Swakopmund – Nebel, Wüste und mein Geburtstag

Es ist der 18. Mai 2015

Heute wird geschrieben, sonst ist bald alles vergessen. Ich befinde mich schon wieder in Windhoek, wo ich morgen um 10 Uhr abgeholt werde. Die große Safari durch das Buschmann Land bis Botswana und den Vic Falls in Simbabwe beginnt. Die nächsten 3 Wochen werden mich vollends ausfüllen mit tausenden von Eindrücken -schon jetzt komme ich gefühlt ins Taumeln.

Swakopmund! Die vierstündige Fahrt dorthin mit dem Town Hoper ab Windhoek gestaltete sich als sehr interessant. Mit mir im Auto saß ein Herr, dessen Familie schon vor sehr langer Zeit nach Südwestafrika ausgewandert ist. Er selber, ein Ingenieur, hat seinen Lebensmittelpunkt in Swakopmund gewählt. Von ihm erfuhr ich die tollsten Geschichten, Legenden aus unterschiedlichster Geschichtsepoche, über Minen, heute hauptsächlich Uran abbauend, Goldfunde, Diamanten, Honeymine, 11 Gräber in Brandberg, White Lady……..! Alles Geschichten, denen ich später einmal nachgehen möchte.

Die Zeit der Anreise verging wie im Fluge und plötzlich stand ich vor dem in der Kolonialzeit erbauten „Princess Rupprecht Heim“. Mein Hotel, welches vom Roten Kreus gleichzeitig als ein Altersheim geführt wird. Auch hier wurde wieder nur Deutsch gesprochen – hatte ich den Kopf doch gerade erst auf Englisch umgestellt, purzelte mir gleich wieder alles durcheinander.
Doch wie ist das kalt hier, nebelig und grau. Noch gab ich die Hoffnung auf den nächsten Tag nicht auf, es wird schon die Sonne durchkommen. Gewarnt wurde ich oft genug; doch wer nicht hören will, muss eben fühlen.
Mit großem Eifer versuchte ein junges Mädchen von der Rezeption Ausflüge und Restaurants für meine nächsten Tage zu buchen. Ich fühlte mich etwas überrumpelt, doch nach 2 Tagen wusste ich auch warum sie so viel buchen wollte – damit ich auch ja bleibe!

Eine Woche wollte ich mir die Füße im Meer umspülen lassen, nicht einmal habe ich sie hinein gesteckt. Mein Körper ist hier auf Wärme eingestellt, schon nachts friere ich fürchterlich und gehe mit Socken ins Bett. Hier in Swakop fror ich auch tagsüber bis auf die Knochen. Nach 2 Tagen bekam ich endlich einen „Heater“ ins Zimmer, der auch zum Wäsche trocknen nötig war.
Am ersten Abend war ich noch mit bester Vorfreude erfüllt und ging in das verrückteste Lokal ever, das „Tugs“, ein angeschwemmter alter Dampfer. Die Bar befand sich in den ehemaligen Schiffsaufbauten, der Rest wurde dazu gebaut. Ich bekam nur an der Bar einen Platz, doch das war genau richtig für mich. Tief Schwarze wirbelten dahinter mit Getränken und Essen herum, immer einen Spaß abgebend, lachend singend, tanzend; das pure Leben. Mit mir an der Bar mehrere Spätkommer, alle begeistert vom frischen Fisch in riesigen Portionen. Ich bestellte mir ein Tunasteak mit Sesam auf Salat. Mir wurde ein großer Teller mit einem riesen Steak gebracht, der Salat war damit fast bedeckt. Für meinen Magen nicht zu schaffen. Trotzdem war es ein sehr witziger Abend mit netter Unterhaltung und einem Glas zu viel Wein.

TunaSteakTunasteak mit Sesamkruste.

Am nächsten Morgen pochte mir mein Kopf ganz fürchterlich, zum einen weil ich ein sehr hartes Kopfkissen hatte, zum anderen wohl wegen des vielen Weins und dann noch diese Kälte. Eigentlich wollte ich gleich wieder weg, doch so leicht gebe ich ja nicht auf.
Also Stadt anschauen, alles soll hier so Deutsch sein! Einige sehr schöne alte Häuser stehen hier und erinnern an die Gründerzeit, doch Deutsch empfinde ich hier wenig. Es ist ein Deutsch der „Deutschstämmigen“ hier in Namibia. Breite Sandstraßen, die mich eher an Amerika erinnern, es fehlen nur die großen Reklameschilder. Bauten aus Holz, angestrichen wie unsere Gründerhäuser. Auf den Straßen sieht man viele Schwarze, dazwischen viele alte weiße Menschen; Swakopmund hat sich zu einer „Retired“ Stadt entwickelt. Die vielen alten Menschen vertragen das heiße Klima im Landesinneren nicht und ziehen sich daher lieber an die Küste zurück, die aber feucht und kalt ist.

Am zweiten Tag hatte ich eine „Tommi Living Dessert“ Tour gebucht, um 7:30 Uhr wurde ich abgeholt. Hoffentlich scheint dahinten auch die Sonne, ich brauchte dringend eine Aufwärmung.

Tommi war und ist „die Marke“ schlechthin. Ein gut aussehender Endfünfziger mit braunen krummen Beinen, Schnellredner in drei Sprachen gleichzeitig, doch jeder hat ihn verstanden und Spurenleser in der Wüste kann er wie ein Buschmann.
3 Allrad Fahrzeuge, gefüllt mit einer Menge Menschen. Ich hatte das Glück im nagelneuen Land Rover nur mit zwei jungen Amerikanern zu sitzen. Spannend wurde es gemacht. Nach ein paar Kilometern mussten wir die Luft der Reifen bis auf 1 Bar ablassen, damit man im weichen Sand fahren kann.
Mit viel Spaß zeigte uns Tommi die verborgenen Spuren in der Namib Wüste. Im Sand versteckte Schlangenaugen konnte er ausmachen – ich habe nichts gesehen. Ob Sandspuren, die sich in den Dünen bildeten, weil sich dort unter dem Sand eine Schlange bewegt hatte oder Kamelions, die sich farblich der Umgebung anpassen – Tommi fand so einige Spuren. Danach kamen die 4×4 Fahrzeuge zum vollen Einsatz. Dünen rauf und runter mit traumhaften Dünenformationen. Doch ganz wichtig ist zu erwähnen, dass diese Dünen unter Naturschutz stehen und man nicht wild umher fahren darf, sondern nur in den eingefahrenen Spuren.

Wüste 2

Mit einem großen Fundus an schönen Fotos kam ich wieder in Swakopmund an. Dort angekommen, ist es wieder sehr kalt. „Da werde ich nicht meinen Geburtstag verbringen, ich suche mir einen schönen warmen Ort“, dachte ich.

Ich wollte nur weg aus diesem für mich trostlosen Ort. Auch wenn es zu einer Weltreise gehört, nicht immer an den schönsten Plätzen sein zu können, mein Geburtstag wollte ich doch schöner gestalten. Wunderschöne Plätze fand ich im Internet, Lodges direkt in den Bergen am Rande der Salzpfannen mit spannenden Geschichten – doch für mich als Autoloser Mensch unerreicbar, die Entfernungen sind hier einfach endlos.
Also ging ich in die Namib Touristeninformation. Eine sehr hilfsbereite, deutschstämmige Dame half mir mit endloser Geduld. „Ja, diese Lodge gefällt mir“. „Sie können dort mit dem Bus hinkommen, man holt sie dann ab“. „Oder soll ich doch noch in den Namib Naukluft Park zu den roten Dünen“? „Ja, ab Freitag geht eine 3-tägige Tour dorthin, sie endet am Sonntagabend in Windhoek“. Meine Gedanken: Windhoek, da muss ich doch erst Dienstag sein, da mag ich auch nicht so gerne hin. „Ich rufe mal bei der Lodge an, ob die überhaupt frei haben“. Was für ein hin und her, ich konnte mich einfach nicht entscheiden. In der Ruhe vor dem großen Sturm „Safari“ wollte ich gerne noch etwas Ruhe genießen und an einem schönen Platz meinen Geburtstag verbringen; eine Entscheidung musste her!
Die Lodge hat erst ab Samstag freie Kapazitäten. „Ok, dann die 3 Tagestour in die rote Namib Wüste, da wollte ich doch so gerne hin“.

Gebucht und gestartet an meinem Geburtstag, Freitag, morgens um 10 Uhr.
Am Ende des Tages kam ich an einem wunderschönen Ort und konnte dort sogar ein wenig feiern. Es gab eine Geburtstagstorte und mein erstes afrikanisches, sehr rhythmische Geburtstagsständchen: mein Highlight diese Tages!

BdayCake

In Swakopmund hatte ich allerdings noch einen Tag mehr, den Donnerstag, der sogar etwas Sonne hervorbrachte. Ich machte einen langen Spaziergang an der „Palm Beach“. Das Bild veränderte sich total, plötzlich tauchten direkt an der Küste all die Prachtvillen auf, in denen wohl diese wohlhabenden Retired Menschen leben. Moderne, teilweise sehr interessante, architektonisch eigenwillige und moderne Gebäude, die mich sehr für diesen Ort überraschten.
An meinem Geburtstag bin ich nun an einem wunderschönen Ort am Rande des Namib Naukluft Parks im Dessert Camp angekommen. Das Zelt bestand eigentlich aus gemauerten Wänden mit einem Dach aus dicken Zeltbahnen, das Bad ensuite. Unser Guide Gabrielle war nicht nur Fahrer und Guide, sondern auch unser Koch.
Unsere Gruppe hatte viele Nationalitäten aufzuweisen, eine junge Japanerin, 2 Kanadier, 2 aus UK, ein Amerikaner und ich als Deutsche. Alle waren wir Einzelgänger, davon drei Frauen. Unglaublich wie viele Menschen alleine reisen. Auffallend war jedoch für mich, dass meine Begleiter auch gerne für sich bleiben wollten. Sie alle machten Urlaub und nicht wie ich eine lange Reise. Wenn ich Urlauber Paaren begegne, sind diese viel offener als meine Gruppe in der Namib Wüste. Sie wollten meist ihre Ruhe haben. Was auch immer sie zum allein reisen bewegt haben mag. Es muss schon ein großer Unterschied sein, sich lange bewusst alleine auf den Weg zu machen, als ein allein reisender Urlauber. Auch wieder eine interessante Erfahrung, die ich hier nicht weiter kommentieren möchte.

Gabrielle war nicht nur ein interessant aussehender junger Mann, er konnte auch unglaublich gut kochen. Er kochte allerdings nicht am Herd, sondern am offenen Feuer, mit Topf und Grill wie alle Schwarzen. Ich glaube dies macht Vieles besonders schmackhaft und das Fleisch besonders saftig.

Um 5:30 Uhr am nächsten Morgen war die Nacht zu Ende und es ging los nach Sossusvlei, mitten in die rote Sandwüste von Namibia. Schon die Fahrt war ein Traum. Das Licht kam langsam über die Dünen gekrochen, plötzlich erschien ein roter Ball, die Sonne, genau scheinend auf einen der Ballons, mit denen man auch die Wüste bewundern kann; ein erhebendes Gefühl.

Vorbei fuhren wir an der Dune 45, die höchste Düne dort, die leider von vielen Menschen bestiegen werden kann. Doch der Wind pustet die Spuren wieder fort.
Bis zu einem Parkplatz; ab hier fahren nur noch 4×4 Fahrzeuge. Mit 2 großen Kisten steigen wir um in so ein Fahrzeug und es geht tiefer hinein in die Dünen Landschaft, durch weichen, schwimmenden Sand, vorbei an steckengebliebenen Fahrzeugen.
Angekommen erklettern wir nun die „Big Papa“ Dune, „Ohje, wirklich ganz bis nach oben“? Gabriele grient! Step bei Step geht es aufwärts, auf dem Rücken mein schwerer Fotorucksack, wie ich den jetzt schon verfluche! Die Stiefel füllen sich langsam mit Sand, Platz habe ich keinen mehr darin und meine Zehen tun mir langsam weh. Auf der Hälfte eröffnet sich uns eine seit Jahrhunderten ausgetrocknete Flusspfanne. Abgestorbene Bäume vervollständigen dieses fantastische Bild; nix wie runter da! Alle lassen wir uns mehr taumelnd als laufend die Düne herunter rutschen, die Schuhe allerdings nicht mehr fühlend. Barfuß wäre eine Option, doch nicht in dieser Wüste, der Sand ist zu heiß.

Unten angekommen stolpern wir auf den ersten sichtbaren Stein. Schuhe aus, Füße wieder fühlen und den grandiosen Blick erhaschen. Lange hält es mich nicht auf dem Stein, was für tolle Motive, sicher schon hundertfach fotografiert, doch jeder schaut anders, so auch ich. Eine Stunde laufen, staunen, Fotos machen. Zwischen 500 bis 1000 Jahre war hier kein Wasser mehr und doch scheint alles gerade erst erstarrt zu sein, so als wäre erst vor kurzem das Wasser vergangen.

Foto Namib WüsteEin unglaublicher Ort, den die Natur hier bereithält.

Zurück zum 4×4 Fahrzeug geht es noch eine kurzes Stück weiter bis zur „Big Mama“ Dune. Unter schattigen Kameltrees stehen Bänke und Tische bereit. Unsere Kisten werden ausgeladen und ein perfektes Frühstück wird uns von Gabrielle bereitet; Café und Tee werden durch Mangosaft ersetzt.
Gabrielle, nachdem wir uns gestärkt haben: „Wer geht jetzt die „Big Mama“ rauf? Ich nicht, zu heiß“. Die drei Jungen, mit einem der älteren Kanadier und ich natürlich! „Big Mama“ muss ich doch wohl als fünffache Mama besteigen! Rucksack mit auf den Rücken, sehr blöd, hätten doch die Drei darauf aufgepasst. Wieder Step by Step aufwärts. Die Jungen allen voran, ich hinterher. Auf halber Strecke fragt der Kanadier, „wie alt bist du eigentlich gestern geworden?“. „61“. „Ok, ich bin 65.“ Na dann man los wir zwei. Auch wir waren fünf Minuten später als die Jungen, um die 30-jährigen, oben. Ein traumhafter Bick belohnte uns für diesen Aufstieg, doch da die anderen warteten, mussten wir nach kurzer Zeit wieder runter. Oh weh, meine Füße waren schon wieder eingeklemmt zwischen Schuh und einem Kilo Sand, die Zehen taten mir inzwischen sehr weh. „Nützt nichts, runter muss ich“.

Nach dieser langen Tour freuten wir uns auf unser Camp, Badelatschen an und keinen Schritt mehr gehen. Um 15:30 fahren wir zum Sisirem Canyon. Oh von dem hatte ich schon in einem Buch gelesen, „Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste.“ Zwei deutsche Männer, die sich 1942 mit Hund Otto 2 ½ Jahre in die Namib Wüste versteckt haben. Einer von ihnen wurde so krank, dass sie zurück mussten und danach ins Gefängnis kamen. Sie haben trotzdem überlebt, konnten somit das Buch schreiben. Wer das liest, weiß wie die Wüste hier tickt.

Ich dachte, bis dahin haben sich meine Füße wieder erholt. Nicht ganz, ich zog dummerweise auch noch meine Joggingschuhe an, anstatt die Wanderstiefel, vor denen hatte ich Respekt, dachte da passe ich jetzt noch nicht wieder rein.

Am Canyon angekommen, war es wieder Zeit zu Klettern. „Klar, eben Canyon“. Autsch, meine Zehen. Gabrielle fragte mich noch, ob ich joggen wollte. Haha!  Schmerz lass nach, funktionierte ganz gut nach einiger Zeit. Dieser Canyon kann schlagartig in der Regenzeit sehr viel Wasser führen, doch ist hier in dieser Gegend nicht jedes Jahr Regenzeit, zuletzt in 2011. Am Ende erkletterten wir immerhin ein kleines Wasserloch.

Am Abend konnten wir unsere Füße lange schonen und pflegen. Gabrielle kochte für uns einen riesigen afrikanischen Eintopf mit viel Gemüse und Fleisch, auch wieder am offenen Feuer. Ich habe zweimal zugelangt, so gut hat es mir geschmeckt.

Am nächsten Morgen gab es um 6:15 Uhr Frühstück, zuvor musste aber noch gepackt werden. Seitdem ich durch Afrika toure, bin ich zu einer Frühaufsteherin geworden. Um 6 Uhr bin ich immer schon auf den Beinen. Auf der großen Safari wird es es bestimmt ähnlich sein, schließlich hat der Tag hat hier in Afrika genau 12 Stunden Helligkeit, da passt man sich an.
Mein Packen an diesem Morgen war zum ersten Mal Stress pur. Mein weniges Gepäck hatte sich irgendwie zerflattert, nichts passte mehr zusammen, geschweige denn in meine Tasche. Fotoequipment zwischen Kleidung, schmutzige Kleidung zwischen Schuhen, Duschzeug im Rucksack, wo sind meine Ladegeräte….?

Wie soll das erst auf der Safari funktionieren, da krabbel ich ja schließlich auf dem Boden herum?! Da muss wieder System rein! Alles was ich auf der Safari nicht brauche kommt nach unten!

Nach dem Frühstück ging es auf langer Schüttelpiste nach Windhoek. Dort bleibe ich noch bis Morgen. Ab Mittwoch (20. Mai) geht es auf Safari! Viele Berichte werden folgen!

Da bin ich zur Stunde noch bis morgen früh. Bin heute 2 mal in die Stadt gelaufen, mit den schon oben geschilderten Erlebnissen. Campmatte gekauft.
Morgen habe ich hoffentlich noch Zeit in der Pension Uhland zu posten und den Blog zu füllen. Danach brauchen meine Fans etwas Geduld!

19.Mai.

Warte auf meinen neuen Safari Guide Frank.
Ist inzwischen gekommen und ich bin in der Pension Uhland gelandet.
Morgen um 8 Uhr startet meine große Safari, da werde ich lange nicht berichten können. Etwas Geduld müssen meine Leser dann aufbringen.

Ein Gedanke zu „Swakopmund – Nebel, Wüste und mein Geburtstag

  1. Christine Kisler

    Hi Katinka,
    ein Traum, was du alles so erlebst….ich beneide dich und denke so oft an dich!!!
    Gehab dich wohl, pass weiter auf dich auf und komme heile wieder – ist ja leider noch sooo lange!!!
    Dein Tinolinoschlips

    Antworten

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