Buenos Aires am 10. Dezember 2015, ein denkwürdiger Tag für Argentinien und ich war mitten drin!

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Casa Rosada, der Regierungssitz im Hintergrund

Den Geräuschen auf der Straße zu urteilen wird der heutige Tag recht spannend werden, die Fahrzeug Sirenen heulen in allen Schattierungen auf.

Buenos Aires am 10. Dezember 2015 um 19 Uhr, ein denkwürdiger Tag für Argentinien und ich war mitten drin!

Und wie spannend dieser Tag heute war, inzwischen 19 Uhr. Völlig platt bin ich vor einer Stunde wieder zurück in die Casa gekommen; eine Dusche hat mich wieder etwas munter werden lassen.

Noch bin ich tief ergriffen von den heutigen Erlebnissen, die zwar sehr in dem Zusammenhang mit gestrigen Erlebnissen zu tun haben doch von einer ganz anderen Seite zu betrachten sind.

Gestern war der Abschied aus der Vergangenheit, heute der große Neubeginn für Argentinien. An beiden Großveranstaltungen war ich mitten drin – was für tiefe Eindrücke sind dabei auf mich förmlich ein gedonnert, sei es mit Böllerschlägen oder Trommelgewirr!

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Dieses Trommelgewitter untermalte so manche Emotion.

Heute Morgen saß ich gerade mit Sergio zusammen, um mir die erlebten Ereignisse des gestrigen Abends erklären zu lassen. Die Emotionen konnte ich gut verstehen, nicht den politischen Zusammenhang.

Christina Fernandez Kirchner hatte ihre Anhänger ein letztes Mal gestern Abend auf den Plaza del Mayo gerufen und sie kamen zu Tausenden, gelockt mit Frei Bier und Würstchen. Auch hier war ich dabei.

Plötzlich meinte Sergio, nachdem er gesehen hatte wie ich mich für diesen Machtwechsel interessiere, ich solle doch schnell auf den Congreso gehen, da kommt um 12 Uhr der Mauricio Macri an und wird zum Präsidenten vereidigt. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, Tasche packen, Kamera rein und weg war ich.

Normalerweise ist der Weg zum Congreso fünf Minuten, doch wie schon von der Casa an den Geräuschen zu vernehmen war, fuhr auch in meiner Straße kein Auto mehr und 50 m weiter die erste Absperrung. So musste ich einen großen Bogen laufen, dachte schon, niemals auf diesen Platz kommen zu können, sicher alles völlig verschlossen.

Zu meiner großen Überraschung war nur die eine Seite völlig verschlossen, auf der anderen wurde man durch ein Tor direkt auf den Platz vor den Congreso geleitet. Erst zögerte ich und schaute mich um. Wer ist hier, was für Menschen und welche Stimmung haben sie?

Es waren schon wie gestern fröhliche Menschen mit Kindern, alt und jung gemischt, nur heute kamen sie in noch größeren Scharen mit lauten Trommeln, über und über geschmückt mit ihrer wunderhübschen Fahne mit dem Sonnenzeichen in der Mitte. Diese strahlte heute besonders stark und heiß vom Himmel.

So traute ich mich durch dieses Tor und ging mit großer Faszination immer weiter nach vorne bis zum Zaun direkt vor dem Congreso. Auf Laternen, an Gerüsten, auf den Zäunen, überall kletterten die Menschen hoch, um noch dichter am Geschehen sein zu können. Immer wieder erschallte wildes Trommelschlagen und tanzende Menschen klatschten den Spielern zu.

Vor dem Congreso stand die Lifeguarde der Regierung in ihren wunderhübschen Uniformen und zum Teil hoch zu Ross. Riesige Bildschirme rechts und links übertrugen schon einige Szenen aus dem Inneren des Congresos, dort wurden die Würdenträger der Stadt und Regierung gegrüßt.

Die Avenuda de Mayo war mit endlos langen Gittern auf beiden Seiten zu gesperrt, auf beiden Seiten waren die Menschen ebenfalls mit tausenden Fahnen versammelt und dies bis zur Casa Rosada, dem Regierungssitz am anderen Ende auf dem Plaza del Mayo. Ich musste mich für einen dieser Plätze entscheiden, zur Plaza del Mayo bin ich gestern schon nicht durchgekommen, sicher heute noch weniger. So blieb ich wo ich war, immer mit dem Blick nach hinten, sollte es eng werden, wollte ich ausweichen können.

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Riesige Starßenzüge waren abgesperrt.

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Plötzlich ein großes Raunen in der Menge, das langsam in ein Rauschen überging, weiter bis zu Macri, Macri und Argentina, Argentina ……Gesang auf schwellend – was für eine Kraft, was für eine Emotion, was für eine Begeisterung und was für ein Hoffen auf bessere Zeiten.

Gänsehaut, Atemlos, Herzbewegend, durchflutetet mit Begeisterungswellen die mich zum Kochen brachten und die Augen feucht werden ließ – so erlebte ich diesen Moment;

„Ein neuer Präsident wird vereidigt“! Kein Fußballspiel zwischen Argentinien und Deutschland im Endspiel, nein eine neue Regierung lässt dieses Land zum Kochen bringen! Überwältigend für mich, ich war völlig mit gerissen und tief bewegt.

„Argentina, Argentina, Argentina …..“!

Was für ein National Stolz!

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Hier vermischen sich wohl doch zwei Ereignisse!

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Ich bekam leider nur die Lifeguarde vom Präsidenten zu sehen, die ihn bis zur Casa Rosada begleitete.

Darauf folgte die Rede von Macri an die Nation, ich verstand nur einige Schlagwörter, die meist wieder Wellen der Begeisterung hervor riefen. Eine Nation ist nun voller Hoffnung, die Aufgabe wird eine sehr schwere sein, dies versicherte mir auch Sergio. Sicher ist es sehr interessant die Geschichte Argentiniens weiter zu verfolgen, auch für ganz Südamerika kann sich einiges ändern angesichts einer konservativen Regierung.

Die Peronistische Regierung hat 70 Jahre mit einer kurzen Unterbrechung regiert. laut Sergio mit Methoden, die mit unserer vergangenen Geschichte vergleichbar ist, er nannte sie auch beim Namen, was ich nicht tue, weil ich nicht wirklich darüber Bescheid weiß.

Nach der Rede bestieg der neue „Presidente Macri“ einen Wagen mit offenen Verdeck. Ich stand inzwischen direkt am Zaun und hoffte auf das Foto des Tages; leider stand Marci erst nach dem Congreso auf, ich erhaschte nur ein Foto mit einer winkenden Hand. Dafür hatte ich jede Menge Videos von den Begeisterungsmomenten aufgenommen, mein Iphone war überfüllt und ich war schon von der Hitze erledigt. Die Menschen zogen hinter dem Wagen her und ich ging zu meiner Casa zum Daten sichern und frisch machen.

In der Casa machte ich den Fernseher an und konnte gerade noch miterleben, wie Marci die Präsidenten Schärpe und der Regierungsstab übergeben wurde. Dies ist seit hunderten von Jahren in Argentinien die Aufgabe des scheidenden Präsidenten, in diesem Fall wäre dies Cristina F. Kirchner, doch sie hat dies kategorisch abgelehnt und ist seit heute Nacht um Mitternacht vorzeitig aus dem Amt geschieden und nicht mehr gesehen! Für 12 Stunden hatte das Land keinen Präsidenten, für Sergio unmöglich!

Nachdem ich die Fotos und Videos alle gesichert hatte ging ich wieder auf die Straße, meine Neugierde ist ziemlich unbändig. Doch neben meiner Haustür ist ein Friseur, den ich schon länger umlaufe. Nein heute nicht, der hat doch gar keine Augen für Haare an diesem Tag, so ging ich weiter. Nach zwei Ecken überlegte ich noch einmal etwas genauer. Morgen ist Samstag und Sonntag fliegst du schon, ach ich schaue einmal rein. So drehte ich wieder um und wurde von einem herzlichen Mariano empfangen, natürlich hatte er Zeit, musste sich nur von dem Fernseher los reißen.

So bekam ich endlich seit Monaten, zuletzt am Anfang von Australien mal wieder einen anständigen Schnitt auf meinen Kopf. Ein wenig kürzer als sonst, doch genau richtig für eine Seefahrt.

Um mich herum in der Casa wird es gerade sehr Spanisch lebhaft, Alicia, sie hatte mich vom Flughafen mit angeholt, ist gekommen und Sergio steht in der Küche und fängt an zu kochen. Hans Peter aus Deutschland, ein Freund von Sergio ist ebenfalls eingetroffen. Er ist sehr an meinen Reise Erlebnissen interessiert. In der Küche duftet es herrlich nach gebratenen Prawns, zuletzt gegessen in Australien bei Marisa. Mein Akku vom Mac wird leer, sodass ich mich in mein Zimmer begebe – eben doch nur ein zahlender Gast.

Mit meinem windschlüpfrigen Kopf machte ich mich wieder auf in Richtung Plaza del Mayo, mit müden Beinen und hungrigem Magen. Viel Auswahl gab es besonders an diesem Nachmittag nicht, die Aufräumungsarbeiten waren noch voll im Gange. So entschied ich mich wieder für das London City Café, nur wegen des Ausblicks auf die vorbei ziehenden Menschen.

An diesem Tag befanden sich doch einige sehr hungrige Menschen in der Stadt. Die Tische stehen direkt am Gehweg, Handtaschen müssen fest gesichert werden, ich habe mein eines Bein durch die Schlaufe gesteckt. Trotzdem, kleine Snakes, die auf den Tischen standen waren besonders beliebt. Kurz gefragt und schon waren die Finger am Snake und weg war er. Ich bekam sofort neue, obwohl ich dies gar nicht wollte, doch auch mit dem Verbot dies zu zulassen. Einfacher gesagt, als getan. Auch meine kleine Pizza, die ich nicht schaffte, war sehr begehrt. Ok, nicht gerade der beste Platz an diesem Tag.

Ein Gang über den Plaza del Mayo ließ mich noch ein paar feiernde Leute erblicken und Paolo, der jede Größe an Fahnen zum Verkauf anbot. Auch ich kaufte mir meine kleine Erinnerungsfahne an diesen Tag und Paolo war total happy, als ich ihm noch erzählte, wo ich heute war. Contacta, contacta, Fotografia ….., schreibt man das so? Eine nette Begegnung eines Menschen, der große Hoffnung auf die neue Zukunft hat.

„I’ts my happy day“!  Sagte er in seinem little English!

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Danach konnte nichts mehr diesen Tag toppen, so ging ich mit schnellen Schritten nach Hause in die Casa und unter die Dusche.

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Jeden Tag ein besonderes Ereignis!

Der gestrige Tag begann mit einer lästigen Pflicht, alle Outdoor Shops nach Winterjacken, geeignet für die Antarktika auf zu suchen, dabei durchstreifte ich fast die ganze Innenstadt. Mit dem Ergebnis, dass ich keine gefunden habe, die mir passte oder warm genug war. Dieses Thema bleibt bis Ushuaia ungelöst.

Dabei kam ich auf die AV Santa Fee in eine der interessantesten Buchhandlungen vorbei, die ich je gesehen habe. Nicht nur ihre Größe war gigantisch, der Ort in der sie sich befand war besonders interessant; in einem wunderschönen alten Theater! Ich betrat diese Buchhandlung durch das Foyer und traute meinen Augen kaum. Vor mir eröffnete sich ein riesiger runder Theatersaal, der Zuschauerraum, die Ränge – alles nur Bücher und auf der Bühne ein Café. Vom Zuschauerraum geht noch eine später eingebaute Rolltreppe in ein weiteres Untergeschoss voller Bücher.

Ich hatte schon gelesen, dass die Argentinier Bücher lieben und sie auch lesen, entsprechend viele Buchhandlungen konnte ich schon wahrnehmen. Doch hier saßen sie nun mit Büchern in den Logen oder im Café und lasen darin. Natürlich setzte auch ich mich in dieses Café und fühlte mich wie eine Schauspielerin und die Bücher waren die Zuschauer, im Hintergrund spielte ein Saxophon Jazz!

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Die AV Santa Fee ist eine der großen Einkaufsviertel dieser Stadt mit interessanten Geschäften und von dem Plaza Italia Richtung Plaza San Martin laufend kommt man direkt in das nächste Viertel, die Florida mit ihrer endlosen Fußgängerzone und dem Galeria Pacifico, ein Centro der Superlative. In der Mitte prangt zur Zeit ein riesiger knallroter Weihnachtsbaum, die vielen schmucken Geschäfte erstrahlen daneben in Hochglanz zusammen mit ihren Höchstpreisen, zum Anschauen wunderschön.

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Vorher legte ich auf dem Plaza San Martin eine Lunchpause im Dandy ein. Ich aß ein herrliches selbstgebackenes Brot mit einem Salat aus Quinoa (peruanische Hirse), Schafskäse und Spinat. Um diesen mit wunderschönen Bäumen bewachsenen Platz reihen sich prächtige Palacios aneinander, einer größer, schöner als der andere.

Neben mir saß eine junge Frau mit einem kleinen Baby auf ihren Mann wartend. Bekam ich doch tatsächlich feuchte Augen – vermisse meine kleine Enkelin Emma!

Direkt vor mir erschien ein Kamerateam mit Moderatorin, die an der Straßenecke Passanten befragten. Ich ahnte schon, dass es um den heutigen Regierungswechsel gehen musste. Christina F. Kirchner, hier wird sie kurz CFK genannt, weigert sich die Regierung an ihren Nachfolger offiziell mit einer Zeremonie zu übergeben, alle Zeitungen prangten gestern mit dieser Überschrift auf der ersten Seite. Dieser Abend sollte noch sehr spannend werden.

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Da mein Ziel an diesem Tag eigentlich der Einkauf meiner Antarktika Ausrüstung war, startete ich von Neuem in die Florida, mit dem Ergebnis keine Lust mehr zum Schauen zu haben, lieber wollte ich Neues entdecken. Die Galeria Pacifico war schon einmal neu für mich, doch eher künstlich hochgestylt wie so oft in anderen Metropolen.

Je weiter ich Richtung Congreso lief, desto mehr Menschen Fahnen schwenkend kamen mir entgegen. Ich hatte mich eigentlich für den Friseur unten vor meinem Hauseingang entschieden, doch langsam wurde ich neugierig auf das was mir ständig entgegen kam.

Für mich schien dies eine Demonstration zu werden, gegen oder für die neue Regierung – Spanisch fliege mich bitte an! So drehte ich glatt wieder um und zog mit dem Strom, der immer zahlreicher, bunter und lauter wurde. Rechts und links der Straße wurden große Barbecue Grills aufgebaut und mit dicken Würstchen belegt.

Die Menschen, die mit mir zogen schaute ich mir genau an, denn in eine gefährliche Situation wollte ich nicht hinein kommen. Ich entdeckte junge und alte Menschen, Familien mit kleinen Kindern nebst Kinderwagen und schaute fast nur in fröhliche Gesichter. Langsam entstand in mir eine Faszination dieser für mich völlig unbekannten Situation, fast wie ein Fieber; mehr, mehr, mehr!

Bis zum Plaza del Mayo kam ich nicht mehr, doch nach einiger Zeit entdeckte ich in den Fernsehgeräten der Cafés, dass Cristina F. Kirchner eine Rede von der Casa Rosada aus hielt. Da machte es langsam klick bei mir, aha, sie spricht ein letztes Mal zu ihrem Volk und hier befinden sich ihre Anhänger.

Wirklich ihre Anhänger, fragte ich mich schon? Diese Menschen sahen eher nach dem einfachen Volk aus und wieso so viele unterschiedliche Fahnen und Namen darauf?

Als es nicht mehr weiter ging stellte ich mich direkt neben eine Wand und lauschte dem Geschehen zu, meine Faszination stieg von Minute zu Minute. Was wirklich auf dem Platz geschah konnte ich von diesem Punkt nicht erkennen, doch immer wieder ging ein lautes Raunen durch die große Menge, das bis zum Gesang für mich unverständlicher Worte anschwoll.

Steigerung: Argentina, Argentina, Argentina ……!

Gänsehaut und feuchte Augen, meine Kamera mit Videofunktion blockierte gerade in diesem Moment oder war ich zu aufgeregt?

Überwältigt doch unglaublich angeregt ging ich nun endgültig nach Hause, wollte ich dies sofort aufschreiben und posten. In der Casa angekommen ging nichts mehr, nur noch mein Bett lockte mich. Also gut morgen früh geht auch noch, dann kannst du auch Sergio fragen, was das alles bedeutet!

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