagt, dass ich an der Produktion diese einheimischen Produktes interessiert sei, aber nichts kaufen werde! Auf dem Ohr ist man hier in Indien völlig taub; wir haben auch wunderschöne Schals.

In sekundenschnelle habe ich ein wirklich herrlich weiches Material in der Hand, 100% Pashmina, oder der hier ist noch leichter und weicher, stammt von den Bergantilopen ab. Je höher desto weicher werden die Schals, teurer auch. Wir sind alles eine große Familie, viele leben davon in den Dörfern; also auch noch der soziale Touch ist mit dabei.

Ein kleines Schild weißt einem darauf hin, dass es hier nur „Festpreise“ gebe, also handeln ist zwecklos.

Nun gut, wollte ich doch noch ein paar Schals mit nach Hause bringen, als Erinnerung und für Geschenke an meine Familie; so war ich ganz einfach überredet. Doch wie kommen die Schals zu mir nach Hause. Ja das übernehmen wir auch, gleich telefoniert ein Mitarbeiter und sofort bekomme ich gesagt was dies kosten wird. Doch der Hammer kam noch: „Wenn sie einen Teppich mit kaufen, berechnen wir keinen Versand“. War noch mal ein Versuch.

So macht man das liebe „Sales Coaches“, die können die Verkaufstools perfekt!

Nachdem ich meine Creditkarte gezückt hatte und alles bezahlt war und ich schon im Gehen war, schoss es mir durch den Kopf: schicken sie die auch wirklich zu mir ab, Geld haben sie, ich habe nichts als einen Zettel mit der Abrechnung und den Creditkartenbeleg. Die können auch glatt die Schals wieder auspacken, von Deutschland aus kann ich nicht viel ausrichten. „Can I trust you“? Fragte ich sogleich, woraufhin mir sämtliche Familienmitglieder mit Namen und natürlich Muzza steht dafür gerade, wir können doch unseren guten Namen nicht aufs Spiel setzen ……, alle nickten mit den Köpfen.

Ist nun wohl mein Risiko und denke doch lieber positiv:

“Die Pakete kommen alle an“!

Trotzdem, ich sehne mich nach meiner Eigenständigkeit zurück, ich möchte doch selber entscheiden, was ich sehen will, was ich kaufen möchte und mit wem ich mich zusammen schließen möchte. Hier in Kaschmir fühle mich ich so bewacht, das es mir jegliche Freiheit nimmt und Informationen bekomme ich auch nur so viele wie man mir geben möchte. Zum Glück bereise ich noch so viele andere Länder in denen ich genau diese Freiheit mir wieder zurückhole – hier muss ich jetzt durchhalten und erst einmal meinen Rücken wieder in Gang bekommen!

Um mir selber ein besseres Gefühl für Indien zu verpassen, werde ich mir die positiven, schönen Punkte herausgreifen; das wird mir meine Begeisterung wieder zurück bringen. Morgen.

30.Juni.

Meine heutige Prämisse lag ganz entscheidend bei meinem Rücken, so wollte ich nicht weiter machen. Eigentlich sollte es heute als Tagesausflug ins Gebirge gehen.

So nahm ich das Angebot von Mazzu an, der mir seinen Freund, den Doktor für Bones, der im bekannten Goverment Hospital arbeitet aufzusuchen. Etwas skeptisch war ich schon; wieso hat ein Giude so einen Freund, ist hier eher selten. Egal, ich wollte mir helfen lassen.

Was für ein Erlebnis, genau das was ich nie am eigenen Leibe erleben wollte, in ein Krankenhaus in so einem Land wie Indien zu müssen.

Nach einer halben Stunde Autofahrt durch das typische indische Großstadtgewimmel hieß es, wir sind da.

Vor mir lag ein grauer Komplex, wie immer schwer bewacht von der Polizei mit Gewehren in der Hand. Ein riesiger Strom an Menschen bewegte sich auf den Eingang zu. So auch ich nun mitten drin, gemeinsam mit Mazzu, der Giude immer an meiner Seite. Nein, da will ich nicht wirklich rein; doch du willst doch die Schmerzen im Rücken los werden; aber doch nicht hier!

Mazzu schob mich durch die Masse im weiter in das Gebäude hinein. Ich versuchte die Gerüche auszusparen, doch der Schmutz konnte mir nicht verborgen bleiben.

Es sah eher wie auf einem Bahnhof aus, als nach einem Krankenhaus, mit dem Unterschied, dass die meisten einen grünen Zettel in der Hand hatten und Röntgenbilder in einer Plastiktüte trugen. Ab und zu stand mit großen Lettern „Cancer Center“ oder „Breast Center“ ….. über den Türen zu lesen.

Mazzu war auf der Suche nach seinem Freund, der auch Mazzu hieß, ich immer brav hinterher.

Vor einem Behandlungszimmer im Breast Center stand eine riesige Traube Frauen, die alle gleichzeitig dort hinein wollten; Hilfe ich will hier ganz schnell wieder raus, bloß nichts anfassen und atmen auch nicht.

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Zwei schnelle Handyfotos. Hier im Krankenhaus in Indien will man wirklich nicht sein!

In meinem Magen meldete sich inzwischen mein ganzes Unwohlsein als dicke Faust. Irgendwann saß ich auf einer Bank im Physical Center, um mich herum 25 andere Menschen, meist Frauen, die mich jetzt auch noch alle anstarrten. Nicht freundlich, eher skeptisch, nach dem Motto, was will die denn hier. Kaschmir, 29.30.6.19630Juni 30 2015_sm

Gegen Magendruck hilft nur tief durchatmen, also Tuch vor die Nase und entspannen – Schmerzen los werden, wieder in Bewegung kommen, aktiv sein ist mein Naturell! Plötzlich kam Mazzu 2, nicht nach Arzt aussehend, aber sympathisch. Ich hoffte kurz, dass er der Arzt sei, doch nein. Da hatte ich schon richtig vermutet, Mazzu 2 arbeitet als Techniker im Krankenhaus, doch hatte er mich schon angemeldet, allerdings mit neuem Namen „Korino“; so hatte ich auch meinen grünen Zettel.

Das vermeintliche Wartezimmer füllte sich immer weiter, Männer begleiteten ihre Frauen/Mamas, Frauen ihre Mamas ……

Plötzlich Unruhe, ein finster drein blickender etwas schmieriger Mann betrat den Saal und verschwand hinter einer Tür, die eher in ein offenes Verließ ging, als in einen Behandlungsraum, nach oben geöffnet. Ich sollte noch etwas warten, denn die ersten erstürmten die Tür genauso, wie ich es schon im Breast Center gesehen hatte. Gleich mehrere Personen, Männlein mit Weiblein gingen hinein, man konnte die Gespräche, für die Inder verständlich, mithören.

Nicht denken, da musst du jetzt durch; ein aufmunternder Blick von Mazzu 1, gleich geht’s los. Aufstehen und hinein ins Vergnügen. Ich wurde mit weiteren Frauen und meinen beiden Mazzus ins Zimmer des Grauens geschoben.

Eine Liege an der Seite, mit einem Kopfkissen darauf, dass ich nur mit Gummihandschuhen anfassen würde, ein kleiner Schreibtisch mit Zettelgewirr und ein Stapel grüner Behandlungsblätter. Dahinter hockte der Arzt, wirklich der schmierige und zerrte gerade an einer im Schador angezogenen Frau herum; Männer schaut weg, was sie nicht taten.

Dann war ich an der Reihe, erzählte meine Pain, Mazzu 2 ergänzte und ich durfte mich auf die Liege legen; iiiiiihhhhhhgittttt. Auf den Rücken, Beine hoch, auf die Seite, Daumen auf meine Lieblingswirbel; Aua.

Ab zum Röntgen, sch….., nicht auch das noch – doch dann bist du sicher, das nichts gebrochen ist.

Ein fürchterlicher Gestank nach Maschinenöl verstärkte sich immer mehr, wo bin ich hier, in einer Maschinenfabrik?

Oh nein, das scheinen tatsächlich Röntgengeräte zu sein, die bestimmt aus den sechziger Jahren stammen und hier immer wieder gut geschmiert werden. Was werden das für Strahlungen sein, doch zum Nachdenken kam ich nicht lange. Drei junge Männer schoben mich sehr unsanft auf eine Liege, Seite und von oben durch den Bauch; Schutz? Braucht man hier nicht. Es ratterte zweimal ziemlich laut, fünf Minuten später hatte ich ein Bild mit beiden Aufnahmen ausgedruckt in der Hand; nein nicht ich, sondern Mazzu 1 bekam das Bild in die Hand.

Wieder zurück in das tolle Zimmer, diesmal gleich noch ein paar mehr um mich herum. Mazzu reichte das Bild dem Arzt, der es sich kurz zum Himmel hielt und dann auch schon auf den grünen Zettel schrieb. Ein Kissen 6×6, ein Gel für Massage, Tabletten für den Magen, 8 Tabletten für die Schmerzen. Nach 3 Tagen ist alles wieder in Ordnung, fertig und raus.

Ich wollte allerdings eine Physiotherapie, hatte dies vorher mit Mazzu 1 besprochen; gibt es hier nicht, Tabletten helfen schon. Bezahlen musste ich nichts, all for free – für alle. Gleich gegenüber konnte man sich die Medizin kaufen, für gerade mal 3,50 €. Ich habe mich danach erst einmal mit Sagrotan Tüchern überall abgerieben.

Da ich keine andere Wahl habe, schlucke ich jetzt auch die Medizin, reibe mich zusätzlich mit inzwischen hier erworbenen Tigerbalsam ein – gut zu wissen, dass ich nichts gebrochen habe!

Schon in Kambodscha konnte ich die Menschen in die freien Krankenhäuser ziehen sehen und war begeistert, dass sie dort freie Hilfe bekommen. Ein Schweizer hat dort die Krankenhäuser nach dem Krieg mit vielen Spendengeldern aufgebaut „Ein Engel auf Erden“!

Doch das was hier in Indien nach Krankenhaus aussieht hat mit Hygiene überhaupt nichts zu tun, man kann froh sein dort ohne Schaden wieder heraus zu sein.

Sicher könnte ich auch sagen, besser als gar nichts, doch angesichts des Reichtums, der sich in diesem Land auch befindet, ist das für mich nicht tragbar.

 

Das Kapitel schließe ich jetzt unter dem Motto „Reich an Erfahrungen“ ab, das Erlebnis werde ich so schnell nicht vergessen.

Gerade bekam ich wieder Besuch von einem älteren Herren mit Cash Maschine. Seit zwei Tagen wird versucht meine zusätzliche Trekkingtour damit zu bezahlen, doch die Maschine wollte meine Karte nicht akzeptieren. Dieser Mann scheint wiederrum ein Freund dieses Hausherren Ash zu sein, der sich als Juwelier entpuppte. Schon am ersten Tag wollte er mir Schmuck verkaufen. Meine Erklärung, dass ich völlig Schmucklos weiterhin auf meiner Reise bleiben möchte, hatte er bis eben noch nicht akzeptiert. Nachdem die Maschine endlich gebucht hatte, startete der nächste Versuch; „Just looking“. Nochmals nein, ich möchte keinen Schmuck kaufen; „nicht ein kleines bisschen“ ….; Nein, sorry No!

Dann war es vorbei mit der Freundlichkeit, kurzer Abschied und weg. Auch Ash lässt sich nicht mehr blicken.

Ist es nicht furchtbar, dass man sich hier so energisch gegen Verkaufsabsichten oder andere Übergriffe wehren muss? Was für eine Mentalität – ich muss sie nicht mögen.

Gerade hatte ich wieder Besuch von Ash, der sich entschuldigte länger nicht hier gewesen zu sein. Über meinen Krankenhausbesuch kamen wir auf die Mentalität der Menschen hier zu sprechen. Ich erzählte ihm von meinen Eindrücken. Er behauptet von sich anders zu sein, seine Mission ist die Verbindung mit einigen wichtigen Menschen, „You are also very important“.

Doch eine wichtige Information sollte mein Bild über die Unfreundlichkeit vielleicht etwas korrigieren; es ist 30 Tage lang „Ramadan“ Zeit, noch bis Mitte Juli. Für die Menschen hier eine Zeit des Rückzugs, der Verschlossenheit und des Verzichts. Laut Aussage von Ash sei die Mentalität der Menschen eher freundlich.

Internet geht immer noch nicht hier, ein Stick mit Sim Karte akzeptiert mein Mac nicht. Next day, may by!?!

Infos: Ein später Abendbesuch von Ash, der sich inzwischen freundlich in Distanz übt, bescherte mir weitere Informationen über Kaschmir. Ein langer Kampf um die Unabhängigkeit von Indien herrscht hier seit über 25 Jahren, versprochen schon lange. Indien hat eine Religionsherrschende Hindu Regierung, immer schwierig wenn eine Glaubensrichtung auch die Regierung ausübt. Korruption herrscht hier von Regierungsseite extrem vor, Geld regiert mit in vielen Ebenen. Beispiel, gut ausgebildete, studierte junge Leute bekommen keinen Job, eigne Tochter, die Informatik studiert hat sucht seit vier Jahren. Wenn ein kaum ausgebildeter reicher Sprössling sich auf den gleichen Job bewirbt, bekommt er ihn, allerdings nur gegen Bezahlung. Die Chinesen sind auch in Kaschmir sehr aktiv mit ihrem Geld unterwegs.

1.Juli.

Stehen gerade in einem totalen „indischen“ Stau, es geht erst gar nichts, dann nur die rechte Spur und unsere steht komplett. Plötzlich geht es bei uns weiter, doch alle von hinten kommenden Autos fahren rechts in der zweiten und dritten Spur, bis natürlich irgendwann alle drei Spuren total fest stehen – Stau auf Indisch!

Heute ging es zum ersten Mal ins Himalaya Gebirge hinein bis nach Palhalgam, einem Ort, an dem die Shepard Ebene beginnt. Eigentlich sind es nur 95 km, doch die Fahrt dorthin dauerte schon heute Morgen drei Stunden, jetzt auf dem Rückweg noch länger, auch wenn wir gerade etwas weiter rollen. Eigentlich wollte ich heute Nachmittag nach dem Ausflug in ein Internetkaffee, um meine Blogfans über meine bisherigen Indienerlebnisse zu informieren, doch das wird heute zu spät. Aus diesem Grunde habe ich meinen Laptop im Auto dabei und versuche jetzt hinten im Auto sitzend den heutigen Tag zu erzählen.

Die Fahrt ging erst einmal die „Kaschmir Highway“ 2 Stunden lang längs, so auch jetzt im Schneckentempo. Irgendwann ging der Weg endlich in Richtung Gebirge, schlagartig wurde die Landschaft grüner und saftiger. Große Apfelbaum Plantagen säumen die Hänge rechts und links, etwas höher kommend fährt man durch Dörfer, in denen kleine Sägereien Mengen an Holz verarbeiten. Die Häuser sehen zum Teil sehr stabil gebaut aus, besonders fallen die unterschiedlich geformten Holzfenster auf, die sehr stabil wirken. Dazwischen allerdings der übliche Verfall oder eben nur Hütten. Etwas höher werden die Hänge mit endlosen Walnussbäumen gesäumt, während sich im Tal ein wilder Bergbach mit uns nach oben schlängelt. Eine herrliche Landschaft öffnet sich langsam nach oben, die Pinien sind so riesig und duften herrlich frisch.

Das einzige was mich die ganze Strecke über irritiert sind die vielen Soldaten, die nicht nur die Straße säumen, sondern auch Felder bewachen. In den Dörfern stehen sie bei kleinen Banken oder an Baustellen. Kurz vor unserem Ziel fahren wir an einem großen Militär Camp aus großen Zelten bestehend vorbei, Fotos davon zu machen ist strikt verboten. Meine beiden Begleiter erzählten mir, dass sich in Kaschmir schon seit 1947 das Militär in dieser Form präsentiert, immer das Gewehr schussbereit in der Hand.

In Palhalgam angekommen müssen alle Fußgänger aussteigen und sich durch einen Security Bereich, natürlich die Frauen extra, betatschen lassen; seit Indien fühle ich mich stark begrabscht, jedes größere Monument oder öffentlicher Bereich das gleiche Theater. So lerne ich auch einmal das Leben mit einer Militärregierung kennen – Horizonterweiternd!

Nun stecken wir in dem nächsten indischen Stau, es ist abends 18 Uhr.

Sechs Stunden Autofahrt für drei Stunden Ausflug, will man das? Ja, wenn man ein Land kennenlernen will, muss man wohl leider auch die Gegebenheiten in Kauf nehmen, also weiter!

 

Endlich waren wir im Shepard Valley angekommen, überall liefen Ponys herum, die meisten für die Touristen, die ich allerdings kaum sah. Mit den Ponys gehen traditionell die Shepards mit ihren Schafen und ihren Familien im Sommer in die Berge. Diese Menschen werden hier von den Einheimischen Gipsys genannt, also Zigeuner für uns. Einige Shepards habe ich auf unseren zwei stündigen Trail zu sehen bekommen. Sie sehen tief gegerbt aus, sehr dunkel und sehr dünn, doch sehr freundlich und interessant. Ich werde diese Menschen noch näher kennenlernen, wenn ich drei Tage höher ins Himalaya Gebirge auf Trekking Tour gehe.

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Die ersten Frauen, die sich von mir fotografieren ließen.

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Hoch im Himalaya kann man Maiskolben essen.

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Zwei Shepards.

 

Ich auf einem Bergtrail trotz meines Rückens! Die Tabletten sind richtige Hammer, die ich zu Hause niemals nehmen würde, doch machen sie mich Schmerzfrei und ich bin wieder in Bewegung! Hoffe nur, dass sie auch die Ursache bekämpfen.

 

Inzwischen bin ich schon etwas länger wieder heil auf meinem Hausboot und habe einen ruhigen, mit vielen Gedanken und Verständnis findenden Abend auf der Hausboot Terrasse verbracht.

Heute sind mir viele freundliche Menschen begegnet, die sich sogar gerne fotografieren lassen wollten, so auch ein paar Frauen. Sie klopften mir danach kräftig auf die Schulter, am liebsten hätten sie mich als Talisman behalten.

 

 

Der heutige Ausflug hatte außer endlosem Stau auch noch andere Erlebnisse für mich parat. So fuhr ich an dem „Safran“ Land vorbei. Hier blühen im Herbst wunderschöne rötliche Blumen auf, deren zarte Samenfädchen als „Safran“ gerntet werden. Sehr mühselig werden diese von den Blüten abgeerntet, von jeder Blüte gerade mal drei Fäden; also kein Wunder, dass sie bei uns so teuer sind. Hier habe ich für ein Gramm 200 Rupi bezahlt, das sind 2,70 €.

Während der Fahrt ging es lange an dem Jehlum River vorbei, der später in den Dal Lake fließt. Eine lange Strecke direkt hinter Sringanar sah man endlos viele zerstörte Häuser, überall Schuttberge. Im September letzten Jahres fand hier eine fürchterliche Flut statt, die viele Häuser zerstörte. Auch Sringanar war davon betroffen, erzählte mir Mazzu, auch sein Haus war unter Wasser. Alles was ich hier fest gebaut sehe war unter Wasser, doch am Jehlum River schoss eine gewaltige Flut heran und nahm alles mit, was nicht fest verankert war, während in Sringanar die Flut langsam anstieg. Menschen sind scheinbar nicht zu Schaden gekommen. Muss ich alles zu Hause recherchieren.

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Während der September Flut in Kaschmir wurden viele Häuser zerstört und sehen noch heute so aus.

Morgen geht es auf kurzer Strecke in die Berge – danach nun wirklich ins Internet. Meine Lieben daheim werden sonst unruhig.

2.Juli.

Mein Hausboot hat heute Nacht neue Mitbewohner bekommen, vier Schwaben, die gerade ein riesiges Frühstück bekommen. Da haben es meine beiden Giudes bisher einfach mit mir gehabt, nur Tee, Obst und Cornflakes statt Müsli, was es hier nicht gibt,. Auf dem Boden ausgebreitet liegt schon eine Shakira Ladung Schals, es ist gerade mal acht Uhr morgens!

Gerade zieht meine Wäsche mit einem Boot dahin, zwei Hosen und eine Bluse, ob ich sie bei, meiner wenigen Wäsche wiedersehe? Hier wird sogar die „Laundry“ per Boot transportiert. Der Blumenhändler versucht mir gerade Blumen, oder Samen für Germany zu verkaufen, sein kleines Boot ist mit kunterbunten Lilien, kleinen Rosen und Frühlingsmargaritten gefüllt, alles Blumen aus meiner Heimat.

Eigentlich gehören in diesen Beitrag noch viele weitere Fotos hinein, doch das Hochladen dauert zu lange, sodass ich jetzt stopen muss. Auf Später aus Ladakh.

Abschied von der ersten Etappe – Afrika!

18.Juni.

Mein letzter Tag in Afrika ist schon fast zu Ende, morgen um 12 Uhr startet mein Flug nach Indien, Neu Delhi!

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Cape Town im Winter.

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Mein letzter Tag in Afrika. Ausflug nach Kalk Bay und noch einmal Fisch essen im Harbour House.

Mit leichtem Grummeln im Bauch beginnt für mich ab Morgen eine ganz andere Zeit, größer kann der Kulturunterschied kaum sein. Das Nachdenken, was kommt da auf mich Neues zu, lasse ich gerade völlig sein. Zurück geht nicht – also einfach los fliegen, das Grummeln im Bauch wird schon vergehen.

 

Die letzte Woche habe ich nun sehr intensiv in Cape Town verbracht. Durch meine beiden Gastgeber Martin und Günter von Tom’s Guesthouse habe ich eine ganz andere Seite dieser Metropole kennen gelernt, das der hier lebenden sehr offenen Menschen, die nicht mit einer rosa Brille durch dieses Land gehen. Nicht nur das Guesthouse ist interessant und kreativ eingerichtet, auch das Engagement von ihnen ist sehr vielfältig und kommt auch bei den Menschen an, die es nötig haben.

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Tom’s Guesthouse liegt direkt am Fuß des Tafelberges.

Ein privater Besuch in den Townships bei den drei Mitarbeiterinnen, die sehr viel Unterstützung von den beiden erhalten, war dabei. Drei Fußbälle und eine von mir nicht mehr notwendige Tasche hat große, strahlende Augen ausgelöst. Ein Kindergarten mit sehr engagierten Kindergärtnerinnen habe ich dort besucht. Fröhliche und staunende Kinderaugen strahlten uns an, als sie alle eine Mandarine bekamen. Für unsere verwöhnten Augen mögen die Townships zum Teil erschreckend wirken. Doch ein Besuch in diesen Vierteln öffnet einem auch das Herz, angesichts der großen Herzlichkeit, die einem dort meist begegnet. Sicher, es gibt schlimme Geschichten, die auch wirklich vorkommen, doch mein Verständnis für die hier lebenden Schwarzen, denen man in Cape Town ständig begegnet, hat sich um einiges vergrößert.

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Rosa scheint gerade „In“ zu sein in den Townships.

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Friseur Salon …..

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… oder so!

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Die zwei feschen Söhne von Mitarbeiterin Florence.

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Das Tor zum Kindergarten.

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Die Kinder singen mit viel Spaß ein Lied für uns.

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Sehr viele tragen diese raffiniert geflochtenen Haare.

Heute bin ich zum ersten Mal mit dem Zug nach Kalk Bay gefahren, ein Zug der genau diese Menschen von und zur Arbeit bringt. Auf dem Rückweg war gefühlt kein Platz mehr in dem Abteil, doch mit einem Lächeln im Gesicht bekommt man ganz schnell Kontakt zu ihnen; am Ende der Fahrt Abschied per Händedruck!

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Warten auf den dicken Fisch – in Kalk Bay!

Ich denke für Indien bin ich schon ganz gut vorbereitet, nur der Temperaturunterschied wird mich etwas um pusten. In Afrika ist momentan Winter, sogar meine Daunenjacke kam hier wieder zum Vorschein. Für die nächsten Monate ist sie allerdings inzwischen ganz tief unten in meiner Tasche versunken.

 

Indien!

Die erste Woche werde ich in und um Delhi verbringen, danach fliege ich weiter ins Himalaja Gebiet nach Srinagar/Kaschmir. Von dort geht es drei Wochen lang bis nach Ladakh, auch genannt „Klein Tibet“. Internet gibt es auch in Indien, wie viel Zeit ich zum Schreiben haben werde, wird sich zeigen.

 

Somit sage ich erst einmal „Adieu“ – bis ich euch dann aus Indien mit „Namaste“ begrüße!

 

Meine erste große „Abenteuer Zelt Safari“ in Afrika!

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Nach 6 Tagen traffen wir plötzlich auf Tropenlandschaft am Okavango.

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Papyrusgras wunderschön in der Abendsonne.

25.Mai.

Ein Stromanschluss ermöglicht es mir, aus meiner Kladde der letzten Tage etwas Gesamtes für Euch zusammenzufügen. Die Erinnerungen der vergangenen, intensiven Tagen fallen sehr schwer, da alle Erlebnisse im Kopf durcheinander purzeln.

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Momentan sitze ich an unserem Camptisch und versuche mich zu konzentrieren. Nebenbei lade ich 1.003 Fotos herunter. Unser Campground befindet sich in Botswana am Okavango Delta. Zum ersten Mal erleben wir einen Fluss mit fliesendem Wasser. Die Vegetation hat sich aus dem Dessert mit viel Staub in üppige Tropenlandschaft verwandelt. Pytonranke, Palmen und viele hohe Bäume, deren Namen ich noch nicht erforscht habe, stehen hier, Bananenstauden und vieles mehr spenden uns Schatten. Daneben zwitschert und grillt es um uns herum. Wir sind alle tief beeindruckt von diesem plötzlichen Wechsel. Ein wenig Luxus begegnet uns hier auch immer mal wieder in Form von warmen Duschen, WCs und Strom.

8. Juni.

Trotz Stromanschluss bin ich mit meinem Bericht von den vielen Erlebnissen nicht sehr weit gekommen. Täglich kamen so viele neue Eindrücke hinzu, die ich nur noch kurz mit wackeliger Schrift bei den Touren im Auto festhalten konnte.

Seit 2 Tagen ist die Safari zu Ende. Ich erhole mich gerade auf einer wunderschönen Lodge kurz vor Windhoeck, der Immanuel Lodge bei Sabine und Stephan.
Ich fühle mich wie in den Ferien – Reisen ist gerade zu meinem neuen Berufsleben geworden. Ist das nicht fantastisch!
Reisen bedeutet für mich unterwegs zu sein, viele Eindrücke zu sammeln, Informationen zu erhalten, Fauna und Flora kennenzulernen, die unterschiedlichsten Menschen zu beobachten, mit ihnen zu sprechen, ihre Geschichte zu studieren, ihre Freude und Nöte zu erfahren und so Vieles mehr und natürlich Fotos, Fotos und nochmals Fotos!
Urlaub heißt für mich, den Standort nicht all zu weit verlassen, nicht schon mit dem ersten Sonnenstrahl auzufstehen, zu lesen und Energie zu schöpfen für den nächsten Schritt – mein Weg nach Indien ist fast schon geebnet, das Visa beinahe Druckreif.

10 Tage werde ich noch in dem mir ans Herz gewachsene Afrika verweilen. Ein Stück Heimat ist daraus mittlerweile geworden. Denn „Heimat ist überall dort, wo man sich wohl fühlt“.
Ich habe so viel in Südwestafrika kennengelernt. Ich habe sogar das Gefühl, mich gut auszukennen, wenn in Relation gesehen natürlich nur ein ganz klein wenig.

In mir fühle ich Ruhe und Frieden, vor allem aber Gelassenheit! So bin ich doch tatsächlich ganz unbemerkt schon ein Stückchen mehr bei mir selber angekommen – ein tiefes befriedigendes Gefühl.

Afrika wird auf jeden Fall weiter in meinem Leben eine Rolle spielen.

Bevor ich in 10 Tagen in eine völlig andere Kultur aufbreche, möchte ich doch die letzten drei Wochen festhalten, sonst gehen die Erinnerungen bis zum nächsten Jahr verloren.

Safari durch Namibia, Botswana bis zum Zipfel von Simbabwe, den Vic Falls.

Das heißt endlose Kilometer Fahrstrecke mit 2 Landrovern, über viele Gravelroads, die hier Pads heißen, gleich Sandwegen mit viel Staub, mit faszinierenden Eindrücken. Ein Auto für die Reise-Ausstattung, der andere für den Transport der Reisegruppe.

Zeltsafari heißt meist: jeden Abend Zeltaufbau und am Morgen Abbau, nach 3 Tagen kann man dies auch im Dunkeln, besonders, wenn man mit einer geübten Safari Gruppe unterwegs ist. Für mich eine neue Erfahrung, die mir sehr viel Spaß gemacht hat. Auf meiner Reise werde ich dies sicher noch einige Male praktizieren, vielleicht in New Zealand. Man wird dadurch so frei und unabhängig. Eigentlich braucht man nur einen geschützten Raum zum Schlafen, der Rest findet sich von selbst. Eine wichtige Voraussetzung allerdings für mich: eine vernünftige Unterlage zum Schlafen. Nicht meine Blümchen Matratze, das einzige Stück, das ich in Windhoek erwerben konnte. Denn nach drei Wochen war diese so durchgelegen, dass mir jeder Knochen weh tat.

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Meine Traum Matratze für 3 Wochen!

Mit Frank unserem Tourguide waren wir 10 bunt zusammen gewürfelte, sehr individuelle Leute, davon mindestens 9 Fotografen, Paparazzis an jeder Ecke.

Erst musste ich mich daran gewöhnen, nicht nur meine Kamera machte Verschluss Geräusche. Um mich klickten die Spiegel der Kameras meist gemeinsam mit meiner, manches Mal auch in meine Richtung. Nach einiger Zeit gab es nur noch Spaß und viel Lachen zwischen uns, besonders wenn wir das gleiche Motiv Sekunden schnell entdeckten. Die Begeisterung unserer Erlebnisse hatte uns alle zu einer eingeschworenen Gemeinschaft gemacht, doch jeder hatte auch einen anderen Blick auf die vielen Motive.

Safari heißt auch, man geht auf „Game Drives“. Südwestafrika hat davon einiges zu bieten, fast sammelt man die unterschiedlichen Tierarten via Kamera oder Notizbuch: „ Welche Antilope war das gerade“? „Die Pferdeantilope, nein die Impalas“…….. „Wie hieß der große Vogel eben noch“? Frank war sehr geduldig mit unserer Fragerei und hatte auch immer eine Antwort. Nur manches Mal, wenn wir zu viel dazwischen redeten und alles besser wissen wollten, bekam er Schwierigkeiten, war er schließlich auch unserer Fahrer der ganzen Tour.

Frank, wie viele Kilometer sind wir eigentlich unterwegs gewesen?

Gestern habe ich Tausende von Fotos herunter geladen, aber noch nicht einmal angeschaut, sehr untypisch für mich. Viel wichtiger sind mir gerade meine Gedanken, Erinnerungen und Movements aus dieser Zeit.

Gerade sitze ich im Restaurant dieser Lodge, draußen ist es schon dunkel. Sabine und Stephan haben heute Abend Freunde zu Besuch, auch ich werde mit am Tisch sitzen und wieder einmal interessante Menschen kennenlernen. Auch sie sind nach Namibia ausgewandert und haben sich hier eine neue Existenz aufgebaut – alles Menschen mit großem Pioniergeist und viel Mut!

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Nach langer Zeit mal kein Game Fleisch. Meine Lieblingssuppe von Stephan gekocht!

……Ich habe heute Abend tolle Geschichten von den hier lebenden Menschen und den Freunden von Sabine und Stephan erfahren. Autos, die man im River in der Regenzeit ganz schnell versenken kann, vorher Party feiert, doch der Regen eine Flutwelle von ganz woanders her los treiben kann. Oder Löwen, die von klein auf aufgezogen wurden, doch später ihre Betreuer fressen, Steppenfeuer, das von den Schwarzen nicht gestoppt wird, weil ein Feuer von selber ausgehen soll, so der Glaube ……!  

Meine Fotos, sie sind ein Teil von mir, drücken meine tiefen Eindrücke aus. Alle sind sie mit großer Begeisterung entstanden und zeigen auch meine eigene Lebendigkeit dieser letzten Wochen.
Doch was waren nun die tiefsten Erlebnisse für mich, welche Tiere haben mich am meisten beindruckt? Oder waren es die San, Hereros, ……alles Menschen, die am liebsten leben möchten, wie es Jahrtausende von Jahren ihre Vorfahren getan haben? Die Schönheiten der unterschiedlichsten Landschaften zwischen Trockenheit im südlichen Teil des Landes und den unterschiedlichen Feuchtgebieten im Norden mit ihren Flüssen wie den Okavango, Kwando und Chobe….? Es scheint mir fast die Gesamtheit des Ganzen zu sein, die mich so fasziniert und begeistert und mich sicher zur Rückkehr „bringen“ wird. Um allerdings diese Safari in Erinnerung behalten zu können, werde ich nicht um einen Reisebericht herum kommen. So werde ich also anknüpfen an den 25. Mai, an dem ich noch am Okavango auf unserem Campground gesessen habe.

9. Juni (Bericht über den 25.Mai)

Morgens kurz nach dem Frühstück sitze ich noch an meinem Frühstücksplatz, halb in der Sonne, gerade so, dass ich den geschriebenen Text lesen kann. Im Schatten friert man momentan in Südwestafrika; der Juni ist hier der kälteste Monat. Während des Frühstücks habe ich mir meine Kladde Berichte der Tour durchgelesen, Bilder steigen dabei auf, die ich nun zu einem gesamten Gemälde zeichnen möchte.

19 Tage führte uns die Safari ab Windhoek in den Nordwesten von Namibia und den nördlichen Zipfel von Botswana bis zu den Vic Falls in der Grenzregion von Simbabwe und Sambia. Namibia ist knapp dreimal so groß wie Deutschland mit einer Bevölkerung von 2.1 Mio, Hamburg alleine hat schon 1,84 Mio. Bewohner.
Endlose Weite, umgeben von unterschiedlichster Landschaft, lange Strecken der Savanne sind zu sehen, wunderschöne Bergketten, die wie sanfte Hügel wirken, meist befindet man sich schon auf einer Höhe von 1500 m, ohne dies wirklich wahrzunehmen. Durchzogen wird diese Landschaft mit vielen ausgetrockneten Flussläufen, die allerdings in der kurzen Regenzeit teilweise zu reißenden Flüssen werden können. Nur regnet es hier nicht unbedingt jedes Jahr!

Im Nordwesten, der Caprivistreifen verändert die Landschaft völlig. Flüsse, wie der Okavango Delta, Cuando, Chobe und Zambesi durchziehen diese Region. In der Regenzeit überfluten sie ganze Landschaftsstriche. Tropische Pflanzen verändern das Bild völlig, viele unterschiedliche Tiere können hier besonders gut leben.
Der erste Tag führte uns gleich weit weg von jeglicher Zivilisation. Schon bald verließen wir die Asphaltstraßen, um endlos auf Sandpads durch das Hereroland, eines der vielen Stämme der Schwarzen, zu fahren. Die sehr stolzen Hererofrauen sind besonders farbig und mit auffälligem Kopfschmuck gekleidet, eine Art Stoff Hut, der quer auf dem Kopf gebunden ist.

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Eine stolze Hererofrau.

Sie leben hier als Farmer in einfachen Grashütten, bewirtschaften diese mit Rindern, Schafen, Pferden und Eseln, die alle neben der Straße grasen und uns teilweise auch vors Auto liefen. Der Staat stellt ihnen je 40 Hektar zur Verfügung.
Am Nachmittag bauten wir nach langem Suchen unser erstes Wildcamp zwischen stacheligem Gras auf. Das heißt: sieben Zelte aufbauen, Buschtoilette: Frauen links, Männer rechts und Zähne putzen hinterm Zelt mit Wasser aus der Flasche.
Frank entfachte meist während wir die Zelte aufbauten schon ein Feuer und bereitete das Essen vor- Er selber schlief mit einer dicken Matratze auf dem Dach des einen Landrovers.

30 kg bestes Wild Fleisch, hier genannt Gamefleisch, lagen im Tiefkühler unseres Versorgungsautos, zwei weitere Kühlboxen waren mit frischen Lebensmitteln und Getränken gefüllt. Andere Metallboxen mit Geschirr und Gewürzen und eine große Gasflasche zum Kochen. Tische ganz oben auf dem Dach und für jeden einen Campingstuhl. Die Zelte und unser Gepäck wurden jeden Morgen ein- oder am Abend ausgepackt. Jedes Teil hatte seinen bestimmten Platz auf und in den Landrovern – alles von Frank bestens organisiert.

Am ersten sehr kalten Abend gab es Kudusteak und typisch afrikanische Würstchen, Salat und Maiskolben gegrillt auf der Kohle unseres Campfires.
Die erste, sowieso schon spannende Nacht war auch gleich die Kälteste. Alle haben  gefroren. Welch eine Überraschung am nächsten Morgen: Raureif auf den Zeltdächern und der Tischdecke, minus 1°C! Daunenjacke an, im Stehen Frühstücken, Zelte schnell einpacken und weiter fahren bis zum Kaudum Game Nationalpark, Sikereti Campsite.

Nach zwei Tagen staubiger Autofahrt und Wildcamp hofften wir alle auf warme Duschen und Toiletten. Schon die Rezeption war unbesetzt und wirkte zerfallen. Frank: „Wir suchen uns trotzdem einen schönen Platz“. Unsere Zelte waren schnell aufgestellt, man brauchte keine langen Bänzel spannen, sie standen schon durch lange Stangen und zwei Heringen fest. Doch oh Schreck, die Duschen und Sanitäranlagen befanden sich in offenen Bretterverschlägen mit vielen Gucklöchern nach draußen oder eben umgekehrt.
Die ersten Mutigen gingen sich den Staub mit kaltem Wasser abduschen. Meine Haare standen mir durch den neuen „Haarfestiger“ Staub vom Kopf ab und ließen sich nicht mehr durchbürsten; also nix wie runter unter die Dusche. Zuerst den Kopf, falls das Wasser ganz verschwindet, dann den Rest. Patrizia und ich jauchzten jeweils vor Kälteschock um die Wette, doch danach fühlten wir uns wie neu geboren.

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Baden haben wir nicht versucht.

Schon erstaunlich, wie schnell man mit so wenig Luxus glücklich sein kann – wir standen ja noch ganz am Anfang unserer Tour.
Am nächsten Morgen um 7 Uhr fand unser erster „Gamedrive“ in dem Kaudum Park statt. Wir waren alle sehr aufgeregt, denn vielleicht entdecken wir dort unsere ersten Elefanten?!
An der ersten Wasserstelle sahen wir viele Pferdeantilopen, zur Zweiten mussten wir lange durch wildes Gelände fahren – dort war nichts. Beide Autos parkten unter einem Baum in der Nähe. Frank:“ Geht nicht so weit weg von den Autos, die Elefanten können auch von hinten kommen, wir machen hier unseren „Brunch“, mit Eiern und Speck!“

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Pferdeantilopen am 1. Wasserloch

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Blaue Gabelracke, einer unserer Lieblingsvögel.

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Der erste Elefant

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…. der Dritte.

Schweigend warteten wir, ausgerüstet mit Ferngläsern und Teleobjektiven auf die Elefanten. Plötzlich tauchte vor uns der erste riesige Elefant im Gebüsch gegenüber auf. Wir waren alle total fasziniert, nichts ahnend, dass wir auf der Tour noch ganz viele sehen werden, doch der erste Elefant in freier Natur hatte schon etwas sehr Besonderes. Während des Brunches folgten noch zwei weitere, sie erschienen uns immer größer werdend. Auf der Rückfahrt lernten wir auch noch sehr unterschiedliche wunderschöne Vögel kennen. Auch diese sahen wir noch einige Male auf der Safari.

Nach zwei Tagen ging unser Weg wieder ein Stück über Tsumkwe zurück zu einem ganz besonderen Platz. Direkt unter einem gigantischen Boabab (Affenbrotbaum) bezogen wir unser zweites Wildcamp. Auf dem Weg dorthin besuchten wir vorher ein „Buschmann Dorf“, das gleichzeitig auch ein Museum war. Dort leben einige San Familien, die durch das Museum ihren Lebensunterhalt verdienen. Gefördert wird dies durch die „Living Cultur Foundation Namibia“.
Uns führten sie auf Spurensuche, gekleidet in ihrer Originalkleidung mit Lederschurz, durch ihren Lebensraum. Die Frauen können sehr gut in der Natur lesen, sie wissen welche Wurzeln sie essen können, wenn es kein Wasser weit und breit gibt und sie zeigten uns essbare und medizinisch nutzbare Pflanzen. Die Männer führten uns ihre Jagdmethode mit Pfeil und Bogen vor, einige Pfeile waren mit Gift versehen. Die Frauen tragen ihre kleinen Kinder immer in Tüchern bei sich. Später haben wir von ihnen selbstgefertigten Schmuck erworben. Besonders auffällig war, dass die jungen Männer sehr gut Englisch sprachen.  Einen Kilometer weiter war ihre Schule – dort lernen sie die Sprache.

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Unser Nachtwächter, ein Boabab Baum – wie klein sind dagegen unsere Zelte!

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„Living Cultur Foundation Namibia“. Die Sans zeigen uns mit Begeisterung ihren Lebensstil aus einer noch nicht so lange vergangenen Zeit …

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In traditioneller Kleidung zeigen sie uns ihren  Jagdstil.

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Spurenlesen ist heute nicht anders.

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Er hatte besonders viel Spaß.

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Die älteren Frauen zeigen es den Jüngeren.

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Geschützt!

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Die Kinder werden auch heute noch am Körper getragen, während ihre Mütter arbeiten.

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Feuer entfachen!

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pusten …

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und selber rauchen!

Den nächsten Tag hatten wir eine sehr lange Fahrt bis nach Botswana vor uns, mit langwierigen Grenzformalitäten und persönlicher Desinfektion! Autoreifen werden mit einer stinkigen Flüssigkeit abgespritzt und wir mussten mit allen sichtbaren Schuhen durch eine Wanne steigen. Unser Versorgungsauto wurde auf „Fleisch“ untersucht. Frank zeigt ihnen die Kühlbox mit den Grundnahrungsmitteln. Eine offene Milch und unser Müll wurde uns weg genommen! Die Zweite Kühlbox war tief vergraben unter den Zelten und Gepäck.

Schon auf der Fahrt dorthin veränderte sich die Landschaft, alles wurde grüner und üppiger. Neben der Straße verlief das Okavango Delta, ein großes Feuchtgebiet des Okavango Flusses. Gleichzeitig begann hier auch das Malariagebiet, schon am Abend zuvor haben wir ausführlich darüber diskutiert, ob wir die Malaria Profilaxe einnehmen wollen oder müssen oder nicht. Jeder musste dies für sich selber entscheiden.
Für mich war ausschlaggebend, wie sich die Menschen hier vor Ort verhalten. Die Regenzeit war schon so lange vorüber, so dass es kaum Mücken zu sehen gab, schon gar nicht die „Anopheles“. Soweit ich es mitbekommen habe, hat in unserer Gruppe kaum einer diese Tabletten genommen, auch ich nicht. Wir haben uns abends gut mit Mückenmitteln eingesprüht, gestochen hat mich auf dieser Reise keine einzige Mücke.

Kurz vor der Dunkelheit erreichten wir endlich unser Camp „Drotzki“.
Wow entfuhr es uns allen, direkt am Okavango Fluss, das Ufer umgeben von großen, subtropischen Bäumen und Pflanzen, sowie das wunderschöne Papyrusgras. Dazu warme Duschen, WCs und Strom direkt am Platz. Hier blieben wir gleich drei Nächte! Eine Kabeltrommel mit Mehrfachsteckern hatte reichlich zu tun, endlich konnten wir alle die zahlreichen leeren Akkus laden.
Hier verbrachten wir zwei herrliche ganze Tage, am dritten ging es wieder Richtung Namibia.
Gleich am ersten Morgen fuhren wir mit einem Boot auf den Okavango. Was für ein Artenreichtum uns dort begegnete! Gleich am Ufer Grünmeerkatzen, eine Primatenart, die auf den tropischen Bäumen am Ufer leben, wunderschöne leuchtend grüne Vögel, Bienenfresser, die an Lehmlöchern zu kleben schienen. Gleich daneben Krokodile, die sich in der Sonne aalten und so taten, als ob sie uns gar nicht sehen. Malachit Eisvogel, die unseren ein wenig ähnlich sehen, Schlangenhalsvögel, ein riesiger Vogel ähnlich wie unsere Kormorane. Rotrücken Fischeulen saßen stolz und mit weisem Blick auf uns herab schauend, hoch oben in einem Baum und viele weitere noch nie gesehene Vogelarten.

Immer tiefer ging es hinein durchs Schilf, vorbei an wunderschönen Wasserlilien, dahinter stand eine Kuhherde im Wasser, einige Kühe lagen sogar darin. Bis wir plötzlich kleine Erhebungen auf der Wasseroberfläche wahrnehmen konnten. Beim langsamen Heranfahren entdeckten wir, dass es die langersehnten „Hippos“, Flusspferde waren, die wir bisher nur nachts gehört hatten. Ganz vorsichtig versteckte Otto, unser Bootsfahrer, das Boot hinter einer kleinen Schilfgruppe.
Ganz harmlos wirkten die Hippos mit ihren runden Ohren und großen Nasenlöchern über der Wasseroberfläche, viel mehr zeigten sie nicht von sich. Unvorstellbar für uns, dass sie sehr gefährlich werden und sehr schnell laufen können. Unsere Kameras standen nicht still, jeder versuchte so viel wie möglich von den Hippos zu erwischen. Zu dritt, Elke, Andreas und ich, lagen wir mit unseren Teles bäuchlings am Bug des Bootes – was für ein Erlebnis. Diese scheuen Tiere zu erwischen ist wirklich nicht leicht.

Glücklich und mit vielen Fotos kamen wir gegen Mittag zurück zum Camp.

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Bienenfresser

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Malachit Eisvogel

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Papyrusgras mit Schlangenhalsvogel

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Rotrücken Fischeule

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Hübsche Zähne ….

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und immer alles im Blick, auch uns!

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Dieses Hippo hatte uns genau im Blick!

Am Nachmittag hatten wir zum ersten Mal frei. So machten wir mit einigen von uns einen Spaziergang durch den angrenzenden Wald bis zur Lodge. Dort begegneten uns seltsame Bäume, Knopfdornakazie und Leberwurstbaum, Kipelia africana! Der eine hatte lauter kleine spitze Hügel an seiner Rinde, an dem anderen hingen tatsächlich Würste.

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Knopfdornakazie

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Wurstbaum

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Leberwürste Baum, allerdings ungenießbar auch für die Tierwelt!

In der Lodge angekommen, versuchten wir alle gleichzeitig mit unseren Iphones ins Wlan zukommen! Wollten wir doch alle mit unserem Zuhause die Begeisterung teilen und Fotos von Elefanten, Krokodilen und Hippos senden. Nur „gleichzeitig“ war eben schwierig, befanden wir uns doch trotzdem weit weg von der Zivilisation. Nebenbei tranken wir einen sehr leckeren Sundowner, der Name ist mir leider wieder entfallen.
Am nächsten Morgen erwachte ich sehr früh, geweckt von den tropischen Geräuschen. Nach einer heißen Dusche frühstückten wir zum ersten Mal mit Zeit und im Sitzen. Wir mussten kein Zelt abbauen und auch nicht gleich auf den nächsten Game Drive. Doch die Grünmeerkatzen haben unseren Platz entdeckt und klauten uns einen ganzen Sack Äpfel. Mit lautem Getöse sprangen sie in die Bäume damit.

Unser heutiger Ausflug ging zu den „Tsolido Hills“, einen Park in dem vor tausenden von Jahren Sans gelebt und gejagt haben. Sie haben dort wunderbar erhaltene Felszeichnungen hinterlassen, gemalt aus Tierblut vom Eland = Rot, Pflanzensäften und Knochenmark, Fischgräten und Straußeneiern = Weiß. Dargestellt haben sie Tiere, wie Giraffen, Elefanten, Felle und Karten, wohl als Hinweise für die Nachkommen.

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Tsolido Hills, Felszeichnungen, die 3000 Jahre alt sind.

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Wir sind dann noch in zwei tiefe Höhlen geklettert, eine war die Küchenhöhle, die Zweite die Schlafhöhle. Da die Sans sehr kleine Menschen waren, mussten wir sehr auf unsere Köpfe achten.

Am Nachmittag machten wir nochmals eine Bootstour bis in das Abendlicht hinein. Die Krokodile erschienen uns immer größer, Warane, Schreiseeadler, Schlangenhalsvogel und der Sonnenuntergang waren dieses Mal sehr beeindruckend.
Otto setzte uns bei der Lodge zum Abendessen ab, zum ersten Mal braucht Frank nicht für uns zu kochen. Doch alle waren wir uns einig, direkt am Feuer und von Frank zubereitet schmeckte uns weitaus besser!

Am nächsten Morgen, unser 8. Camptag, packen, Zelte abbauen, noch schnell warm duschen – wer weiß was als nächstes kommt. Die Fahrt ging wieder über die Grenze nach Namibia mit endloser Warterei beim Ausreisen, wie beim Einreisen. Unsere Pässe füllten sich weiter mit Stempeln; Oh, schon wieder eine neue Seite, hoffentlich reicht mein Pass für die vielen anderen Länder dieser Welt auch aus?

Direkt hinter der Grenze fuhren wir in den Park „ Mahango Care Area“, unseren nächsten Game Drive. Mit Ingo saß ich ganz hinten, dachte schon, so ein Mist, hier sieht man kaum etwas. Aber nein! Wir öffneten die Dächer unseres Autos, Cabrio fahren, nur steht man auf den Sitzen, muss sich kräftig festhalten, um sich nicht zu stoßen und in den Knien weich bleiben. Manchmal fliegt man wie auf einem Trampolin durch die Luft, wenn das Schlagloch zu tief ist. Was für ein Spaß wir hatten, den wir von nun an noch öfter erleben sollten. 12 Elefanten, eine Giraffenfamilie, Impalas, Reste eines Kudus hängt hoch oben im Baum, also gibt es hier Leoparden!
Mittag machten wir an einer Wasserstelle. Frank wieder: “Geht nicht so weit weg vom Auto“! Keinen Leoparden, doch weitere Giraffen und Impalas bekamen wir zu sehen.

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Immer auf Absprung bereit

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Nach einem kurzen Einkauf in Begani, ganz oben im Norden von Namibia, direkt an der Grenze zu Angola, ging Frank auf die Suche nach unserem Campground, der sich einfach nicht zeigen wollte. Die ganze Gruppe versuchte mitzuhelfen, doch das machte Frank eher noch nervöser. Also hielten wir endlich den Mund.

Irgendwann fuhren wir vorbei an einem Gefängnis mit anschließendem endlosen Stacheldrahtzaun, was unsere Stimmung noch mehr sinken lies. Endlich kam ein Eingang mit einer Rezeption, Frank meldete uns an. „Geht schon mal zu Fuß vor, Platz 2 ist unserer“! Immer noch etwas mürrisch stapften wir los, leichtes Rauschen war zu hören. Platz 2, hier gleich um die Ecke! Was für eine Überraschung, der Platz lag direkt an den „Popa Falls“, kleine Stromschnellen in einer Biegung des Kwando Flusses.

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Popa Falls am Tag …

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und am Morgen!

Was für ein berauschender Ausblick. Ganz schnell waren wir dabei, uns bei Frank für diesen bisher schönsten Platz zu bedanken. Die Zelte wurden immer schneller von uns aufgebaut. Danach tranken wir alle unseren Sundowner sitzend auf einem Baumstamm direkt am Wasser – einfach nur genießen!
Frank machte im ersten Schritt immer das Feuer an, damit wir später genügend Glut für unser Fleisch hatten.

Nach einer „berauschenden Nacht“ fuhren wir weiter im Caprivi Gebiet Richtung Osten bis nach Kongola und weiter entlang am Kwando Fluss bis zu dem „Nambwa Camp“.

Wir dachten schon bei den Popa Falls, dies sei der schönste Platz, doch hier direkt am Kwando Fluss befand sich nun endgültig der Schönste. Hier blieben wir gleich für zwei Nächte. Wieder baute ich mein Zelt nah am Wasser auf, ein kleiner Steg davor und geschützt durch einen Baumstamm. Hippos konnten wir direkt von dort aus sehen. Das Camp liegt in dem „Babwata National Park“. Ein National Park nach dem anderen schließt sich hier im Caprivi Bereich an.

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Viel Platz für jeden.

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Diese Duschen brachten richtig Spaß.

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Beim Abwaschen konnte man aus dem Fenster schauen

Wir fuhren gleich bis zum Sonnenuntergang tief in den Park hinein, immer mit geöffneten Dach. Hippos, Elefanten, Impalas, alles was unser Fotoherz begehrte. Sehr lustig war kurz vor Sonnenuntergang die Beobachtung einer riesigen Pavian Kolonie. Sie stritten sich um einen Nachtplatz auf einem der Bäume ringsherum.

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Paviane am Abend.

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Am nächsten Morgen wollten wir ganz früh in den Park fahren.
Mit dem ersten Vogelgezwitscher, so um 5:20 Uhr stand ich auf. Nebel stand über dem Kwando, dahinter kam langsam die Sonne durch – was für ein Traum! Kamera raus und alles festhalte.

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Mein Zelt direkt am Kwando.

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Nebel, wie ein Gemälde von Kaspar-David Friedrich

Es folgte ein gigantischer Morgen, mit Johanna stand ich wieder hinten auf der Bank im „Cabrio“. Wir sahen an diesem Morgen so viele Tiere; Wasserböcke, Marabus, Storche, Hammerkopf, Waffenkibitze, Hippos, Ibisse, Paviane…….!

Auf dem Rückweg kam plötzlich aus dem Gebüsch eine riesige Herde Elefanten direkt auf uns zu und wollte zum Kwando Fluss. Frank parkte das Auto hinter einem Busch an dem sie sowieso vorbei mussten. Dies war ein unglaublicher Moment, vor uns, hinter uns, von der Seite, überall kamen die Elefanten an uns vorbei. Mit klopfendem Herzen hielten wir dies meist auch mit den Kameras fest. Johanna und ich schauten gebannt nach hinten, als plötzlich einer der Bullen stehen blieb und in unsere Richtung schaute. Frank setzte den Wagen auch noch ein Stück zurück. Zehn Meter zwischen uns und dem Elefanten, Johanna und ich waren direkt davor. Das war diesem Bullen dann aber zu viel. Er plusterte sich auf, die riesigen Ohren hin und her schwenkend, trampelnd und zuletzt noch trompetend kam er auf uns zu. Schnell den Motor an und nichts wie weg. Puh, das war aufregend!

Insgesamt waren es fast vierzig Elefanten, die an uns direkt vorbei zogen – ein tolles Erlebnis!

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Von überall kamen die Elefanten auf uns zu.

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Kleine mit ihren Eltern.

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Dieser war nicht ganz mit uns einverstanden und …..

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verjagte uns!

Spät am Abend wollte ich das Erlebte noch Revue passieren lassen. Alle anderen waren schon in ihre Zelte gekrochen, es war auch nicht so kalt. So legte ich mich rücklings auf den Steg vor meinem Zelt und schaute in den wunderschönen afrikanischen Sternenhimmel. Atemberaubend schön! Am liebsten hätte ich mir meinen Schlafsack geholt um dort zu schlafen. Hippos und Krokodile in der Nähe!? Steg gerade mal 80 cm hoch; oh nein, da krabbel ich doch lieber in mein gerade mal fünf Meter entferntes Zelt!

Nach diesen wunderschönen Tagen fuhren wir weiter im Caprivi Streifen wieder in Richtung Botswana, dies zum dritten Mal.

Unser Ziel für den nächsten Tag waren die Vic Falls in Simbabwe. Unsere Übernachtung sollte zum ersten Mal in einer Lodge für 2 Nächte sein. Wir freuten uns doch alle sehr auf etwas mehr Komfort.
Einreise in Botswana direkt an einem der größten National Parks, dem „Chobe Park“, bestand wieder aus einer langen Prozedur. Diesmal nahmen sie uns auch das gerade frisch gekaufte Obst weg. Direkt an der Grenze im großen trockenen Chobe Flussbett sahen wir über 30 Elefanten gemeinsam mit Kühen und Büffeln weiden, am Rand Krokodile, alles friedlich vereint – sehr kurios!
Abends kamen wir endlich an der Lodge „Chobe Bush Camp“ an. Es bestand aus 6 Hauszelten gebaut auf hohen Stelzen und einem Haupthaus. In der Mitte einen hohen Ausguck auf ein Wasserloch, das Ganze eben mitten im Busch.

Ich ließ mir nicht viel Zeit mit Auspacken, ging stattdessen schnell zum Ausguck der Wasserstelle. Duschen und umziehen kann ich auch noch im Dunkeln. Eine andere kleine Gruppe trank dort gerade ihren Sundowner, während am Wasserloch mehrere Elefanten eine Sonderration Futter, gespendet von der Lodge, ein paar Meter entfernt fraß. Auch wenn diese Tiere durch das extra Futter an diesen Platz gelockt werden, war es sehr beeindruckend, diese großartigen Tiere so aus der Nähe beobachten zu können. Hinter ihnen schlich sich noch eine sehr hässliche Hyäne herum.

In der Lapa bekamen wir unser Dinner, dass lange nicht so gut schmeckte wie unser täglich von Frank gegrilltes Game Fleisch.
Früher Aufbruch am nächsten Morgen; wir hatten noch einen langen Weg bis zu den Vic Falls vor uns. Dieses Mal fuhren wir ohne Frank mit einem offenen Buschwagen auf einer Pad, die direkt an der Grenze von Botswana und Simbabwe verlief, nur durch einen unsichtbaren Zaun getrennt. Wir scherzten natürlich mit unserem Guide: „Warum fährt er nicht gleich hier über die Grenze“? Auf der anderen Seite kam uns ebenfalls ein Fahrzeug mit Gästen entgegen, zehn Meter zwischen uns nur Sand und doch zwei verschiedene Länder.

An dem Grenzübergang angekommen, stiegen wir in einen Kleinbus mit neuem Guide um. Er betreute uns den ganzen Tag über in Simbabwe. Die Grenzformalitäten dauerten wie immer sehr lange, waren interessant zu beobachten. Für Simbabwe bekamen wir in unsere Pässe sogar ein Visum; noch eine Seite in meinem Pass gefüllt!

Endlich waren wir in Simbabwe, schon von weitem konnte man die Gischt erkennen.

Aufregung machte sich in unserem Bus breit. Elke, Ingo und Andreas wollten einen Heliflug über die Vic Falls machen; unser erster Anlaufpunkt. Zwei Helikopter warteten schon auf die Gäste, Formalitäten folgten, sogar das Gewicht wurde getestet. Plötzlich sprang Patrizia voller Freude auf uns zu: „Ich fliege auch mit“! Kurz entschlossen und schon waren sie nur noch als Biene am Himmel zu erkennen.

Gegen 11:30 Uhr waren wir endlich direkt bei den Vic Falls angekommen; 30 US$ Eintritt, Regenjacken gab es kurz davor, Leihgebühr 3 $, ich hatte meine eigene dabei. Ein Rundweg mit 16 Aussichtspunkten erwartete uns. Noch blieben wir trocken. Traumhafte Blicke von oben auf die Falls, die mit ihren 110 m nicht so hoch sind wie die Niagara Falls, doch auf einer Breite von 1.708 m quer zum Flusslauf des Zambesi liegen. Sie gehören zu dem Weltkulturerbe der UNESKO.

Mosi-oa-Tunya, donnernder Rauch, so nennen die Einheimischen die Fälle. Der Name verweist auf den Wasser-Sprühnebel, der von den Fällen in bis zu 300 m Höhe aufsteigt und noch in bis zu 30 km Entfernung zu sehen ist.

Diesen Wasser-Sprühnebel bekamen wir auch kräftig zu spüren.

Als erste erreichte ich den Punkt 12 und lehnte mich gerade über die Brüstung, um ein Foto von dem Regenbogen unter mir zu machen, die Regenjacke hing über meinem Arm, als sich eine Dusche von oben auf mich ergoss. In Sekunden war ich bis auf die Unterwäsche klatsch nass, die Regenjacke funktionierte ich schnell als Kameraschutz um – ich war schon nass, da gab es eh nichts mehr zu schützen.

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Vic Falls Point 13.

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Naß bis auf die Haut….

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Dusche gratis!

Als alte Seglerin machte mir das natürlich nicht viel aus, Sonne und Wind werden mich schon trocknen. Das allerdings dauerte noch etwas, schließlich war ich ja noch nicht an Punkt 16 angelangt und der Rückweg kam auch noch. Zur gleichen Zeit kam auch Patrick dazu, der ebenfalls klatsch nass wurde. Gegenseitig fotografierten wir uns mit viel Spaß dabei.
Auf dem Weg begegneten mir sehr viele Schwarze ohne Regenjacke, schick angezogen, nass und lachend. Sogar ein Wedding Paar kam mir entgegen, wir klatschten uns lachend in die Hände – wie es scheint ist der „Donnernde Rauch“ ein Glücksbringer! Dann habe ich an diesem Tag tausende von Glücksbringern erduscht!

Reicht sicher für den nächsten Schritt meiner Weltreise! Ein großartiges Erlebnis!

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„Donnernde Rauch“ ein Glücksbringer!

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Zwei Regenbögen erst recht!

Die Vic Falls liegen allerdings auch genau im Grenzgebiet zwischen Simbabwe und Sambia, eine Brücke verbindet beide Länder direkt an den Vic Falls. Endlose LKW Schlangen warten dort auf Abfertigung, um meist ihre Fracht bis nach Walvis Bay in Namibia zu bringen und von dort per Schiff vielleicht bis Europa. Auch eine Eisenbahn verkehrt über diese Brücke. Wir haben sie uns zu Fuß erorbert und auch ein paar Schritte in Sambia vollbracht.

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Diese Brücke verbindet Sambia mit Simbabwe.

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Dazwischen die Vic Falls.

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Endlose LKW Schlangen warten auf Abfertigung.

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Auch die Eisenbahn fährt hier über die Grenze!

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Hoffnung …

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oder man geht zu Fuß!

Inzwischen war nun schon der erste Juni, noch sechs Tage sollte unsere Safari dauern. Wir befanden uns am äußersten Zipfel unserer Reise, so mussten wir uns nun langsam auf den Rückweg machen. An diesem Tag fuhren wir nur auf den Pads, zuerst durch die äußerste Spitze des Chobe Parks, natürlich mit Cabrio Dach. Auf wilden Padwegen ging es wieder hinten auf dem „Trampolin“ direkt an dem Chobe Fluss entlang. Elefanten, Hippos und viele Vögel begleiteten uns dabei.

Frank plötzlich: “Da sind Löwen“! Wirklich Löwen, kam es aus aller Munde?

Fünf Löwinnen konnten wir lange Zeit beobachten, eine stand sogar auf und lief zum Wasser. Was für Tiere, majestätisch! Schon wieder ein Höhepunkt, mehr war eigentlich nicht mehr zu verkraften.

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Wow, eine Löwin und nicht einmal im Etosha Park. Dort begegnet man ihnen öfter.

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Sie war ein wenig Angriffs lustig.

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Blick über unser Versorungsauto.

Unsere Fahrt, eigentlich nur 150 km, dauerte noch bis zur Dunkelheit, gepaart mit viel Staub in der Kehle, gelandet waren wir im „Kwando Lodge Camp“. Unser Trinkwasser war auch zur Neige gegangen, sodass wir an diesem Abend den Staub mit Bier und Rotwein hinunter spülten. Bei mir zeigte sich sehr schnell eine unliebsame Wirkung in meinem Sprachvermögen – natürlich zu aller Belustigung!

„Hottentottenstottertrottelmutterbeutelrattenlattengettrwetter ……………..“, richtig Ingo?

Mit diesem Wort hatte ich allerdings auch am nächsten Morgen noch meine Probleme.
Am nächsten Morgen, wie es sich für eine Safari gehörte, starten wir wieder zu einem Game Drive in den Manili Park (umbenannt in Nkassa Rupula).

Vorher hielten wir zu meinem Glück an einem Kindergarten. Nicht nur die Kinder hatten Spaß an unserem Besuch, besonders Hans-Peter spielte mit großer Freude Fußball mit ihnen. Er war später ganz gerührt über die Freude dieser Kinder, als er ihnen seine Fotos zeigte.

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Alle sollten sich aufstellen …

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doch eigentlich wollten sie lieber Fussball spielen.

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Die Kleine war sich noch nicht ganz sicher, ob sie bleiben oder doch lieber bei ihrer Mama sein wollte.

Unser Game Drive unterschied sich sehr von den anderen. Flussläufe mussten wir durchqueren, stecken bleiben inklusive. Die Landschaft war hier besonders schön, endlose Weite durchsetzt mit fantastischen alten Bäumen.

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Flußläufe mussten wir durchqueren.

Überraschend war für uns ein Wasserloch, zuerst standen dort ein wunderschöner Sattelstorch und ein paar Marabus. Kaum hatten wir unsere Teleobjektive bereit, flogen die Nächsten direkt auf uns zu. Am Ende waren es über 30 Stück dieser Aasfresser. Unterhalb ihres Schnabels hängt ein roter Beutel, der je nach Füllung unterschiedlich groß ist. Dort sammeln sie ihr Futter, vermischen diesen mit Sand und horten so ihr Fressen.

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Marabus und ein Sattelstorch

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Marabus im Anflug, hübsch sind sie nicht, aber trotzdem gigantisch zu beobachten.

Nach diesem erlebnisreichen Tag ging es am 3. Juni über 450 km weiter an der Grenze von Angola – zum Glück auf Asphalt – weiter westwärts bis nach Rundu.
Mir ging langsam die Puste aus; so viele Eindrücke, endlose Fahrstrecken, schlechte Nächte im Zelt, jeden Abend frieren – da kommen dann schon Zweifel auf.

Bin ich wirklich auf dem richtigen Weg; ein Jahr so in diesem Tempo; kann ich dabei wirklich alles genießen und auch noch wahrnehmen, was um mich herum geschieht?“ Klar wurde mir bei diesen Gedanken, dass ich mein Tempo um einiges herunter schalten musste, um mein Inneres auch zur Ruhe zu bringen.

Diese Erkenntnis tat mir sehr gut, die Umsetzung findet inzwischen statt und es gelingt mir gerade sehr gut.
Als Trost habe ich die kleine Zeitung, mein Reisebegleiter meiner Kinder, gelesen. Es tat mir sehr gut wieder einmal wahrzunehmen, was sie mir alles auf meiner Weltreise mitgegeben haben. Dass sie an ihre Mutter glauben und auch wissen, dass ich wieder heil zurückkomme. Danke meine Lieben, dass Ihr so mitreist!

Unser Campground kurz vor Rundu, Nkwasi River Lodge, lag wunderschön in der Sonne und mal wieder an dem Kwando. Das andere Ufer war schon Angola. Mit einem sehr seltsamen Katamaran, auf dem Holzstühle standen, fuhren wir am Nachmittag zum Sonnenuntergang hinaus. Das größte Highlight dieser Tour war eine illegale Landung am Ufer von Angola.

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Was für ein Katameran – Holzstühle an Bord!

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Volle Fahrt voraus!

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Kühe in Angola ….

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Sonnenuntergang in Angola.

In drei Wochen habe ich somit fünf verschiedene afrikanische Länder betreten: Namibia, Botswana gleich 3 mal Ein- und Ausreise, Simbabwe und illegal Angola und Sambia, von einer Brücke in Simbabwe aus.

Der nächste Morgen startete wieder sehr früh und mit Eiseskälte bauten wir unsere Zelte ab. An den Eisenstangen erfroren unsere Hände, nur eine warme Teetasse weichte sie wieder auf. Der Weg führte uns inzwischen nach Süden bis Grootfontein, hinüber durch den Veterinärzaun, der den Norden von dem Süden Namibias abspaltet. Die Maul und Klauenseuche ist der Trennungsgrund. Fleisch aus dem Norden darf nicht in den freien Handel und nicht in den Süden gelangen.

In der Nähe von Grootfontein besuchten wir als erstes den größten Meteorit, der bisher auf der Erde gefunden wurde, den „Hoba Meteorit“.

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Nur zum Größenvergleich!!!!

„Die Angaben über das Gewicht schwanken zwischen 50 und 60 Tonnen. Seine ursprünglichen Abmessungen waren 2,70 Meter × 2,70 Meter × 0,90 Meter. Der Meteorit schlug vor etwa 80.000 Jahren auf der Erde ein und liegt immer noch in der ursprünglichen Position. Sein geschätztes Alter beträgt 190 bis 410 Millionen Jahre.

Der Meteorit besteht zu ca. 82 % aus Eisen, zu ca. 16 % aus Nickel und zu ca. 1 % aus Cobalt. Darüber hinaus enthält er eine Reihe von Spurenelementen wie Chrom, Gallium, Germanium, Iridium, Kohlenstoff, Kupfer, Schwefel und Zink. Meteoriten mit Nickelgehalten von über 15 % werden als Ataxite bezeichnet.“ Wikipedia.

Große Ehrfurcht habe ich angesichts dieses hohen Alters empfunden.

Die vorletzte Nacht im Zelt verbrachten wir auf der Farm von Arnold, vor 32 Jahren ist er nach Namibia ausgewandert. Je mehr wir in den Süden fuhren, desto kälter wurde es, inzwischen waren wir auf 1.500 m über dem Meeresspiegel.

Den Abend haben wir lange am Feuer gesessen, zu essen gab es Springbocksteak und Rote Beetesalat. Nachdem alle im Bett waren ging ich noch schnell auf unser „Plumpsklo“ hinterm Haus. Eine Metalltür mit großer Schraube und Riegel verriegelte diesen nicht sehr angenehmen Raum. Stockdunkel verschloss sich die Tür plötzlich hinter mir. Oh Schreck, als ich versuchte sie wieder zu öffnen, hatte sie sich verhakt. Jegliche Versuche sie über die große Schraube aufzuhebeln scheiterten. Mein Finger, der als Hebel funktionieren sollte, tat mir inzwischen schon weh. Leichte Panik stieg in mir hoch, denn die Zelte standen an der hinteren Seite des Hauses. Ich klopfte, donnerte und trat an die Türe, nichts rührte sich. Ich drehte mich um und versuchte mich schon mit dem Gedanken vertraut zu machen auf diesem kalten Steinboden zu übernachten; nein das wollte ich wirklich nicht! Leichte Erkältungsanzeichen meldeten sich auch schon. Also nochmals die Fäuste an die Türe gedonnert, wütend auf mich selber war ich auch; zu dämlich eine Tür aufzubekommen.
Plötzlich, wie aus dem Nichts öffnete sich mit Leichtigkeit die Tür von außen; Andreas war mit einem leichten Schmunzeln mein Lebensretter dieser Nacht.

Am nächsten Morgen, mein Finger war ganz blau geworden, war diese Geschichte natürlich wieder ein großer Spaß für uns alle, inzwischen konnte auch ich darüber lachen. Mir fehlte die Kraft für eine ganz bestimmte Hebelbewegung, vielleicht war ich auch nicht geduldig genug.

Die letzte Fahrt führte uns weiter bis zum Waterberg auf ein wunderschönes Camp „Barnabe de la Bat Camp“. 1908 war dieses Gelände einschließlich seiner Gebäude die Polizeistation der Deutschen Kolonialherrschaft, heute eine Lodge mit Restaurant und Campground mit herrlichen, heißen Duschen, die ich auch sogleich aufsuchte.

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unser letztes Camp am Waterberg.

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Ein letzter Blick aus meiner Bleibe der letzten drei Wochen!

Um uns sprangen die Paviane gefährlich nah herum, sie klauen alles, was nicht fest verpackt ist. Alle versuchten wir sie zu vertreiben, was eher zur Belustigung beitrug. Von dort aus machten wir eine Wanderung auf das Plateau des Waterberges hinauf. Oben angekommen zerplatzte mir fast der Kopf, die Erkältung, wohl schon mit etwas Temperatur, machte mir zu schaffen. Doch der Blick über die endlose Weite entschädigte alles.

Auch wenn es unser letzter gemeinsamer Abend mit leckerem Kudufleisch vom Grill war, verschwand ich frierend als erste in meinem Zelt. Was für eine Nacht, die Nase lief in einem fort, die Augen tränten, der Hals kratzte. Um Mitternacht brauchte ich Taschentuchnachschub, also raus aus dem Zelt in die noch kältere Nacht. Zum Schuhe anziehen war ich zu verfroren, also auf Socken zu den Toiletten; ist doch nur Sand. Autsch, der Sand hatte doch leider einige Dornen. Mit einer riesen Portion Handtuchpapier verschwand ich wieder in meinem Zelt. Raus aus den Dornensocken, rein in die anderen Sandsocken, auch sie waren noch von der Wanderung versandet. So hatte ich mir meine letzte Nacht eigentlich nicht vorgestellt.

Franks Bemerkung am nächsten Morgen bei meinem Anblick: „Oh je“!

Nun mussten wir ein letztes Mal packen, die anderen meiner Gruppe bereiteten sich für ihren Rückflug vor, ich für meinen fünftägigen Lodge Aufenthalt. Oh, wie freue ich mich auf ein richtiges Bett! So wurde ich auch als Erste dort abgeliefert.

Nun war die Safari wirklich zu Ende – ein herzlicher Abschied folgte! Gemeinsam haben wir so viel erlebt. jeder für sich wird diese Erlebnisse erst einmal verarbeiten – doch schön war diese Tour mit allen Höhen und kleinen Tiefen allemal!

Danke Euch allen für die schöne Zeit, danke Dir Frank für die großartige Tour, die Du uns bereitet hast!

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Ein paar Impressionen.

 

10.Juni

Meine Ferien in der „Immanuel Lodge“!

Seit vier Tagen entspanne ich mich auf der herrlichen Immanuel Lodge bei Sabine und Stephan, die mir fast jeden Wunsch von den Augen ablesen. Stephan ist ein begeisterter Gourmet Koch und verwöhnt seine Gäste mit herrlichen Gerichten, das Fleisch auch hier nur von ihm selber erjagtem Wildfleisch, wie Oryx und Kudu. Die Lodge ist mit so viel Liebe in den Details eingerichtet, mit Kunstwerken von hier ansässigen Künstlern oder kleinen Dingen, die die Natur hier direkt bereit hält.

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Danke Sabine und Stephan für die entspannende Zeit in Eurer Lodge.

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Hier kann man herrlich geniessen!

Ich kann wirklich jedem, der in Windhoek landet empfehlen, hier die ersten oder auch die letzten Nächte zu verbringen, oder so wie ich: sich einfach nur verwöhnen zu lassen.

Muss ich hier wirklich morgen schon wieder fort?

Seit sieben Wochen bin ich schon in Namibia, davon die meiste Zeit in der herrlichen Natur. Die Vorstellung auf eine Großstadt wir Kapstadt fällt mir gerade sehr schwer.

Doch, wie war noch meine Erkenntnis dieser Reise?

„Immer wenn ich mich richtig wohl fühle, geht mein Weg weiter um diese Welt“

Bestimmt komme ich zurück nach Namibia!

 

Cape Town am 12. Juni 2015

Genau vor 2 Monaten bin ich auf meine Weltreise gegangen und habe genau hier in Cape Town den Anfang gestartet. Nun bin ich für eine Woche wieder zurück und empfinde so etwas wie ein Stückchen wieder gewonnene Heimat nur aus kompeltt anderen Blickwinkeln.

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Cape Town, I am back since 7 weeks!

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Hier habe ich genau vor 2 Monaten meine Weltreise gestartet, darauf musste ich anstoßen!