28. Januar in San Pedro Atacama.
Schon der Flug über diese grenzenlose Wüste war ein großes Vergnügen. Der Blick aus dem Fenster fantastisch, die Entscheidung zu fliegen, war schon allein deshalb die Richtige.
Vom Flughafen fuhr ich mit dem Shuttle Bus 100 km tiefer in diese hochliegende Wüste bei knallrotem Sonnenuntergang hinein, wurde direkt inzwischen im Dunkeln an meinem Hostel Quinta Adele abgesetzt und herzlich von Jose empfangen.
Taschen in mein Zimmer ausgestattet mit allem was man braucht abgestellt und erst einmal den Ort erkunden. Nicht weit von meiner Bleibe entfernt gelangte ich schnell in die sogenannte Hauptstraße, die Caracoles. Ein spärlich gelblich warmes Licht beleuchtete diese schmale, staubige Lehmstraße, auf der hunderte junger Menschen flanierten, sich unterhielten oder Musik machten. Ich war in einer völlig anderen Welt gelandet, das komplette Kontrastprogramm. Jeden dem man begegnete warf man lächelnd ein Hola zu, was für eine Wohltat. Die Häuser sind hier alle aus einem Lehm- Stroh- und Sandgemisch erbaut. Aus jeder Tür oder Fenster halten typische Anden Klänge, unzählige kleine Shops, Restaurants und Hostels reihten sich aneinander.
Eingekehrt bin ich im „Lola“, ein offenes Feuer direkt hinter der Tür hat mich hinein gezogen. Ein unglaublich „reizender“ junger Mann sehr „liebevoll“ bestimmend. Nein, 2 Emapanadas gehen nicht, nur 4 oder 8! Also gut, dann bitte die 4 Empanadas und ein Dogybag gleich dazu und ein Glas Rotwein bitte. Alles sieht hier nach Spaß und Partyleben aus, doch mit dem großen Unterschied angepasst an ein „Pures Adventure“ Leben. Die jungen Leute wollen am nächsten Tag fit für jegliches sportive Abenteuer sein. Sehr zufrieden doch müde schlief ich die erste Nacht tief und fest, trotz dieser großen Höhe.
29. Januar in Atacama.
Gestern bin ich mit dem Erzählen nicht mehr sehr weit gekommen, mein Nachmittagsausflug startete pünktlich um 16 Uhr in die Valle de la Luna. Alles der Reihe nach, sonst gerate ich wieder durcheinander.
Am 27. Januar, meinen ersten Tag in San Pedro Atacama, ließ ich es sehr langsam angehen. Endlich konnte ich einmal ruhig ausschlafen, kein Termin der mich jagte, nur meine Neugierde auf diesen Ort, den ich bisher nur aus der Nacht kannte. Während ich frühstückte, durchstöberte ich einen Guide über Atacama mit der unglaublichen Umgebung. Alle Ausflüge waren darin sehr gut beschrieben, einschließlich Preise und Angaben, wie man sich zu kleiden hat und wie viel Wasserflaschen nötig sind. Welche Agentur man dafür nun nehmen möchte, bleibt einem selbst überlassen.
San Pedro de Atacama ist historisch ein besonderer Ort, auch wenn die vielen Adventure Touren dies vielleicht in den Hintergrund schieben. In dieser unglaublichen Oase, die sich in ein langgestrecktes Tal entlang des Rio San Pedro zieht, kann man über tausend Jahre alte Terrassen der Ayllus, so nennen sich hier die kleinen Farmen, entdecken. Einst erbaut von der indigenen Kultur, die in dieser Wüste gelebt hat und heute noch lebt. Später wurden auch hier die Einflüsse der Spanier seiner Zeit sehr prägend.
Nachdem ich fast alles durchstöbert hatte und wieder unter Entscheidungsnot stand, setzte sich Jose, mein Hostel Eigner zu mir und zeigte mir die verschiedenen Möglichkeiten für meine Woche hier auf.
Für meinen ersten Tag hatte ich mir schon einen Ort, Pukara de Quitor, ausgesucht. 3 km entfernt, das ist doch leicht zu schaffen, so dachte ich. Auf dieser Höhe von 2500 m knallt die Sonne besonders stark auf ein nieder, ohne Hut geht hier überhaupt nichts. Keine feuchte Luft schützt einen vor den starken Strahlen und die Luft ist auch sehr dünn.
Die Anden im Süden von Süd Amerika haben eine Höhe zwischen 2500 und 3000 m. Hier im Norden von Chile fangen sie gerade erst einmal in dieser Höhe an. Mehrere Sechstausender umgeben diesen Teil.
So marschierte ich mit Wasser, Kamera und Sonnenschutz los. Die drei Kilometer waren wirklich gut zu schaffen, danach ging es in den National Park, 3000 Pesos und zwei Möglichkeiten standen mir offen. Quitor ist ein ehemaliges militärisches Dorf, vor hunderten Jahren erbaut auf einem Berg, der einen offenen Blick in das Tal hat.
Man besichtigt also die alten Steinmauern, die ohne Mörtel seit Jahrhunderten halten, indem man hinaufklettert. Oben angelangt konnte ich verstehen, warum diese Stätte hier entstanden ist, der Blick ist grandios. Auf dem Weg nach oben habe ich schon meine ganze Wasserflasche ausgetrunken. An die Höhe musste ich mich erst gewöhnen, eine leise Erinnerung stieg in mir auf, als ich im Himalaya auf Trekking Tour mit dem 10 jährigen Jungen war.
Die zweite Möglichkeit nannte sich „Mirador“, Ausblick auf sicher noch großartigere Vulcane und Berge, allesamt im rötlichbraunen Farbklang. Zum Glück konnte ich unten gleich zwei Flaschen Wasser erwerben und kletterte Serpentinenartig hinauf, immer mit der Option stehen bleiben zu können um tolle Fotos machen zu können.
Die Mühsal hat sich wirklich gelohnt, die Ausblicke gingen in alle Richtungen und haben mich vollkommen begeistert. Vor allem war ich unglaublich glücklich über meine Entscheidung, doch noch den Norden von Chile zu erobern. Genau hier finde ich die Ruhe in einer unglaublichen und mir bisher völlig fremden Natur, gepaart mit einem voller Lebensfreude und Andenkultur geprägtem Ort.
Für diese Momente ließ ich mir sehr viel Zeit, machte einige experimentelle Fotos unter anderem beschwor ich meine Technik, auch mich mal wieder ohne Stativ auf die Linse zu bekommen. Zum Glück gab es einen kleinen Pavillon aus Bambus, der mir etwas Schatten brachte. Vereinzelt gesellten sich andere Kletterer zu mir, so auch ein junger Mann, wieder aus New York kommend, mit dem ich mich lange unterhielt.
Da hatte ich endlich wieder meine Freiheit!
Gerade jetzt sitze ich mitten auf dem Marktplatz von San Pedro, habe nebenbei zwei kleine Tacos gegessen und um mich herum spielen junge Leute Andenklänge. Allerdings saß ich am Anfang im Schatten, inzwischen erreicht mich wieder die Sonne mit ihrer ganzen Pracht, 18:10 Uhr ist es gerade hier und sehr heiß.
Meine Freiheit zog sich bis in den Abend hinein, zuletzt schlich ich nur noch in meine Bleibe unter die Dusche. Den Abend verbrachte ich mit großen Hunger mit einem Steak und Salat. Die Nacht ließ mich leider nicht einschlafen, das Ergebnis des „Zu Viel“ am eigentlich ersten Tag. Trotzdem war ich tief zufrieden!
Gestern Morgen ließ ich mir wieder viel Zeit, plante an meinen weiteren Trip. Von Santiago nach Lima gestaltet sich das Weiterreisen komplizierter als ich es mir wünsche.
Gerade mal 6 ½ Stunden mit dem Bus entfernt bin ich hier vom Süden Perus. Wie gerne würde ich diese Rute nehmen, doch alle Rechnerei hat leider ergeben, dass ich viele Kosten für nichts hätte, bei Stornierungen zweier Flüge. So bleibe ich also bei meiner bisher geplanten Route, die ich noch von Hamburg aus vorbereiten musste und fliege Dienstag wieder nach Santiago, bleibe dort etwas, um danach mit großer Neugierde nach Lima und Peru zu reisen.
Die Sonne auf dem Marktplatz hat mich vertrieben, mit einem kleinen Einkauf sitze ich jetzt in meinem Hostel auf der schattigen Veranda, mit der Hoffnung, dass die handwerklichen Tätigkeiten, wie lautes Sägen eingestellt werden.
Ja, Baustellen bin ich so einigen auf dieser Reise begegnet. Zur Seite steht mir gerade ein 12 Jahre alter Huski mit seinen weißblauen Augen, in der Hoffnung etwas von meinem Rüblikuchen, den ich gerade in einem kleinen Biolädchen erstanden habe, abzubekommen. Rüblikuchen im Norden von Chile. Die junge Bäckerin habe ich auch gleich kennengelernt, sie lieferte ein großes Tablett in den Shop. Pumpernickel und Baguette, Ziegenkäse und allerlei anderes aus der Heimat konnte ich dort finden. Das Baguette backt ein Franzose, der hier lebt, sowie die junge Frau eben den Kuchen. Die europäischen Spuren lassen sich auch in dieser indigenen Kultur nicht verleugnen.
Nachdem ich gestern Morgen meine Planung weiter ausgestaltet hatte, ging ich mit meiner Kamera in den Ort. Manche Themen, die ich mir auf dieser Reise gestellt hatte, konnte ich sehr gut einfangen. So sammele ich seit Beginn besondere Haustüren jeglicher Art. Alt, schön, hässlich, verrückt, ausgefallen, ….. endlose Möglichkeiten finde ich unterwegs. Nach meiner Fotopirsch besorgte ich mir ein einfaches Lunch, bestehend aus Avocado und Tomaten, die ich auf dieser Veranda mit großem Genuss verspeiste. Fotobearbeitung folgte, bis ich endlich zu meinem Nachmittagsausflug in die Valle de la Luna aufbrechen konnte.
Mit etwas Unwohlsein stieg ich in den Kleinbus, der mich hier direkt abholte. Noch einige andere stiegen zu und weiter ging es hinaus aus der kleinen Stadt, mitten in die unterschiedlichsten Bergformationen, alle in Richtung der großen Salzlagunen, die diese besondere Wüste ausmacht. Vor 22 Millionen Jahren war das ganze Gebiet noch von dem Meer überspült, bis die Vulkanverschiebungen hier alles zu Land werden ließen; Kurzform dieses Wunders hier.
Die Berge mit ihrem roten oder schwarzen Sand sind umgeben mit großen weißen Flächen, die von weitem alle wie Schnee aussehen, doch in Wirklichkeit aus Salz, Lehm, Gips und Chlorat sind, also ein hoch chemischer Prozess. Früher wurde hier in sehr vielen Minen Kupfer abgebaut. Heute kann man durch fünf Erdbeben in fünf Jahren keine Mine mehr betreten.
Ja, so konnte ich auf dieser touristischen Tour, die von einer sehr engagierten Frau begleitet wurde, eben viel mehr erfahren, als wenn ich alleine umher ziehe.
Um sieben Uhr wurden wir und zahlreiche andere Busse zu der höchsten Düne in diesem Valley gebracht. Dort kletterten alle gemeinsam hinauf, oben angekommen konnte man eine sogenannte Gradwanderung machen, entlang der Bergketten. Das Gebiet war so riesig, dass sich die vielen Menschen gut verteilten und nur die wenigsten kletterten weiter hinauf, ich war natürlich dabei. Auch hier gab es wieder einmal grandiose Ausblicke über diese „Mondlandschaft“, Valle de la Luna!
Spät abends nach dem Sonnenuntergang wurden wir in der Stadt abgesetzt. Ich gönnte mir danach zwei Glas Wein und Guacamole, eine Avocadocreme. Zurück in meinem Zimmer wurde ich von einer sehr freudigen Nachricht überrascht, ein kleines Mädel ist auf die Welt gekommen, gerade ein paar Stunden alt, Freudentränen kamen mir in die Augen. Meine Kinder, ihre Freunde und die Kinder meiner Freunde schenken uns laufend neue kleine Babys, eine neue Generation wächst heran. Mit diesen schönen Gedanken schlief ich besonders gut und tief ein.
Für den heutigen Tag hatte ich mir keine Tour gebucht, wollte lieber wieder ganz nach meinem Freiheitsprinzip mich alleine auf machen, dieses Mal mietete ich mir für ganze 4,50 € ein Mountain Bike. Mein Ziel war die Garganta del Diablo, laut Übersetzung, die kehle des Teufels.
Schon auf meinem ersten Ausflug nach Quitor konnte ich das lang gestreckte Tal, die Ayllur de Catarpa, entlang des Rio San Pedro von oben sehen. Dort wollte ich heute hin.
Ich machte einen herrlichen sehr staubigen Ausflug über 6 Stunden, erst auf gerader Strecke, mein Ziel hatte ich viel zu schnell erreicht, fuhr noch etwas weiter bis zu einer kleinen Kapelle in Cartarpe. Auf dem Rückweg entdeckte ich einen weiteren Weg, der sich El Tunnel nannte. da schaue ich doch einmal hinein, bis zum Tunnel werde ich es schon schaffen. Stetig bergauf auf rumpligem Untergrund, dies machte meine Puste nicht lange mit in dieser Höhe. El Tunnel hieß auch diese enge Schlucht, die hier Bergauf führte, wie immer wunderschön. Nach einiger Zeit stieg ich vom Rad und schob nach oben, auch nicht leicht gewesen. Belohnt wurde ich wieder von einer traumhaften Landschaft und der enge Weg hatte auch seinen Reiz. Mit einigen Fotostopps erreichte ich fast den Gipfel, ein besonders schöner Blick ließ mich stoppen und pausieren. Auf diesem Weg runter zu fahren, war auch nicht gerade eine einfache Angelegenheit.
Mein Hinterteil meldete sich inzwischen reichlich, Mountain Bikes haben vornämlich harte Sattel. Völlig verstaubt und dreckig landete nicht nur ich unter der Dusche, auch meine Wäsche wurde hier gewaschen. Sehr zufrieden mit meinen heutigen Erlebnissen brachte ich mein Rad zurück und schreibe seitdem meine Erlebnisse auf.
Morgen früh um 7 Uhr begebe ich mich wieder auf touristischen Ausflug mit sehr vielen unterschiedlichen Stationen. Anders würde ich diese unbeschreibliche Landschaft nicht kennenlernen. Also bis morgen oder eher übermorgen!
30. Januar wieder in San Pedro de Atacama.
Pünktlich um 7 Uhr stand ich am Tor und wartete und wartete. Immer wieder fuhren Kleinbusse an mir vorbei, keiner hielt bei an. Da man besonders pünktlich sein soll, wurde ich langsam unruhig. Hat man mich vergessen oder hätte ich schon vor sieben hier stehen sollen, vielleicht hat der junge Mann, der gestern erst vergessen hatte für mich zu buchen etwas falsch gemacht. Ärger, Grummel. Weitere 10 Minuten hielt ich noch aus, eine andere Gruppe stand etwas entfernt ebenfalls wartend auf der Straße, solange sie dort standen gab ich nicht auf.
Ein schwarzer 4×4 Jeep hielt auf der anderen Straßenseite, „Are you Karin Falk“, „Yes“ !!!!! Nur sechs Gäste heute, daher kein Bus. Oh wie schön, dafür habe ich doch gerne gewartet und die andere Gruppe auf meiner Straße, fünf Brasilianer, stiegen auch dazu. So war mein Ärger schnell verflogen, saß ich auch noch vorne.
Nun bin ich nach 10 Stunden völlig erledigt wieder zurück, auf meinem Bett sitzend, Fotos herunterladend und mich erholen. Anstrengend war die unglaubliche Höhe, die wir erklommen haben, von 2500 m bis auf 4800 m. Dies habe ich schon einmal im Himalaya erlebt, sogar noch 1000 m höher, nur bin ich dort nicht lange umhergelaufen. Die Luft ist hier nicht nur dünn, sondern extrem staubig und die Sonne scheint rücksichtslos auf uns herab.
Wir fuhren geradewegs auf den Salar de Atacama, eine riesige Fläche, 100 km lang und 60 m breit! Laguna Chaxa war unser Ziel. Oh wie wunderschön war dieser Ort und zu so früher Stunde noch nicht überfüllt. Auf spiegelglatten Wasser standen die Flamingos herrlich beleuchtet von der Morgensonne. Besonders schön wirkte ihre Spiegelung im Wasser, das an der weißen Salzverkrusteten Küste sich besonders schön abgrenzte. Staunend und tief begeistert von diesem Platz hatten meine Kamera und ich viel Spaß. Währenddessen bereitete Sebastian unser Frühstück an einem Picknickplatz für uns vor.
Danach fuhren wir eine längere Strecke durch diese unglaubliche Landschaft, kletterten immer weiter in die Höhe, 3500 m, nun sind wir auf 4000 m. Sebastian hatte in seiner Uhr einen Höhenmesser, sodass wir immer Bescheid wussten. Unsere Ziele waren mehrere Salzseen und Lagunen, alle im Vulkangebiet des Vulcano Miniques gelegen. Einige Offroads brachten uns dorthin, inklusive eines platten Reifens.
Jeder See für sich hatte seine eigene Schönheit, alle umgeben von den hohen Bergen, die sich im Wasser spiegelten. Überall konnten wir umherlaufen oder herum klettern, in dieser Höhe hat es sich sehr bemerkbar gemacht. Wenn ich mich für ein Foto bückte und wieder aufstand drehte es sich leicht, laufen in meinem üblichen Tempo nahm mir den Atem. Also einige Gänge runter schalten und tief durchatmen. So war ich nach ein paar Stunden in dieser Höhe ziemlich ermattet, begeistert von so viel noch nie gesehener Schönheit.
Langsam fuhren wir wieder etwas hinab bis zu einem kleinen Ort Socaire, der immerhin noch auf 3500 m liegt. Dort leben um die 200 Menschen, meist Farmer, die es tatsächlich schaffen aus diesem Boden Gemüse wachsen zu lassen. Wir bekamen dort in einem kleinen Restaurant unser spätes Lunch serviert, unter anderem eine wunderbar schmeckende Gemüsesuppe, was für ein Genuss für mich, lange nicht mehr gehabt. Langsam kamen meine Lebensgeister wieder zurück.
Zum Abschluss besuchten wir noch Toconao, ein kleines Dorf mit einem schönen Marktplatz, auf dem ein Kirchturm steht, der eine Tür aus Kakteenholz hat. Wieder eine Tür für meine Sammlung. Nach einem kleinen Einblick in das dörfliche Leben schafften wir noch die letzten 35 km bis nach San Pedro de Atacama. Ein wunderbarer Ausflug, der ganz ohne Bus und Massentourismus auskam!
Ein herrlicher Tag in einer unglaublichen Natur unserer Erde ging mein Tag sehr bewegt zu Ende!
Nachträglich am 4. Februar eingefügt!
Mein zweiter touristischer Ausflug war nicht ganz so erfolgreich. Dieses Mal kam ein Kleinbus gefüllt mit netten jungen Leuten. Der Guide konnte kaum Englisch bis auf einen Satz, den er mir auf dem ersten Stopp zu warf: „You are a beautiful woman“. Sehr nett, doch die interessanten Informationen gab es nur auf Spanisch. Immer wieder versuchte es Hector, so sein Name, mir etwas zu erklären, jedes Mal legte er seinen Arm dabei mir auf die Schulter, kleiner Ausgleich und natürlich schmeichelhaft für meine 61 Jahre!
Wir fuhren sehr schnell von unseren 2500 m auf eine Höhe von über 4000 m, mein Kreislauf machte mir mit jedem Schritt das Leben schwer. Neben mir saßen zwei süße Chileninnen, die fleißig Coca zu sich nahmen, hier zu kaufen in allen Variationen, als Bonbons, in Keksen und flüssig – nein keine Coca Cola. Beide fächelten trotzdem heftig um Luft zu bekommen.
Unsere Tour führte uns wieder zu den Salaren rund um die Vulkane in dieser Wüste, jeder mit einer anderen Besonderheit. Manche Bergmassive hatten sich zu sehr skurrilen Gebilden geformt, die besonders in der indigenen Kultur eine Bedeutung haben.
Dieser Kleinbus war schon erstaunlich, ohne 4×4 fuhren wir den halben Tag quer durch die Wüste, ohne Weg bergauf und bergab schaukelnd. An so mancher Stelle hätte ich gerne gestoppt und Fotos gemacht – ging nicht, Zeit musste eingehalten werden. Langsam kletterten wir bis auf 5000 m Höhe hinauf, schnauf und der Kopf hämmert. In dieser Höhe hielten sich leider die Wolken an diesem Tag fest, sodass dieses grandiose Panorama am Salar de Tara sich nicht ganz so spektakulär darstellte.
Am frühen Abend kam ich erschöpft und hungrig wieder in der Quinta Adele an, duschte und rauschte zu meinem Plaza, meinem Lieblingsplatz in San Pedro. Mir war auf der Tour zum ersten Mal kalt geworden, sodass ich es vorzog mich in die kräftige Sonne zu setzten, bestellte ein Lomo mit Tomatensalat. Doch irgendetwas war heute anders. Viel mehr Leute liefen hier umher und in der Ferne hörte ich Trommeln schlagen. 1. Februar, was kann das nur sein?
Ein Tisch weiter setzte sich ein deutsches Ehepaar zu zwei jungen Mädels, unterhielten sich so ähnlich wie ich, auch sie konnten kein Spanisch. Ich schnitzte ziemlich lange an meinem Fleisch herum, so richtig wollte es mir heute nicht schmecken. Was ist das, die Trommeln haben Trompeten und so allerlei Rhythmusklänge als Unterstützung bekommen und kommen immer näher.
Meine Tischnachbarin sprang mit ihrer Kamera auf und rannte den Klängen entgegen. Meine hatte ich zu Hause gelassen – brauche ich heute nicht mehr, genug Fotos gemacht!
Karneval in San Pedro beginnt am heutigen 1. Februar, farbenprächtige Kostüme, getragen von Jung und Älter, alle tanzen nach einem Rhythmus, gespielt von unterschiedlichen Kapellen. Zuerst zogen sie in die Kirche und ich saß gefesselt an meinem Platz, ohne Zahlung konnte ich nicht aufspringen und mein Essen stand auch noch vor mir, nur das Iphone bei mir; Ärger!
Meine deutsche Nachbarin kam zurück und berichtete: „Sie tanzen alle, doch jetzt sind sie in der Kirche“. Groll; na da kommen sie auch wieder heraus und vielleicht ziehen sie noch einmal um den Platz.
Ja, da kommen sie wieder, bunter, schöner und unglaublich schön anzusehen. Meine Nachbarn deuten mir an, auf meine Sachen aufzupassen, inzwischen waren wir ins Gespräch gekommen.
Fasziniert war ich von dieser rhythmischen Farbenpracht unterschiedlicher Gruppen, jede tanzte zu einer anderen Kapelle, der Grundrhythmus war immer der gleiche. Iphone Fotos und Videos, Qualität unter aller S.., es wurde inzwischen dunkel. Ach egal, mein Erlebnis, werde sicher noch mehr Karneval erleben auf meiner Weiterreise, tröstete ich mich selber.
Zurück am Tisch, meine Nachbarn hatten inzwischen meine Sachen an ihren gebracht, unterhielten wir uns noch lange über das Reisen und wen man so unterwegs trifft. Sorry, ich habe leider eure Namen in der Aufregung vergessen. Vielleicht bekomme ich von euch einmal eine Antwort, meine Reisekarte habt ihr bekommen!
Erfüllt von diesem Erlebnis schlief ich tief und fest ein letztes Mal in der Quinta Adele. Packen am frühen Morgen, Bleibe für Santiago bestätigen und schnell noch einmal zur Plaza – ohne Kamera! Groll, Ärger ….. unglaublich blöd von mir!
Sie waren alle wieder da, die Tänzer mit ihren unterschiedlichen Gruppen und Kostümen. Saßen gerade verteilt auf dem Platz und erholten sich. Um ein Uhr sollte es wieder losgehen, um ein Uhr musste ich bereit stehen für den Transfer zum Flughafen. Absolut der falsche Tag um diesen mir ans Herz gewachsenen Ort zu verlassen.
Jose, warum hast du mir dies nicht erzählt? Lächeln, ja und ändern hätte ich auch nichts daran können, umbuchen kostet mehr als der Flug.
So nahm ich mein Schicksal an, nicht überall sein zu können, entspannte mich mit den Gedanken, dass der wirkliche Karneval erst noch beginnt, in Peru sogar erst am Ende des Monats. Ohne meine Kamera darf ich einfach nicht los ziehen!
Weltnachrichten!
Nach einem kurzen Ausflug in das große Treiben dieses San Pedro wollte ich mich gleich schlafen legen. Doch wie fast jeden Abend, wenn ich Internet Zugang habe schaue ich mir kurz die Weltnachrichten an. Auch wenn mein Anliegen dieser Reise ist, das Positive in unserer wunderbaren Welt zu suchen, Großartiges habe ich auch schon gefunden, will ich schon wissen was die Nachrichten weltweit verbreiten. Nichts Gutes, wie ich fast immer feststellen musste!
Im Einzelnen kann und will ich mich hierzu nicht weiter auslassen, ich würde sicher kein Ende finden. Genau diese Nachrichten bestätigen allerdings meine Reise auf der Suche nach den großartigen Dingen dieser Welt, das Andere will ich gar nicht ausblenden, doch darf es uns nicht beherrschen – wir würden alle zu negativ denkenden Menschen werden und damit uns und unserer großen Welt keinen Gefallen tun. Das ist jetzt sehr allgemein gesprochen, auch hier würde es im Einzelnen jeglichen Rahmen sprengen.
Eines jedoch ist mir wichtig hier mit zu sagen. Nur wer sich selber ein Bild von unsrer unglaublich großen kulturell und landschaftlich unterschiedlichen Welt macht, erlebt am eigenen Leibe, dass es überall unglaubliche Menschen mit interessanten Kulturen gibt, die alle mit einer großartigen Hoffnung und Energie für ihr Land und ihre Zukunft alles tun, um sich und alle anderen eine Chance zu geben. Auf meiner Reise bin ich vielen Menschen begegnet, die mit großen Glauben und Energie immer wieder aufstehen und sich aus den schlimmsten Situationen selber heraus helfen. Gemeinschaften, die sich gegenseitig unterstützen, nicht wartend, dass ihnen andere helfen. Egal in welcher Kultur wir leben, nur wer selber etwas tut, verändert etwas, was auch immer von Nöten ist.
31. Januar 2016. In der Ruhe entstehen Klarheiten!
Heute habe ich mir einen absoluten Ruhetag verordnet, die gestrige Höhenluft in die Höhen der Anden hat mich sehr müde gemacht. Den Morgen habe ich gleich mit Fotoauswahl für die beiden nächsten Blogartikel begonnen, noch frisch und munter und ruhig genug um zu entscheiden.
Ein langes Skype Gespräch mit meinem Sohn Henny hat mir ebenfalls viel Freude bereitet, auch er verändert sich und es macht ihn sehr glücklich.
Mit dieser großen Gelassenheit schlenderte ich in das Innere von San Pedro, einen Spaziergang wollte ich heute schon noch machen und Hunger bekam ich am Nachmittag auch. So kehrte ich ein, in ein völlig unbekanntes kleines Restaurant mit Lunchmenu. Pollo mit Chilenen Tomatensalat, Huhn und Tomaten mit Zwiebeln, Aceto und Olivenöl, einfach doch die Tomaten schmecken hier großartig.
Durch das Gespräch über Veränderungen mit Henny kam ich zu diesem Thema wieder bei mir selber an und fragte mich noch einmal:
„Warum mache ich diese Reise“?
Im Laufe meines 60 jährigen Lebens haben sich Strukturen, Gewohnheiten und Bequemlichkeiten festgesetzt. Nicht alle sind für ein zufriedenes und ausgefülltes Leben dienlich. Soweit meine eigene Feststellung. Ein Jahr lang wollte ich etwas völlig anderes machen. Was ich mit diesem einen Jahr anfangen wollte hat sich erst viel später herauskristallisiert …
„Ein Jahr alleine um die Welt, nur mit mir und meiner Kamera“!
Nun bin ich schon beinahe 10 Monate unterwegs, habe Unglaubliches erlebt, Eindrücke aus unterschiedlichsten Kulturen gesammelt, bin mit unglaublicher Begeisterung an Neues herangegangen, teilweise bis zur Erschöpfung; mich davon immer wieder durch Neues inspiriert und aktiv und fit gemacht. Gerade Südamerika ist für mich eine besondere Herausforderung, ein kleines Tief habe ich überwunden, um jetzt mit neuen Ideen in die letzten zweieinhalb Monate mit meiner üblichen Neugierde zu gehen.
Warum mache ich diese Reise? Zehn Monate Erfahrung geben eine Antwort!
Alte festgefahrene Strukturen lassen sich am einfachsten auflösen, wenn man sich ganz „Neuem“ stellt! Für mich ist es die Weltreise – nur mit mir alleine und meiner gut gebrauchten Freundin „Kamera“ – ein perfektes Team mit einigen Blessuren, Kamera und ich!
Mich großen Herausforderungen stellen, Träume verwirklichen, verändern und befreien von verfestigten Strukturen – Lebensgewohnheiten – Erlerntem – Bequemlichkeiten!
Mut zu Neuen bringt mich in Schwung – raus aus der Bequemlichkeit, dem „Gesetzt sein“ – macht ungeheuer frei – meine Brise Freiheit!
Entscheidungen zu treffen, die ich mich lange nicht getraut habe, fallen mir jetzt leicht; mein altes Leben mit tausend unnützen Bindungen, lassen sich jetzt mit Klarheit fast von alleine lösen. Hinzu kommen die vielen materiellen Schönheiten, die zu andauernden Verpflichtungen führen, halten mich fest und machen mich unflexibel.
Von allem muss ich mich nicht lösen, sonst werde ich zu „flüchtig“. Welche Änderungen ich für mein Leben haben möchte, weiß ich schon allein durch die Tatsache, dass ich mit meinen 20 kg seit 10 Monaten hervorragend auskomme. Durch eine so starke Reduzierung des eigenen Bedarfs, habe ich gelernt, was mir wirklich wichtig ist. Eine Erfahrung die ich nur machen konnte, weil ich mich dem Unbekannten gestellt habe und mich nur noch um das Wesentliche zum Überleben kümmern muss.
Eine kleine Geschichte hierzu:
Wäsche waschen wird mit dieser kleinen Menge an Gepäck zur lebensnotwendigen Angelegenheit. Gewohnt war ich durch meine große Familie immer nur die besten Waschmaschinen und Trockner. Seitdem ich unterwegs bin wasche ich fast täglich einige meiner guten Stücke mit der Hand, je nach Klima sind es immer nur sehr wenige. Handwäsche funktioniert für mich am Besten, die erste Tube Rei war schnell verbraucht und nun? Große Waschmittelverpackungen kann ich nicht transportieren, also habe ich mir ein eigenes leicht gewichtiges Prinzip angewöhnt. Die alt hergebrachte Kernseife oder wenn möglich die moderne Variante „Vanish plus“ als Seife für den groben Dreck (gibt es ebenfalls weltweit), nachspülen mit meinem Duschgel zum weich werden und für den guten Duft.
Vorgestern habe ich hier in der hohen und staubigen Wüste von San Pedro Atacama eine Bike Tour gemacht. Staubig und völlig verdreckt stieg ich gemeinsam mit Shorts und Bluse unter die Dusche. Während ich genüsslich duschte, wurde am Boden auch meine Wäsche nass und konnte schon einmal vorweichen, Stöpsel in Waschbecken und Duschen gibt es „weltweit“ kaum. Sehr spaßig, praktisch und Zeit sparend!
Die Einfachheit hat mich kreativ und sehr flexibel werden lassen.
Sich Unbekannten stellen erfahre ich auf meiner Reise täglich, jeden Tag muss ich mich neu entscheiden, wo soll es jetzt hingehen, wo werde ich übernachten, wie komme ich dort hin, gefällt es mir dort, ist es sicher genug für meine ganze Technik, wo werde ich einkaufen können, essen ……………? Jeden Tag eine oder mehrere Unbekannte. Bequemlichkeit, gesetzt sein, unflexibel sein, zaghaft sein, keine Entscheidungsfreudigkeit ….., dies sind negative Attribute, die überhaupt nicht funktionieren.
Unbequemlichkeiten in Kauf nehmen, flexibel sein, sich frei entscheiden, mutig sein, Entscheidungen treffen, neugierig sein, Begeisterungsfähigkeit, einfach denkend, kreativ sein, ……, das sind die Attribute , die mich jeden Tag auf dieser Reise weiter bringen; Attribute, die sich auf jedes Leben übertragen lassen!
Für diese Erfahrungen würde ich jeden Tag wieder auf meine Weltreise von Neuem starten!